12.07.12007, 19:11
Vier Tage vor den Iden des Juni erreichten wir den Bilechas, wo ich Marcus Crassus beschwor, ein gut befestigtes Lager zu errichten und die Truppen solange dort zu lassen, bis Legaten und Tribunen sie wieder halbwegs aufgerichtet hätten. Doch Crassus wollte davon nichts wissen. Er war gereizt, weil wie bereits erheblich in Verzug waren, und wollte unbedingt noch vor Anfang des heißen Sommers die Kanäle erreichen, wo Euphrat und Tigris fast ineinanderfließen, obwohl er sich selbst schon fragte, wie ihm das überhaupt noch gelingen sollte. Daher befahl er den Soldaten, nach einer kurzen Pause sofort flußabwärts weiterzumarschieren. Es war noch früh am Nachmittag.
Plötzlich merkte ich, daß König Abgarus und seine viertausend Mann im wahrsten Sinne des Wortes spurlos verschwunden waren. Auf und davon! Schreiend kamen ein paar galatische Späher herbeigaloppiert, doch noch ehe sie sich mit ihrer Warnung, daß es in der ganzen Gegend von Parthern nur so wimmele, richtig Gehör verschaffen konnten, prasselte auch schon aus allen Richtungen ein Hagel aus Pfeilen nieder, und die Soldaten begannen zu fallen wie Laub, wie Steine. Glaub mir, dieser Pfeilhagel war grauenvoller als alles, was ich bis dahin gesehen hatte.
Und Crassus tat nichts. Er ließ es einfach geschehen. „Es ist gleich vorüber“, brüllte er hinter einer schützenden Wand aus Schilden hervor. „Die Pfeile werden ihnen ausgehen“.
Aber die Pfeile gingen ihnen nicht aus. Überall sah man römische Soldaten davonrennen – und umfallen. Schließlich ließ Crassus die Trompeter zum Sammeln blasen, doch da war es bereits viel zu spät. Schon rückten die Kataphrakten an, um uns den Todesstoß zu versetzen – riesige Männer auf gewaltig gepanzerten Schlachtrössern. Als sie sich im Trab näherten – sie waren zu groß und zu schwer, um zu galoppieren – klang es, als klimperten Millionen von Münzen in Tausenden von Geldbeuteln, und ich überlegte unwillkürlich, ob das wohl Musik in Crassus’ Ohren war. Die Erde zitterte, als sie auf uns zustampften. Eine gewaltige Staubwolke stieg um sie auf, in deren Mitte sie als drohende Schatten zu sehen waren.
Publius Crassus scharte die haeduischen Reiter um sich, die anscheinend plötzlich wieder zur Besinnung kamen, vielleicht weil eine Schlacht das einzig vertraute war, an das sie sich klammern konnten. Die Galater folgten ihnen, und so stürmten viertausend unserer Reiter wie wildgewordene Stiere auf die Kataphrakten zu. Als sie deren Reihen durchbrachen, wandten sich die Kataphrakten zur Flucht. Publius Crassus und seine Reiter setzten ihnen nach, und sofort hatte der dichte Staub alle verschluckt. Während dieser kurzen Pause gelang es Crassus, seine Truppen in einem Viereck aufzustellen. Dann wartete er unter Stoßgebeten an sämtliche Götter darauf, daß die Haeduer und Galater wieder auftauchten. Doch es waren die Kataphrakten, die zurückkehrten. Den Kopf von Publius Crassus hatten sie auf eine Lanze gespießt. Anstatt unser Viereck anzugreifen, trabten sie an dessen Seite auf und ab und schwenkten den grauenvollen Kopf. Die glänzenden Augen in dem fast unversehrten Gesicht von Publius Crassus schienen uns geradezu anzusehen
Fortsetzung folgt.
Plötzlich merkte ich, daß König Abgarus und seine viertausend Mann im wahrsten Sinne des Wortes spurlos verschwunden waren. Auf und davon! Schreiend kamen ein paar galatische Späher herbeigaloppiert, doch noch ehe sie sich mit ihrer Warnung, daß es in der ganzen Gegend von Parthern nur so wimmele, richtig Gehör verschaffen konnten, prasselte auch schon aus allen Richtungen ein Hagel aus Pfeilen nieder, und die Soldaten begannen zu fallen wie Laub, wie Steine. Glaub mir, dieser Pfeilhagel war grauenvoller als alles, was ich bis dahin gesehen hatte.
Und Crassus tat nichts. Er ließ es einfach geschehen. „Es ist gleich vorüber“, brüllte er hinter einer schützenden Wand aus Schilden hervor. „Die Pfeile werden ihnen ausgehen“.
Aber die Pfeile gingen ihnen nicht aus. Überall sah man römische Soldaten davonrennen – und umfallen. Schließlich ließ Crassus die Trompeter zum Sammeln blasen, doch da war es bereits viel zu spät. Schon rückten die Kataphrakten an, um uns den Todesstoß zu versetzen – riesige Männer auf gewaltig gepanzerten Schlachtrössern. Als sie sich im Trab näherten – sie waren zu groß und zu schwer, um zu galoppieren – klang es, als klimperten Millionen von Münzen in Tausenden von Geldbeuteln, und ich überlegte unwillkürlich, ob das wohl Musik in Crassus’ Ohren war. Die Erde zitterte, als sie auf uns zustampften. Eine gewaltige Staubwolke stieg um sie auf, in deren Mitte sie als drohende Schatten zu sehen waren.
Publius Crassus scharte die haeduischen Reiter um sich, die anscheinend plötzlich wieder zur Besinnung kamen, vielleicht weil eine Schlacht das einzig vertraute war, an das sie sich klammern konnten. Die Galater folgten ihnen, und so stürmten viertausend unserer Reiter wie wildgewordene Stiere auf die Kataphrakten zu. Als sie deren Reihen durchbrachen, wandten sich die Kataphrakten zur Flucht. Publius Crassus und seine Reiter setzten ihnen nach, und sofort hatte der dichte Staub alle verschluckt. Während dieser kurzen Pause gelang es Crassus, seine Truppen in einem Viereck aufzustellen. Dann wartete er unter Stoßgebeten an sämtliche Götter darauf, daß die Haeduer und Galater wieder auftauchten. Doch es waren die Kataphrakten, die zurückkehrten. Den Kopf von Publius Crassus hatten sie auf eine Lanze gespießt. Anstatt unser Viereck anzugreifen, trabten sie an dessen Seite auf und ab und schwenkten den grauenvollen Kopf. Die glänzenden Augen in dem fast unversehrten Gesicht von Publius Crassus schienen uns geradezu anzusehen
Fortsetzung folgt.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!