17.11.12011, 13:52
Putin-Sekte in Russland – Heiliger Wladimir, bitte für uns
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,788824,00.html
Früher leitete Mütterchen Fotinja (62, sie glaubt die heilige Johanna zu sein) ein „Zentrum für kosmoenergetische Medizin“, heute betet sie zu Wladimir Putin. Ihre Sekte verehrt Russlands Herrscher als wieder geborenen Apostel Paulus. G*tt habe ihn gesandt, um das Land „auf das Kommen von Elvis vorzubereiten“. Die „Kapelle des Auferstehenden Rußlands“ ist ein drei geschossiger Bau aus weißem Backstein mit Erker, goldener Kuppel und verbeultem Tor. An der Pforte tauscht man staubige Stiefel gegen grüne Plastiksandalen. Dann breitet man die Gebetsteppiche aus Schaumstoff aus und betet zum neuen Schutzheiligen: Wladimir Putin – Alias Paulus. Frotinja erklärt, „ich verkünde, was G*tt mir offenbarte“. So wie Paulus vor seiner Bekehrung als Saulus Ch**sten verfolgt habe, so habe Putin einst die Rechtgläubigen bedrängt, als Geheimdienstoffizier in Diensten der Sowjetmacht. Die ließ Kirchen in Schwimmbäder verwandeln oder sprengen. Aber: „Als er Präsident wurde, stieg der Heilige Geist auf ihn herab“, sagt Fotinja. Seither leite Putin seine Schäfchen „weise, wie damals die Apostel.“
Wie in Bolschaja Jelnja schlägt die Zuneigung der Untertanen überall im östlichen Riesenreich mitunter in religiöse Verehrung um. So schwärmte Russlands Oberrabbiner vor ein paar Monaten Putin an, das Volk habe „allen Grund, G*tt zu bitten, Sie zu segnen. Jeden Tag und jede Stunde tun Sie einer Vielzahl Menschen Gutes, retten Sie Hunderte und Tausende Welten“, säuselte Berl Lasar.
Und Wladislaw Surkow, der einflußreiche Vizechef der Kreml-Verwaltung, sieht in Putin gar „einen Menschen, den das Schicksal und der Herr Rußland sandten“.
In Putins Heimatstadt Sankt Petersburg ließen die Stadtväter Plakate aufhängen, auf denen der Premier in Engelsgestalt segnend seine Hand über die Einwohner streckt. Putins Antlitz war in das Foto des Cherubims montiert, der die Spitze der Peter-und-Pauls-Kathedrale krönt. „Er trägt den Geist eines Zaren in sich“, sagt Mütterchen Fotinja. „Jeden Tag haben wir dafür gebetet, dass er wieder in den Kreml einzieht“, sagt sie.
Ihr Flehen wurde erhört. In einem Akt vollständiger Selbstaufgabe trug Noch-Präsident Dmitrij Medwedew am Wochenende bei einem Parteitag Putin die erneute Präsidentschaft an. Die 11.000 Delegierten und Partei-Anhänger von „Einiges Russland“ wirkten bei dieser Krönungsmesse im Moskauer Eispalast wie Gläubige.
„Die Beziehung zu Putin ist emotionaler als zu einem durchschnittlichen Politiker“, hat der Historiker Roy Medwedew einmal gesagt. „Er wird als eine Art moralischer Führer gesehen.“ Wladimir Putin ist zum Talisman einer Nation geworden. Laut Umfragen sehen 57 Prozent der Russen „Anzeichen für einen Putin-Kult“, gleichzeitig halten 52 Prozent das für eine positive Entwicklung. Putin werde alle Zukunftsprobleme kraft seiner Aura lösen, obwohl die Korruption seit Jahren ausufert und die Abhängigkeit des Landes von Rohstoffexporten beständig wächst.
