23.11.12011, 00:09
von Hælvard
Gerne möchte ich den Beitrag von Rahanas http://www.pagan-forum.de/Thema-Starke-Frauen an dieser Stelle um ein weiteres Kapitel aus dem Leben von Aurelia Cotta erweitern.
Eine sehr schöne Geschichte, die darüber handelt, wie sich Menschen finden, die einfach zusammenpassen und -gehören.
Wer wird Aurelias Gatte?
Das erste Kennenlernen ...
Noch mal zusammengefaßt die Vorgeschichte:
Lange, lange Zeit und mit zunehmender Bedrängnis erhofften sich Marcus Cotta und seine Frau Rutilia – Onkel und Mutter der jungen Aurelia – eine Lösung für den Tag, an dem sie sich für einen der zahllosen Bewerber um die Hand ihrer Tochter entscheiden müßten.
Wie sie sich auch entscheiden würden, sie würden andere Bewerber damit vor den Kopf stoßen müssen. Einflußreiche Senatorenfamilien, deren Reichtum unermeßlich war.
Wie konnte man dieses Problem am elegantesten umgehen?
Die Lösung brachte eine Idee, die wohl letztlich von Gaius Marius stammte, aber durch seinen Freund Publius Rutilius Rufus, derweilen Konsul, als einzige in Betracht kommende Möglichkeit dieser mißlichen Lage zu entfliehen, liebend gerne von der Famile Cotta angenommen wurde. Aurelia sollte sich ihren Mann selbst auswählen!
Nun, man sprach in Rom davon, daß Aurelia Helena von Troja in nichts nachstehe, und ebenso groß war ihr Verehrerkreis. Selbst bereits verheiratete Männer stellten sich zur Wahl.
Aber für niemanden konnte sich Aurelia so recht entscheiden ...
Cotta und Rutilia befürchteten schon, daß sie als alte Jungfer endet, um nur keine falsche Entscheidung zu treffen. Dazu sei gesagt, daß Aurelias Vorbild keine geringere war als Cornelia, die Mutter der Gracchen. Eine Römerin durch und durch, die auch nach ihrem Tode lange Zeit von vielen Frauen verehrt wurde. Ihr Grabmal an der Via Latina war zu jeder Zeit mit Blumen geschmückt und es entstand ein regelrechter Kult, der aber nie offiziell anerkannt wurde. Die Römerinnen beteten an ihrem Grab um die Gaben, die mit Cornelias Namen verknüpft waren ... Cornelia, die Mutter der Gracchen, war zu einer Göttin geworden. Ihr Name war der Inbegriff eines unbesiegbaren Geistes angesichts bitterster Leiden.
Natürlich unterhielten sie sich, sie verbrachten sogar einen ganzen wunderbaren Abend. Rutilius Rufus stützte sich auf seinen linken Ellbogen und überließ ihnen das Feld, während er sich innerlich zu seiner klugen Idee gratulierte. Unter Hunderten junger Männer seiner Bekanntschaft hatte er den ausgewählt, der das Herz seiner Aurelia gefangennehmen würde. Selbstverständlich mochte er den jungen Gaius Julius Caesar außerordentlich gerne, und er war sicher, daß dieser in den kommenden Jahren seine hervorragenden Fähigkeiten unter Beweis stellen würde. Er vereinte alle Qualitäten eines großen Römers in sich, und er kam ja schließlich auch aus einer der besten Familien Roms. Und sollte die Neigung zwischen dem jungen Gaius und seiner Nichte sich vertiefen – woran Publius Rutilius Rufus keinen Zweifel hegte – wären zwischen ihm und seinem alten Freund Gaius Marius verwandtschaftliche Bande geknüpft. Als echter Römer hatte Rutilius Rufus diesen Aspekt nicht übersehen und war äußerst erfreut darüber. Die Kinder des jungen Gaius Julius und seiner Nichte Aurelia würden Vettern und Cousinen der Kinder von Gaius Marius sein.
Normalerweise war Aurelia zurückhaltend und hätte nie gewagt, jemanden auszufragen, doch diesmal vergaß sie ihre guten Manieren und stellte dem jungen Gaius Julius Caesar eine Frage nach der anderen. Sie erfuhr, daß er mit seinem Schwager Gaius Marius als zweiter Militärtribun in Africa gewesen und einige mail ausgezeichnet worden war – mit der corona muralis für die Schlacht um die Zitadelle am Mulucha, mit einem Banner für die erste Schlacht vor Cirta und mit neun silbernen Phalerae nach der zweiten Schlacht vor Cirta. Nach einer schweren Verwundung am Oberschenkel in dieser zweiten Schlacht war er ehrenhaft entlassen und nach Hause geschickt worden. All dies brachte Aurelia nur mühsam in Erfahrung, denn Gaius Julius erzählter viel lieber von den Heldentaten seines älteren Bruders Sextus.
