06.10.12011, 14:28
Auch in den USA gibt es seit Wochen Proteste gegen die Macht der Banken. Zu ihrem Beginn wurde die amerikanische Protestbewegung von der Polizei niedergeknüppelt und von den Medien totgeschwiegen. Kein Fernseh-Sender berichtete darüber. Inzwischen sind die Proteste in New York derart angeschwollen, daß es sich nicht mehr verschweigen läßt, und auch das deutsche Fernsehen berichtet seit einigen Tagen darüber.
Frühling in Amerika
Die Anti-Wall-Street-Proteste greifen den Finanzkapitalismus an
Wann hat es das in den USA zuletzt gegeben? Seit drei Wochen demonstrieren New Yorker Bürger gegen die Macht der Hedgefonds und Spekulanten, es sind vor allem junge Leute, die aussehen, als seien sie direkt aus dem Herzen der postmodernen Coolness, aus den Szene-Cafés und Retro-Clubs, auf die Straße gestolpert. Doch erstaunlich an diesem Aufruhr ist nicht, dass es ihn gibt, sondern dass er erst jetzt ausbricht. Denn seit Langem ist der American Dream ausgeträumt; die USA haben die höchste Armutsquote aller industrialisierten Länder, fast jeder sechste Amerikaner – und das sind 46 Millionen Bürger – lebt unterhalb der Armutsgrenze, jeder siebte bezieht Lebensmittelmarken. Die einen stochern im Müll, die anderen bekommen neunstellige Abfindungen, sobald sie ihre Firma in den Sand gesetzt haben.
Verblüffend ist aber auch: Nicht Philosophen oder Sozialwissenschaftler sind die Mentoren der neuen Protestbewegung, sondern Ökonomen – also jene Zunft, die von den Achtundsechzigern zuverlässig als »Lakaien des Kapitals« ausgepfiffen wurde. Paul Krugman zählt ebenso zu den Zitierzeugen der Anti-Wall-Street-Bewegung wie Simon Johnson, der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Johnson nimmt kein Blatt vor den Mund. Für ihn ist die Finanzoligarchie die wahre Macht im Staate, und deshalb müsse man den »Einfluss der Wall Street brechen«. Die Demonstranten sagen es kaum anders: »Occupy the Wall Street!«
Der Held der Bewegung aber ist der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz. Am Sonntag rechnete der berühmte Ökonom den Demonstranten vor, dass das obere eine Prozent der Bevölkerung vierzig Prozent des Gesamtvermögens besitzt. »Amerika betreibt Ungleichheit auf Weltklasseniveau.« Doch Geldmacht ist zugleich politische Macht. »Fast alle Entscheidungsträger für Handels- und Wirtschaftspolitik stammen aus dem oberen einen Prozent.« Nun darf sich Stiglitz durch die Proteste bestätigt fühlen. Vor Kurzem noch hatte er sich in Vanity Fair gefragt, warum der rebellische Funke nicht längst vom arabischen Raum auf sein Land übergesprungen sei.
Tausende demonstrieren in New York gegen Banken
Die Proteste an der Wall Street finden immer größeren Zulauf. Am Mittwoch schlossen sich mehrere US-Gewerkschaften den Demonstranten an, die seit Wochen ihren Unmut über die Macht von US-Banken auf die Straße tragen. Rund 5000 Menschen demonstrierten in New York – so viele wie noch nie.
http://www.morgenpost.de/politik/ausland/article1785361/Tausende-demonstrieren-in-New-York-gegen-Banken.html
Frühling in Amerika
Die Anti-Wall-Street-Proteste greifen den Finanzkapitalismus an
Wann hat es das in den USA zuletzt gegeben? Seit drei Wochen demonstrieren New Yorker Bürger gegen die Macht der Hedgefonds und Spekulanten, es sind vor allem junge Leute, die aussehen, als seien sie direkt aus dem Herzen der postmodernen Coolness, aus den Szene-Cafés und Retro-Clubs, auf die Straße gestolpert. Doch erstaunlich an diesem Aufruhr ist nicht, dass es ihn gibt, sondern dass er erst jetzt ausbricht. Denn seit Langem ist der American Dream ausgeträumt; die USA haben die höchste Armutsquote aller industrialisierten Länder, fast jeder sechste Amerikaner – und das sind 46 Millionen Bürger – lebt unterhalb der Armutsgrenze, jeder siebte bezieht Lebensmittelmarken. Die einen stochern im Müll, die anderen bekommen neunstellige Abfindungen, sobald sie ihre Firma in den Sand gesetzt haben.
Verblüffend ist aber auch: Nicht Philosophen oder Sozialwissenschaftler sind die Mentoren der neuen Protestbewegung, sondern Ökonomen – also jene Zunft, die von den Achtundsechzigern zuverlässig als »Lakaien des Kapitals« ausgepfiffen wurde. Paul Krugman zählt ebenso zu den Zitierzeugen der Anti-Wall-Street-Bewegung wie Simon Johnson, der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Johnson nimmt kein Blatt vor den Mund. Für ihn ist die Finanzoligarchie die wahre Macht im Staate, und deshalb müsse man den »Einfluss der Wall Street brechen«. Die Demonstranten sagen es kaum anders: »Occupy the Wall Street!«
Der Held der Bewegung aber ist der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz. Am Sonntag rechnete der berühmte Ökonom den Demonstranten vor, dass das obere eine Prozent der Bevölkerung vierzig Prozent des Gesamtvermögens besitzt. »Amerika betreibt Ungleichheit auf Weltklasseniveau.« Doch Geldmacht ist zugleich politische Macht. »Fast alle Entscheidungsträger für Handels- und Wirtschaftspolitik stammen aus dem oberen einen Prozent.« Nun darf sich Stiglitz durch die Proteste bestätigt fühlen. Vor Kurzem noch hatte er sich in Vanity Fair gefragt, warum der rebellische Funke nicht längst vom arabischen Raum auf sein Land übergesprungen sei.
Tausende demonstrieren in New York gegen Banken
Die Proteste an der Wall Street finden immer größeren Zulauf. Am Mittwoch schlossen sich mehrere US-Gewerkschaften den Demonstranten an, die seit Wochen ihren Unmut über die Macht von US-Banken auf die Straße tragen. Rund 5000 Menschen demonstrierten in New York – so viele wie noch nie.
http://www.morgenpost.de/politik/ausland/article1785361/Tausende-demonstrieren-in-New-York-gegen-Banken.html