Wenn es nach Sekten-Chefin Fotinja geht, hat das Volk ohnehin keine Wahl. „G*tt hat Putin eingesetzt, um Rußland auf das Kommen von Elvis vorzubereiten“, sagt sie. Der Premier selbst scheint sich der göttlichen Gunst mitunter nicht allzu sicher zu sein und stärkt seine Machtbasis. In Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, gründete er ein Wahlbündnis mit dem martialischen Namen „Volksfront“, um „Menschen mit frischen und interessanten Ideen heranzuziehen“. Staatsunternehmen wie die russische Post (400.000 Mitarbeiter) und die Eisenbahnen (eine Million) haben ihren Beitritt zur Volksfront erklärt, hinzu kommt die „Russische Agrarbewegung“, die angeblich 38 Millionen russische Landbewohner vereinigt, sowie eine unbekannte Anzahl Teilnehmerinnen des „ersten gesamtrussischen Blondinen-Treffens“.
In Bolschaja Jelnja breitet Mütterchen Fotinja die Arme aus. Erst eröffnete sie ein „Zentrum für kosmoenergetische Medizin“, dann den „Tempel des Auferstehenden Rußlands“. „Seht, die neue Eva ist auf die Erde gekommen“, ruft sie und meint sich selbst. Ihre Anhängerinnen glauben, Fotinja heile per Handaufl egen und könne auch Krankheiten wegbeten. Dafür stecken sie ihr manchmal Briefumschläge zu. „Für die Liebe“, steht auf den Couverts. Die orthodoxe Kirche bezichtigt sie der Hexerei, auch weil sie der örtlichen Gemeinde des „Heiligen Wundertäters Nikolai“ Konkurrenz und fromme Spender abspenstig macht. „Vor ein paar Jahren hat ihr die Kirche deshalb den Inlandsgeheimdienst FSB auf den Hals gehetzt“, erinnert sich ein pensionierter Armee-Offizier aus der Nachbarschaft.
„Damals fing sie an, Putin öffentlich als Heiligen zu verehren - um sich vor den Ermittlungen zu schützen“, sagt er. Es ist wie immer in Putins Rußland. Letztlich geht es nur ums Geld.
Paganlord meint: Wahnideen finden immer Anhänger, genauso wie die vielgesichtige Korruption. Putin besitzt im Westen dutzende von Grundstücken, Villen und Schlösser. Woher kommt wohl sein Wohlstand? Gewiß nicht aus G*ttes Geldsäckel.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,788824,00.html
Früher leitete Mütterchen Fotinja (62, sie glaubt die heilige Johanna zu sein) ein „Zentrum für kosmoenergetische Medizin“, heute betet sie zu Wladimir Putin. Ihre Sekte verehrt Russlands Herrscher als wieder geborenen Apostel Paulus. G*tt habe ihn gesandt, um das Land „auf das Kommen von Elvis vorzubereiten“. Die „Kapelle des Auferstehenden Rußlands“ ist ein drei geschossiger Bau aus weißem Backstein mit Erker, goldener Kuppel und verbeultem Tor. An der Pforte tauscht man staubige Stiefel gegen grüne Plastiksandalen. Dann breitet man die Gebetsteppiche aus Schaumstoff aus und betet zum neuen Schutzheiligen: Wladimir Putin – Alias Paulus. Frotinja erklärt, „ich verkünde, was G*tt mir offenbarte“. So wie Paulus vor seiner Bekehrung als Saulus Ch**sten verfolgt habe, so habe Putin einst die Rechtgläubigen bedrängt, als Geheimdienstoffizier in Diensten der Sowjetmacht. Die ließ Kirchen in Schwimmbäder verwandeln oder sprengen. Aber: „Als er Präsident wurde, stieg der Heilige Geist auf ihn herab“, sagt Fotinja. Seither leite Putin seine Schäfchen „weise, wie damals die Apostel.“
Wie in Bolschaja Jelnja schlägt die Zuneigung der Untertanen überall im östlichen Riesenreich mitunter in religiöse Verehrung um. So schwärmte Russlands Oberrabbiner vor ein paar Monaten Putin an, das Volk habe „allen Grund, G*tt zu bitten, Sie zu segnen. Jeden Tag und jede Stunde tun Sie einer Vielzahl Menschen Gutes, retten Sie Hunderte und Tausende Welten“, säuselte Berl Lasar.
Und Wladislaw Surkow, der einflußreiche Vizechef der Kreml-Verwaltung, sieht in Putin gar „einen Menschen, den das Schicksal und der Herr Rußland sandten“.