In diesem Jahr, fand sie heraus, war er Münzbeamter, einer von drei Männern, die in den Jahren, bevor sie Senatoren wurden, Gelegenheit erhielten, etwas über Roms Wirtschaft zu erfahren, in dem sie die Verantwortung für das Prägen der Münzen trugen.
„Münzen verschwinden aus dem Umlauf“, sagte Gaius Julius, der noch nie zuvor eine so faszinierte und faszinierende Zuhörerin gehabt hatte. „Unsere Aufgabe ist es, neue Münzen prägen zu lassen – aber nicht einfach nach unserer Laune! Der Schatzmeister bestimmt, wie viele pro Jahr geprägt werden, und wir beaufsichtigen dann die Arbeiten.“
„Aber wie können Münzen denn einfach verschwinden?“ fragte Aurelia erstaunt.
„Oh, sie können in ein Abflußloch fallen oder bei einem großen Feuer verbrennen, und manche nutzen sich einfach ab“, sagte der junge Caesar. „Aber die meisten verschwinden, weil sie von jemanden gehortet werden. Und wenn Münzen gehortet werden, können sie ihre Aufgabe nicht erfüllen.“
„Und was ist ihre Aufgabe?“ fragte Aurelia, die noch nie viel mit Geld zu tun gehabt hatte, denn normalerweise erfüllten die Eltern ihre Wünsche, und überdies hatte sie keine großen Ansprüche.
„Nun, sie müssen von Hand zu Hand gehen“, antwortet Gaius Caesar. „Das nennt man Zirkulation.“
„Also macht ihr neue Münzen, um die zu ersetzen, die jemand hortet“, sagte Aurelia nachdenklich. „Aber die gehorteten Münzen sind doch immer noch da, nicht wahr? Was passiert, wenn plötzlich eine riesige Menge davon wieder in Umlauf gebracht wird?“
„Dann verliert das Geld an Wert.“
„Wir dürfen selbst entscheiden, was auf die Münzen geprägt wird“, erzählte Gaius eifrig.
„Wir haben Lose gezogen, wer welche Münzen mit welchem Abbild geprägt wird ...“
Im Herbst, erfuhr Aurelia, wollte Gaius Marius sich zum Militärtribun wählen lassen. Gegenwärtig hatte sein Bruder Sextus dieses Amt inne, und Sextus würde mit Gnaeus Mallius Maximus nach Gallien ziehen.
Nach dem letzten Gang des hervorragenden Essens setzte Onkel Publius seine Nichte in eine Sänfte und ließ sie gut bewacht nach Hause bringen, wie er es versprochen hatte. Seinen anderen Gast forderte er auf noch ein Weilchen zu bleiben.
„Nun, was hältst Du von meiner Nichte?“, fragte Publius Rutilius.
„Du könntest ebenso gut fragen, wie mir das Leben gefällt!“
„Du magst sie, hm“?
„Mögen? Ich bin verliebt in sie“, sagte der junge Caesar.
„Willst Du sie heiraten“?
„Selbstverständlich! Halb Rom will sie heiraten.“
„Das ist richtig, Gaius Julius. Entmutigt dich das?“
„Nein, ich werde bei ihrem Vater, – äh Onkel, um ihre Hand anhalten. Und ich werde versuchen sie wiederzusehen und sie für mich zu gewinnen. Es ist ein Versuch wert. Ich denke, daß ich ihr nicht gleichgültig bin.“
Rutilius Rufus lächelte. „Ja, das denke ich auch.“ Er erhob sich von seiner Liege. „Nun, Gaius Julius, erzähle deinem Vater von deinen Plänen, wenn du heimkommst, und suche morgen früh Marcus Aurelius auf. Mich mußt du jetzt entschuldigen, ich bin müde, und es ist Zeit für mich, ins Bett zu gehen.“ ...
Gerne möchte ich den Beitrag von Rahanas http://www.pagan-forum.de/Thema-Starke-Frauen an dieser Stelle um ein weiteres Kapitel aus dem Leben von Aurelia Cotta erweitern.
