23.08.12010, 09:02
Ja du nun wieder, verehrter Dancred - aber ich hatte es ernst gemeint. Ich glaube er hatte einen Sinneswandel. Denn auf der Bühne hatte er sich in den letzten Jahren von der Rolle des Provokateurs verabschiedet. Schon seine „Parsifal“-Inszenierung vor sechs Jahren bei den Bayreuther-Festspielen, irritierte seine alten Anhänger sehr.
2004 inszenierte er in Bayreuth den "Parsifal". Das Leiden Amfortas' wurde für Schlingensief zum Leiden der Welt: Seine Gralsburg und die Heimat der Gralsritter erschienen als modifizierte brasilianische Favela mit Guantánamo-Appeal. Daneben ein Friedhof der Künste mit der Mona Lisa als Grabstein, Warhols Suppendose, Hermann Nitschs Blutsudeltüchern, überblendet von einer wahren Videoprojektionsorgie verfremdeter Schwarz-Weiß-Bilder eines Voodoo-Rituals. Assoziatives Übergesamtkunstwerk.
Dann inszenierte Schlingensief 2007 in Manaos den "Fliegenden Holländer" aus dem Geist brasilianischer Sagen. Schlingensief erzählte von den rosaroten Delfinen im Amazonas und davon, dass die Indios daran glauben, dass sich die Tiere nachts einen Anzug anziehen, auf Landgang ausschwärmen und junge Frauen schwängern. Verfaulten in seinem Bayreuther "Parsifal" auf der Leinwand Kaninchen im Zeitraffer, konnte man in Manaos während der Ouvertüre Larven in monströser Großaufnahme dabei zusehen, wie sie langsam schlüpfen. Eher nebenbei wurden junge Mädchen geköpft, am Ende musste sogar Senta, die vergeblich Liebende, daran glauben. Nichts für zimperliche Wagnerianer.
2008 inszenierte Schlingensief an der Deutschen Oper in Berlin die erste szenische Aufführung der Braunfels-Oper "Jeanne d'Arc" beziehungsweise er ließ sie inszenieren, da seine schwere Erkrankung ihn ans Krankenbett fesselte. Anna-Sophie Mahler, Søren Schuhmacher und Carl Hegemann realisierten seine Konzeption. Afrikanische Schamanen, Nikolaus samt Rentierschlitten, ein buntes Kostüm-Tohuwabohu. Und wiederum Videos über Videos. Von Gewürm, Bakterien, Zersetzungsprozessen und von nepalesischen Leichenverbrennungen. Nicht jeder hat das verstanden.
Jedenfalls hatte er es als bekennender Katholik (!) ganz schön mit Schamanismus, Voodoo usw. Aber das ist ja nicht Neues, daß Katholiken sich in schwarzmagischen Praktiken üben. Ist ja im Grunde auch dasselbe.
2004 inszenierte er in Bayreuth den "Parsifal". Das Leiden Amfortas' wurde für Schlingensief zum Leiden der Welt: Seine Gralsburg und die Heimat der Gralsritter erschienen als modifizierte brasilianische Favela mit Guantánamo-Appeal. Daneben ein Friedhof der Künste mit der Mona Lisa als Grabstein, Warhols Suppendose, Hermann Nitschs Blutsudeltüchern, überblendet von einer wahren Videoprojektionsorgie verfremdeter Schwarz-Weiß-Bilder eines Voodoo-Rituals. Assoziatives Übergesamtkunstwerk.
Dann inszenierte Schlingensief 2007 in Manaos den "Fliegenden Holländer" aus dem Geist brasilianischer Sagen. Schlingensief erzählte von den rosaroten Delfinen im Amazonas und davon, dass die Indios daran glauben, dass sich die Tiere nachts einen Anzug anziehen, auf Landgang ausschwärmen und junge Frauen schwängern. Verfaulten in seinem Bayreuther "Parsifal" auf der Leinwand Kaninchen im Zeitraffer, konnte man in Manaos während der Ouvertüre Larven in monströser Großaufnahme dabei zusehen, wie sie langsam schlüpfen. Eher nebenbei wurden junge Mädchen geköpft, am Ende musste sogar Senta, die vergeblich Liebende, daran glauben. Nichts für zimperliche Wagnerianer.
2008 inszenierte Schlingensief an der Deutschen Oper in Berlin die erste szenische Aufführung der Braunfels-Oper "Jeanne d'Arc" beziehungsweise er ließ sie inszenieren, da seine schwere Erkrankung ihn ans Krankenbett fesselte. Anna-Sophie Mahler, Søren Schuhmacher und Carl Hegemann realisierten seine Konzeption. Afrikanische Schamanen, Nikolaus samt Rentierschlitten, ein buntes Kostüm-Tohuwabohu. Und wiederum Videos über Videos. Von Gewürm, Bakterien, Zersetzungsprozessen und von nepalesischen Leichenverbrennungen. Nicht jeder hat das verstanden.
Jedenfalls hatte er es als bekennender Katholik (!) ganz schön mit Schamanismus, Voodoo usw. Aber das ist ja nicht Neues, daß Katholiken sich in schwarzmagischen Praktiken üben. Ist ja im Grunde auch dasselbe.
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.
Cosima Wagner
Cosima Wagner