Kreativität beim Schreiben
#4
Der von mir bereits angesprochene Absatz:

Der Gebrauch eines bekannten Begriffes für etwas Neues erweckt die Illusion, als würde es sich um etwas Bekanntes bzw. Vertrautes handeln. Englisch klingt modern, besonders bei technischen Dingen. Selbst ein Begriff wie "Kassettenrecorder" klingt nicht mehr modern genug und muß in "Tape-Deck" umgetauft werden. Was spricht eigentlich gegen den Begriff "Kompaktbandgerät"? Verharmlosende Begriffe werden gewählt, um auf weniger Widerstand zu stoßen. Das Wort "Entsorgungspark" klingt doch angenehmer als "Mülldeponie". Der Gebrauch übermäßig harter Begriffe soll Empörung erzeugen oder Personen ausgrenzen. Auch die Behauptung, daß Soldaten "potentielle Mörder" seien, nutzt dies Methode. Der konsequente Mißbrauch bzw. die falsche Anwendung eines Begriffes kann zur Wandlung der Bedeutung führen. Das Wort "Idiot" stammt vom griechischen "idiotes", das "Privatmann" oder "gewöhnlicher, einfacher Mann" bedeutet.

Von Geisteskrankheit ist da keine Spur. Durch konsequenten Mißbrauch kann ein Begriff auch einen Beigeschmack bekommen. Das Wort "Demagoge" (= Volksführer) hat einen Beigeschmack, den das Wort "Pädagoge" (=Kinder-/Knabenführer) nicht hat. Warum ist ein Pädagoge denn harmloser? Für neue Erzeugnisse werden oftmals Kunstworte verwendet, die es vorher noch gar nicht gab. Das ergibt die Illusion von etwas Neuem und Besonderem. Kunstworte können so gewählt bzw. gestaltet werden, daß eine gezielte Assoziation erreicht wird. Es läßt sich in ausgiebigen Test überprüfen, ob die gewünschte Wirkung erzielt wird. Beispiel: "Calibra" für Sport-Coupe von Opel. Der gezielte Einsatz unbekannter Worte erzeugt den Überraschungseffekt und hat das Ziel, das Produkt als etwas Besonderes darzustellen.

Siehe auch hier:
http://www.pagan-forum.de/uebersicht-zum-thema-manipulation-t24222.html

Es ist also nichts besonderes, seine Schreibweise zu pervertieren und das dann auch noch Kreativität zu nennen! Es ist vielmehr der stumme Schrei nach Aufmerksamkeit oder einfach nur Unwissenheit. Ein blindes Kopieren seines Umfeldes. Es ist das Spiegelbild dieser Gesellschaft. Fern jeglicher Qualität und jeglichem Sinn für zur Papier gebrachter Rhetorik. Und da es heute zu anstrengend ist diese Aufmerksamkeit durch eine vorbildliche Lebensweise zu bekommen, dreht man die Vorgehensweise einfach ins völlige Gegenteil um und läßt der Entartung freien Lauf und will das dann kreativ nennen.

Ich schließe mich den Worten meines Vorredners übereinstimmend an!

Meine Grüße
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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Kreativität beim Schreiben - von Amos - 20.01.12010, 20:30
Re: Kreativität beim Schreiben - von Hælvard - 20.01.12010, 23:37
Re: Kreativität beim Schreiben - von Yogurt - 21.01.12010, 03:09
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Re: Kreativität beim Schreiben - von Violetta - 21.01.12010, 22:24

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