25.10.12010, 13:46
Zitat:Da kann ich nichts Erstrebenswertes dran finden und ich kann mir nicht vorstellen, daß es das Ergebnis des Denkprozesses/der Lebenserfahrung eines "Weisen" sein soll, sein eigenes Heil von dem eines anderen abhängig zu machen. Das ist doch wohl eher der idealisierten Vorstellung eines, in der Tradition einer bestimmten Religion lebenden Schreibergehirns entsprungen. (Opfere dich für andere auf und du wirst belohnt werden.... oder so ähnlich.)
Andere Möglichkeit: Der "Weise" ist entweder derart von Überheblichkeit durchdrungen (und dadurch selbst nicht frei), daß er glaubt, Alexander schnell von allen Begierden befreien zu können (und somit Alexander ihn gleichzeitig befreit) oder aber er ist einfach gerissen und benutzt Alexander zum gleichen Zweck.
Ich glaube, Du denkst zu negativ und zu weltlich. *g*
Dieser Philosoph ist aus freien Stücken mit Alexander mitgegangen, weil er ihn wohl mochte und vielleicht auch an seinen Abenteuern teilnehmen wollte. Das alles im Bewußtsein, daß sich diese Tat auf sein Leben derart auswirken wird, daß er sich mit Alexander (geistig) verbindet und durch diese Verbundenheit womöglich zu einer erneuten Inkarnation gezwungen wird. Mit anderen Worten: Es spricht für Alexander, daß er einen so großen Eindruck auf diesen Weisen gemacht hatte, daß dieser ihm aus freien Stücken folgen wollte. Zu dieser Zeit war man wohl dem irdischen Leben noch nicht überdrüssig genug, um solche eine Entscheidung als dümmlich abzutun.
Heute würde ich das aber wohl ähnlich sehen, aber vor 2.300 Jahren, als Alexander gelebt hatte, sonnte man sich eben gerne in seiner Gegenwart.
Zitat:Solche Geschichtchen schreibt Jemand und dieser Jemand färbt sie entsprechend seiner eigenen Vorstellung/Kultur/Entwicklung ein. Und sollte es sich hier um einen uralten Text handeln (was ich bezweifle - die Quellenangabe fehlt!), dann ist er übersetzt. Ich denke, jeder hier weiß, wie sehr sich Texte durch Übersetzung allein schon von einer Sprache in die andere ändern können und u.U. Bedeutungen, Schwerpunkte verwässert werden. Wie ist es dann erst, wenn Texte von einer anderen Kultur und einer anderen Epoche (in unserem Fall ein paar Tausend Jahre) ins Deutsche übersetzt werden/eingedeutscht werden? (Aus einer Sprache, die es eventuell in der Jetztzeit gar nicht mehr gibt in eine Sprache, die es damals noch gar nicht gab.)
Du hast im allgemeinen schon recht, was die Übertragung von Texten in andere Sprachen und Epochen anbelangt. Da muß man schon sehr genau und sorgsam sein, und manche Texte eignen sich überhaupt nicht für eine Übersetzung (manchmal gibt es auch entsprechende Hinweise auf eine Nichtübertragbarkeit, da Hintergründe und Wissen zu den Geschichten nicht vorausgesetzt werden können). Diese sollte man in der Originalfassung also belassen.
Dieser Text stammt aber wahrscheinlich aus der Feder von Plutarch. Plutarch war zwar kein Zeitgenosse von Alexander, er wurde fast 400 Jahre später erst geboren, aber er hatte noch Zugriff auf heute verloren gegangene Werke, die er auch teilweise benennen kann.
Plutarch war kein Historiker, sondern ein Biograph, daher legt er auch besonderen Wert darauf, die von ihm ausgesuchten Persönlichkeiten mit positiven und negativen Eigenschaften so realitätsnah wie möglich zu beleuchten. Es wäre jetzt müßig sich darüber zu unterhalten, inwiefern ihm das gelungen ist, denn die Quellen von damals liegen einfach zu einem großen Teil nicht mehr vor.
Jetzt muß man sich also selbst die Mühe machen und sich die Taten/Geschichten anschauen, die überliefert sind, um zu entscheiden, ob es paßt oder nicht.
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!