Eine sehr schöne Geschichte, die darüber handelt, wie sich Menschen finden, die einfach zusammenpassen und -gehören.
Wer wird Aurelias Gatte?
Das erste Kennenlernen ...
Noch mal zusammengefaßt die Vorgeschichte:
Lange, lange Zeit und mit zunehmender Bedrängnis erhofften sich Marcus Cotta und seine Frau Rutilia – Onkel und Mutter der jungen Aurelia – eine Lösung für den Tag, an dem sie sich für einen der zahllosen Bewerber um die Hand ihrer Tochter entscheiden müßten.
Wie sie sich auch entscheiden würden, sie würden andere Bewerber damit vor den Kopf stoßen müssen. Einflußreiche Senatorenfamilien, deren Reichtum unermeßlich war.
Wie konnte man dieses Problem am elegantesten umgehen?
Die Lösung brachte eine Idee, die wohl letztlich von Gaius Marius stammte, aber durch seinen Freund Publius Rutilius Rufus, derweilen Konsul, als einzige in Betracht kommende Möglichkeit dieser mißlichen Lage zu entfliehen, liebend gerne von der Famile Cotta angenommen wurde. Aurelia sollte sich ihren Mann selbst auswählen!
Nun, man sprach in Rom davon, daß Aurelia Helena von Troja in nichts nachstehe, und ebenso groß war ihr Verehrerkreis. Selbst bereits verheiratete Männer stellten sich zur Wahl.
Aber für niemanden konnte sich Aurelia so recht entscheiden ...
Cotta und Rutilia befürchteten schon, daß sie als alte Jungfer endet, um nur keine falsche Entscheidung zu treffen. Dazu sei gesagt, daß Aurelias Vorbild keine geringere war als Cornelia, die Mutter der Gracchen. Eine Römerin durch und durch, die auch nach ihrem Tode lange Zeit von vielen Frauen verehrt wurde. Ihr Grabmal an der Via Latina war zu jeder Zeit mit Blumen geschmückt und es entstand ein regelrechter Kult, der aber nie offiziell anerkannt wurde. Die Römerinnen beteten an ihrem Grab um die Gaben, die mit Cornelias Namen verknüpft waren ... Cornelia, die Mutter der Gracchen, war zu einer Göttin geworden. Ihr Name war der Inbegriff eines unbesiegbaren Geistes angesichts bitterster Leiden.
(09.05.12010, 17:31)Rahanas schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-34755.html#pid34755Nach all den inneren Kämpfen, die Aurelia mit sich austrug, all den sorgfältigen und doch fruchtlosen Erwägungen löste sich ihr Problem auf die natürlichste und einfachste Art der Welt – sie verliebte sich.
Natürlich unterhielten sie sich, sie verbrachten sogar einen ganzen wunderbaren Abend. Rutilius Rufus stützte sich auf seinen linken Ellbogen und überließ ihnen das Feld, während er sich innerlich zu seiner klugen Idee gratulierte. Unter Hunderten junger Männer seiner Bekanntschaft hatte er den ausgewählt, der das Herz seiner Aurelia gefangennehmen würde. Selbstverständlich mochte er den jungen Gaius Julius Caesar außerordentlich gerne, und er war sicher, daß dieser in den kommenden Jahren seine hervorragenden Fähigkeiten unter Beweis stellen würde. Er vereinte alle Qualitäten eines großen Römers in sich, und er kam ja schließlich auch aus einer der besten Familien Roms. Und sollte die Neigung zwischen dem jungen Gaius und seiner Nichte sich vertiefen – woran Publius Rutilius Rufus keinen Zweifel hegte – wären zwischen ihm und seinem alten Freund Gaius Marius verwandtschaftliche Bande geknüpft. Als echter Römer hatte Rutilius Rufus diesen Aspekt nicht übersehen und war äußerst erfreut darüber. Die Kinder des jungen Gaius Julius und seiner Nichte Aurelia würden Vettern und Cousinen der Kinder von Gaius Marius sein.