In Putins Heimatstadt Sankt Petersburg ließen die Stadtväter Plakate aufhängen, auf denen der Premier in Engelsgestalt segnend seine Hand über die Einwohner streckt. Putins Antlitz war in das Foto des Cherubims montiert, der die Spitze der Peter-und-Pauls-Kathedrale krönt. „Er trägt den Geist eines Zaren in sich“, sagt Mütterchen Fotinja. „Jeden Tag haben wir dafür gebetet, dass er wieder in den Kreml einzieht“, sagt sie.
Ihr Flehen wurde erhört. In einem Akt vollständiger Selbstaufgabe trug Noch-Präsident Dmitrij Medwedew am Wochenende bei einem Parteitag Putin die erneute Präsidentschaft an. Die 11.000 Delegierten und Partei-Anhänger von „Einiges Russland“ wirkten bei dieser Krönungsmesse im Moskauer Eispalast wie Gläubige.
„Die Beziehung zu Putin ist emotionaler als zu einem durchschnittlichen Politiker“, hat der Historiker Roy Medwedew einmal gesagt. „Er wird als eine Art moralischer Führer gesehen.“ Wladimir Putin ist zum Talisman einer Nation geworden. Laut Umfragen sehen 57 Prozent der Russen „Anzeichen für einen Putin-Kult“, gleichzeitig halten 52 Prozent das für eine positive Entwicklung. Putin werde alle Zukunftsprobleme kraft seiner Aura lösen, obwohl die Korruption seit Jahren ausufert und die Abhängigkeit des Landes von Rohstoffexporten beständig wächst.
Wenn es nach Sekten-Chefin Fotinja geht, hat das Volk ohnehin keine Wahl. „G*tt hat Putin eingesetzt, um Rußland auf das Kommen von Elvis vorzubereiten“, sagt sie. Der Premier selbst scheint sich der göttlichen Gunst mitunter nicht allzu sicher zu sein und stärkt seine Machtbasis. In Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, gründete er ein Wahlbündnis mit dem martialischen Namen „Volksfront“, um „Menschen mit frischen und interessanten Ideen heranzuziehen“. Staatsunternehmen wie die russische Post (400.000 Mitarbeiter) und die Eisenbahnen (eine Million) haben ihren Beitritt zur Volksfront erklärt, hinzu kommt die „Russische Agrarbewegung“, die angeblich 38 Millionen russische Landbewohner vereinigt, sowie eine unbekannte Anzahl Teilnehmerinnen des „ersten gesamtrussischen Blondinen-Treffens“.
In Bolschaja Jelnja breitet Mütterchen Fotinja die Arme aus. Erst eröffnete sie ein „Zentrum für kosmoenergetische Medizin“, dann den „Tempel des Auferstehenden Rußlands“. „Seht, die neue Eva ist auf die Erde gekommen“, ruft sie und meint sich selbst. Ihre Anhängerinnen glauben, Fotinja heile per Handaufl egen und könne auch Krankheiten wegbeten. Dafür stecken sie ihr manchmal Briefumschläge zu. „Für die Liebe“, steht auf den Couverts. Die orthodoxe Kirche bezichtigt sie der Hexerei, auch weil sie der örtlichen Gemeinde des „Heiligen Wundertäters Nikolai“ Konkurrenz und fromme Spender abspenstig macht. „Vor ein paar Jahren hat ihr die Kirche deshalb den Inlandsgeheimdienst FSB auf den Hals gehetzt“, erinnert sich ein pensionierter Armee-Offizier aus der Nachbarschaft.
„Damals fing sie an, Putin öffentlich als Heiligen zu verehren - um sich vor den Ermittlungen zu schützen“, sagt er. Es ist wie immer in Putins Rußland. Letztlich geht es nur ums Geld.
Paganlord meint: Wahnideen finden immer Anhänger, genauso wie die vielgesichtige Korruption. Putin besitzt im Westen dutzende von Grundstücken, Villen und Schlösser. Woher kommt wohl sein Wohlstand? Gewiß nicht aus G*ttes Geldsäckel.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!