29.04.12011, 15:27
Geza schrieb:Leider kamen nun ab etwa 2000 in Deutschland Kräfte auf, die alles versuchten, dem Ásatrú die religiösen Bezüge abzusprechen und es zu etwas beliebigem ohne feste Regeln zu machen. Man deutete die Übersetzung um zu "asentreu" (statt "asengläubig", z. B. in "Wikipedia") und brachte es mit Fantasy- und Mittelalterszenen zusammen. Mittlerweile verkommt deutsches Ásatrú zu einem reinen Mummenschanz für Rocker (die "Hells Angels" betreiben in Berlin die Gaststätte "Zum Germanen") und Heavy-Metal-Fans. Also ein relativ primitives, drogenkonsumierendes Volk ohne tiefergehende geistige Interessen. Ásatrú als religiöses Deckmäntelchen für alle Untugenden, die man hat und ausleben will. Gardenstone ordnete den Göttern alkoholische Mischgetränke zu, z. B. Iduna Whisky-Cola (wenn ich mich nicht irre). Mit Tradition und Kultur wollte man nichts mehr zu tun haben, es waren ja eh die Gescheiterten der Gesellschaft, die sich nun unter dem Namen "Asatru" (nun ohne Akzente geschrieben) versammelten.
So,nun mal ganz objektiv: Es wird immer Menschen geben,die einen Glauben zu ihren Gunsten nutzen.Man braucht sich hierbei nur mal die Potzobersten der katholischen Kirche als Beispiel herzunehmen. Auch weiß ich,dass die Nazis,seit sie existieren,gern mal auf germanische und nordische Mythologie zurückgreifen, um den Leuten ihr Bild vom Übermenschen zu vermitteln.Aber denen fehlt tatsächlich völlig der Kontext zum alten germanischen Glauben. Das mit den Rocker-Banden ist mir neu.Aber da immer mehr Rocker in die rechte Szene abdriften,ist es nicht verwunderlich,dass auch die sich auf die alten Germanen berufen.Auch die haben keinen wirklichen Kontext zum Glauben.
Was nun die Metalszene betrifft: ich stimme nicht mit dir überein, dass Metaler " ein relativ primitives, drogenkonsumierendes Volk ohne tiefergehende geistige Interessen" sind.Hier bestätigen Ausnahmen wie immer die Regel.Was man in den Medien sieht,sind meist pöbelnde,saufende,langhaarige und "Wacken" schreiende Idioten,die unter einem Festivalwochenende Komasaufen verstehen und denen es im wesentlichen gar nicht mehr um die Musik geht,sondern nur darum,möglichst schnell besoffen zu sein.Was die Medien nicht zeigen,sind die Leute die Igeneurswesen,Soziologie oder Medizin (usw.) studiert haben und davon gibt es in der Metalszene relativ viele.Die verbringen ihre Freizeit auch nicht damit,zu saufen,sondern um zu lernen,zu lesen und ,wenn sie mal die Zeit zwischen eben jenen Tätigkeiten finden,ein Festival zu besuchen,quasi zum entspannen. Das Asatru und die Metalszene zusammengefunden haben,liegt daran,dass etliche Bands (meist aus Skandinavien stammend) ihren Glauben in ihrer Musik wiedergeben wollten, wie es zum Beispiel bei der Gruppe Týr von den Färöer Inseln der Fall ist.Auch beschäftigen sich viele dieser sogenannten Viking Metal oder Pagan Metal Bands mit der Geschichte ihres Heimatlandes und kommen alle auf einen Punkt: die Wikinger.Und an was glaubten die Wikinger vor ihrer Chr*stianisierung?An Odin,Thor,Tyr etc...Ich denke,viele der skandinavischen Metalbands fanden über Geschichte zu ihrem Glauben.Und man stelle sich vor,auch die saufen nicht alle hörnerweise Met oder Bier.Das mit den Metalern kann man also nicht verallgemeinern,nur weil sie in den Medien schlecht dargestellt worden sind.HipHoper sind auch nicht alle Möchtegerngangster und kommen aus dem Ghetto,nur weil sie in den Medien häufig so dargestellt werden.Einige wohnen in einer schicken Vorstadtsiedlung,haben einen geregelten Tagesablauf und hören halt einfach gern ebendiese Musik.
Was Gardenstone betrifft: er verbindet die germanischen Gottheiten nicht nur mit alkoholischen Getränken, sondern auch mit alkoholfreien,wie Mineralwasser etc.Iduna verbindet er mit Cola oder Apfelsaft-Schorle.Wieso er das tut?Ja,keine Ahnung? In seinem Buch über Asatru verbindet er aber nicht nur Götter mit Getränken,sondern schreibt über ihren Zuständigkeitsbereich,die zu ihnen gehörenden Runen,ihre Attribute,Tiere und Pflanzen,mit denen er die Götter verbindet und Edelsteine,die er mit den Göttern in Zusammenhang bringt.Aus meiner Sicht sieht Gardenstone Asatru noch von einer anderen,esoterischen Seite.Ist nicht Jedermanns Geschmack und ich bin auch nicht ganz so esoterisch veranlagt,aber es gibt auch viele interessante Dinge in seinem Buch zu lesen,wie zum Beispiel über Feste der Germanen,Eide,Skaldik,Symbolik etc.Ich finde es lesenswert,aber das ist Geschmackssache.
Freydis