04.08.12011, 12:15
Tannhäuser in der Biogasanlage
Die neue "Tannhäuser"-Inszenierung von Sebastian Baumgarten ist bei den Bayreuther Festspielen durchgefallen - drei Stunden lang Tanks, Schläuche und Kessel anzuschauen, war dem überwiegenden Teil des Premierenpublikums zu viel.
In einem Meer aus Buhrufen für das Regieteam um Sebastian Baumgarten ist die neue Inszenierung des "Tannhäuser" von Richard Wagner zur Eröffnung der 100. Bayreuther Festspiele zu Ende gegangen.
Drei Stunden ununterbrochen diverse Kessel und einen Alkoholtank anschauen zu müssen, war denn doch dem überwiegenden Teil des Premierenpublikums zu viel. Hingegen gab es viele Bravi für die Solisten und orkanartigen Beifall für den Festspiel-Chor. Das Bayreuth-Debüt des neuen Tannhäuser Lars Cleveman fiel allerdings bescheiden aus.
Baumgarten und sein Bühnenbildner Joep van Lieshout verorten die Wartburg in einer riesigen Biogasanlage. Im Hintergrund steht der knallrote Alkoholator. Gastanks und allerlei andere Behälter mit dicken Schläuchen wecken Fabrikatmosphäre. Biogas entsteht aus menschlichem Abfall, und dieses Gas wird wiederum zur Herstellung von Nahrung verwendet - für den Bühnenbildner entspricht diese Installation dem System, wie es auch auf der Wartburg herrscht. Das verwöhnte Publikum auf dem "Grünen Hügel" wusste damit freilich nichts anzufangen. Manch enttäuschter Zuschauer schrie seine Wut gar in Fäkalsprache heraus.
In seiner "Tannhäuser"-Inszenierung versucht Baumgarten den Konflikt des Titelhelden zwischen wahrer Liebe im geordneten System der Wartburg und bloßer Begierde in der sinnlichen Welt der Venus herauszuarbeiten. Cleveman wird den hohen Ansprüchen an die Rolle bei seinem Bayreuth-Debüt aber kaum gerecht. Seinem Tenor fehlt der Glanz, das Dramatische in der Stimme, er kann keine musikalischen Bögen spannen. Entsprechend verhalten fiel der Beifall am Ende für ihn aus.
Camilla Nylund als Elisabeth steigerte sich im Laufe des Abends hörbar, während Stephanie Friede als schwangere Venus mitunter unschön forcierte. Günther Groissböck überzeugte als Landgraf, Michael Nagy gab einen fast lyrischen Wolfram von Eschenbach - allesamt Debütanten auf dem "Grünen Hügel".
Thomas Hengelbrock - auch er zum ersten Mal bei den Bayreuther Festspielen engagiert - jagte mit flotten Tempi beinahe durch das dreistündige Werk Richard Wagners. Das bestens disponierte Festspielorchester mit glänzend aufspielenden Blechbläsern folgte ihm aber diszipliniert.
Die neue "Tannhäuser"-Inszenierung von Sebastian Baumgarten ist bei den Bayreuther Festspielen durchgefallen - drei Stunden lang Tanks, Schläuche und Kessel anzuschauen, war dem überwiegenden Teil des Premierenpublikums zu viel.
In einem Meer aus Buhrufen für das Regieteam um Sebastian Baumgarten ist die neue Inszenierung des "Tannhäuser" von Richard Wagner zur Eröffnung der 100. Bayreuther Festspiele zu Ende gegangen.
Drei Stunden ununterbrochen diverse Kessel und einen Alkoholtank anschauen zu müssen, war denn doch dem überwiegenden Teil des Premierenpublikums zu viel. Hingegen gab es viele Bravi für die Solisten und orkanartigen Beifall für den Festspiel-Chor. Das Bayreuth-Debüt des neuen Tannhäuser Lars Cleveman fiel allerdings bescheiden aus.
Baumgarten und sein Bühnenbildner Joep van Lieshout verorten die Wartburg in einer riesigen Biogasanlage. Im Hintergrund steht der knallrote Alkoholator. Gastanks und allerlei andere Behälter mit dicken Schläuchen wecken Fabrikatmosphäre. Biogas entsteht aus menschlichem Abfall, und dieses Gas wird wiederum zur Herstellung von Nahrung verwendet - für den Bühnenbildner entspricht diese Installation dem System, wie es auch auf der Wartburg herrscht. Das verwöhnte Publikum auf dem "Grünen Hügel" wusste damit freilich nichts anzufangen. Manch enttäuschter Zuschauer schrie seine Wut gar in Fäkalsprache heraus.
In seiner "Tannhäuser"-Inszenierung versucht Baumgarten den Konflikt des Titelhelden zwischen wahrer Liebe im geordneten System der Wartburg und bloßer Begierde in der sinnlichen Welt der Venus herauszuarbeiten. Cleveman wird den hohen Ansprüchen an die Rolle bei seinem Bayreuth-Debüt aber kaum gerecht. Seinem Tenor fehlt der Glanz, das Dramatische in der Stimme, er kann keine musikalischen Bögen spannen. Entsprechend verhalten fiel der Beifall am Ende für ihn aus.
Camilla Nylund als Elisabeth steigerte sich im Laufe des Abends hörbar, während Stephanie Friede als schwangere Venus mitunter unschön forcierte. Günther Groissböck überzeugte als Landgraf, Michael Nagy gab einen fast lyrischen Wolfram von Eschenbach - allesamt Debütanten auf dem "Grünen Hügel".
Thomas Hengelbrock - auch er zum ersten Mal bei den Bayreuther Festspielen engagiert - jagte mit flotten Tempi beinahe durch das dreistündige Werk Richard Wagners. Das bestens disponierte Festspielorchester mit glänzend aufspielenden Blechbläsern folgte ihm aber diszipliniert.
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.
Cosima Wagner
Cosima Wagner