Normalerweise war Aurelia zurückhaltend und hätte nie gewagt, jemanden auszufragen, doch diesmal vergaß sie ihre guten Manieren und stellte dem jungen Gaius Julius Caesar eine Frage nach der anderen. Sie erfuhr, daß er mit seinem Schwager Gaius Marius als zweiter Militärtribun in Africa gewesen und einige mail ausgezeichnet worden war – mit der corona muralis für die Schlacht um die Zitadelle am Mulucha, mit einem Banner für die erste Schlacht vor Cirta und mit neun silbernen Phalerae nach der zweiten Schlacht vor Cirta. Nach einer schweren Verwundung am Oberschenkel in dieser zweiten Schlacht war er ehrenhaft entlassen und nach Hause geschickt worden. All dies brachte Aurelia nur mühsam in Erfahrung, denn Gaius Julius erzählter viel lieber von den Heldentaten seines älteren Bruders Sextus.
In diesem Jahr, fand sie heraus, war er Münzbeamter, einer von drei Männern, die in den Jahren, bevor sie Senatoren wurden, Gelegenheit erhielten, etwas über Roms Wirtschaft zu erfahren, in dem sie die Verantwortung für das Prägen der Münzen trugen.
„Münzen verschwinden aus dem Umlauf“, sagte Gaius Julius, der noch nie zuvor eine so faszinierte und faszinierende Zuhörerin gehabt hatte. „Unsere Aufgabe ist es, neue Münzen prägen zu lassen – aber nicht einfach nach unserer Laune! Der Schatzmeister bestimmt, wie viele pro Jahr geprägt werden, und wir beaufsichtigen dann die Arbeiten.“
„Aber wie können Münzen denn einfach verschwinden?“ fragte Aurelia erstaunt.
„Oh, sie können in ein Abflußloch fallen oder bei einem großen Feuer verbrennen, und manche nutzen sich einfach ab“, sagte der junge Caesar. „Aber die meisten verschwinden, weil sie von jemanden gehortet werden. Und wenn Münzen gehortet werden, können sie ihre Aufgabe nicht erfüllen.“
„Und was ist ihre Aufgabe?“ fragte Aurelia, die noch nie viel mit Geld zu tun gehabt hatte, denn normalerweise erfüllten die Eltern ihre Wünsche, und überdies hatte sie keine großen Ansprüche.
„Nun, sie müssen von Hand zu Hand gehen“, antwortet Gaius Caesar. „Das nennt man Zirkulation.“
„Also macht ihr neue Münzen, um die zu ersetzen, die jemand hortet“, sagte Aurelia nachdenklich. „Aber die gehorteten Münzen sind doch immer noch da, nicht wahr? Was passiert, wenn plötzlich eine riesige Menge davon wieder in Umlauf gebracht wird?“
„Dann verliert das Geld an Wert.“
„Wir dürfen selbst entscheiden, was auf die Münzen geprägt wird“, erzählte Gaius eifrig.
„Wir haben Lose gezogen, wer welche Münzen mit welchem Abbild geprägt wird ...“
Im Herbst, erfuhr Aurelia, wollte Gaius Marius sich zum Militärtribun wählen lassen. Gegenwärtig hatte sein Bruder Sextus dieses Amt inne, und Sextus würde mit Gnaeus Mallius Maximus nach Gallien ziehen.
Nach dem letzten Gang des hervorragenden Essens setzte Onkel Publius seine Nichte in eine Sänfte und ließ sie gut bewacht nach Hause bringen, wie er es versprochen hatte. Seinen anderen Gast forderte er auf noch ein Weilchen zu bleiben.
„Nun, was hältst Du von meiner Nichte?“, fragte Publius Rutilius.
„Du könntest ebenso gut fragen, wie mir das Leben gefällt!“
„Du magst sie, hm“?
„Mögen? Ich bin verliebt in sie“, sagte der junge Caesar.
„Willst Du sie heiraten“?
„Selbstverständlich! Halb Rom will sie heiraten.“
„Das ist richtig, Gaius Julius. Entmutigt dich das?“
„Nein, ich werde bei ihrem Vater, – äh Onkel, um ihre Hand anhalten. Und ich werde versuchen sie wiederzusehen und sie für mich zu gewinnen. Es ist ein Versuch wert. Ich denke, daß ich ihr nicht gleichgültig bin.“
Rutilius Rufus lächelte. „Ja, das denke ich auch.“ Er erhob sich von seiner Liege. „Nun, Gaius Julius, erzähle deinem Vater von deinen Plänen, wenn du heimkommst, und suche morgen früh Marcus Aurelius auf. Mich mußt du jetzt entschuldigen, ich bin müde, und es ist Zeit für mich, ins Bett zu gehen.“ ...
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!