17.05.12007, 18:52
Ein interessanter Mann, dieser Pahlawi Surenas. Knapp dreißig Jahre alt – genau wie ich – und ein Neffe des Königs. Er soll ungewöhnlich schön sein – auf eine sehr feminine Weise. Statt sich mit Frauen abzugeben, bevorzugt er dreizehn- bis fünfzehnjährige Knaben, denen er, sobald sie für seinen Geschmack zu alt sind, hohe Posten in Heer und Verwaltung verschafft, woran bei den Parthern allerdings niemand Anstoß nimmt.
Was dem Pahlawi Surenas allerdings Sorgen bereitete – ein Umstand übrigens, der Crassus und uns anderen wohlbekannt war und der uns, wie Abgarus uns versicherte, den Sieg garantierte –, war die Tatsache, daß den berittenen Bogenschützen der Parther sehr schnell die Pfeile ausgehen. Deshalb nützt ihnen ihr ganzes Geschick, mit dem sie noch rückwärts auf der Flucht auf ihre Verfolger schießen, schon nach kurzer Zeit nichts mehr.
Um diese Scharte auszuwetzen, hatte sich der Pahlawi Surenas etwas einfallen lassen. Zunächst stellte er gewaltige Kamelzüge auf und ließ die Tragkörbe der Tiere mit Ersatzpfeilen füllen. Dann trommelte er einige tausend Sklaven zusammen und brachte ihnen bei, die Bogenschützen während der Schlacht mit neuen Pfeilen zu versorgen. Als er sich von Seleukeia aus Richtung Norden in Bewegung setzte, um uns mit seinen berittenen Bogenschützen und Kataphrakten abzufangen, folgtem ihm also Tausende von mit Ersatzpfeilen beladenen Kamelen sowie Tausende von Sklaven.
Woher ich das alles wisse, höre ich Dich fragen. Ich werde es Dir zu gegebener Zeit erklären. Hier will ich nur soviel verraten, daß ich es von Antipater erfuhr, einem sehr interessanten Prinzen am jüdischen Hof, dessen Spione und Informanten überall sind.
Am Bilechas gibt es eine Weggabelung, wo die Karawanenstraße von Palmyra und Nicephorium auf die Straße nach Samosata am Oberlauf des Euphrat und die Straße über Carrhae nach Edessa und Amida trifft. Genau diese Stelle sollte Ziel unseres Marsches durch die Wüste sein.
Unser Heer bestand aus fünfunddreißigtausend römischen Fußsoldaten, tausend haeduischen und dreitausend galatischen Reitern. Die Soldaten hatten sich schon vor unserem Aufbruch in die Wildnis schrecklich gefürchtet, und ihre Angst wuchs mit jedem Tag. Um das zu merken, brauchte ich nur durch die Reihen zu reiten und sie reden zu hören. Nicht, daß eine Meuterei gedroht hätte. Meuternde Soldaten haben zumindest irgendein Ziel, unsere Männer dagegen hatten jede Hoffnung verloren. Sie schleppten sich nur ihrem Untergang entgegen, als wären sie Gefangene auf dem Weg zum Sklavenmarkt. Am schlimmsten erging es den Haeduern. Nie zuvor hatten sie eine wasserlose Wüste, eine solche graubraune Ödnis ohne Schatten und bar jeder Schönheit gesehen. Sie kehrten den Blick nach innen und wurden stumpf und apathisch.
Zwei Tage nach unserem Abmarsch sahen wir die ersten kleineren Trupps von Parthern, zumeist Bogenschützen, hin und wieder auch Kataphrakten. Nicht, daß sie uns behelligt hätten; sie ritten zwar recht nah an uns heran, sprengten aber sogleich wieder davon. Heute weiß ich, daß sie Verbündete von Abgarus waren und dem Pahlawi Surenas, der sein Lager vor Nicephorium am Zusammenfluß von Bilechas und Euphrat aufgeschlagen hatte, Bericht über uns erstatteten.
Fortsetzung folgt
Was dem Pahlawi Surenas allerdings Sorgen bereitete – ein Umstand übrigens, der Crassus und uns anderen wohlbekannt war und der uns, wie Abgarus uns versicherte, den Sieg garantierte –, war die Tatsache, daß den berittenen Bogenschützen der Parther sehr schnell die Pfeile ausgehen. Deshalb nützt ihnen ihr ganzes Geschick, mit dem sie noch rückwärts auf der Flucht auf ihre Verfolger schießen, schon nach kurzer Zeit nichts mehr.
Um diese Scharte auszuwetzen, hatte sich der Pahlawi Surenas etwas einfallen lassen. Zunächst stellte er gewaltige Kamelzüge auf und ließ die Tragkörbe der Tiere mit Ersatzpfeilen füllen. Dann trommelte er einige tausend Sklaven zusammen und brachte ihnen bei, die Bogenschützen während der Schlacht mit neuen Pfeilen zu versorgen. Als er sich von Seleukeia aus Richtung Norden in Bewegung setzte, um uns mit seinen berittenen Bogenschützen und Kataphrakten abzufangen, folgtem ihm also Tausende von mit Ersatzpfeilen beladenen Kamelen sowie Tausende von Sklaven.
Woher ich das alles wisse, höre ich Dich fragen. Ich werde es Dir zu gegebener Zeit erklären. Hier will ich nur soviel verraten, daß ich es von Antipater erfuhr, einem sehr interessanten Prinzen am jüdischen Hof, dessen Spione und Informanten überall sind.
Am Bilechas gibt es eine Weggabelung, wo die Karawanenstraße von Palmyra und Nicephorium auf die Straße nach Samosata am Oberlauf des Euphrat und die Straße über Carrhae nach Edessa und Amida trifft. Genau diese Stelle sollte Ziel unseres Marsches durch die Wüste sein.
Unser Heer bestand aus fünfunddreißigtausend römischen Fußsoldaten, tausend haeduischen und dreitausend galatischen Reitern. Die Soldaten hatten sich schon vor unserem Aufbruch in die Wildnis schrecklich gefürchtet, und ihre Angst wuchs mit jedem Tag. Um das zu merken, brauchte ich nur durch die Reihen zu reiten und sie reden zu hören. Nicht, daß eine Meuterei gedroht hätte. Meuternde Soldaten haben zumindest irgendein Ziel, unsere Männer dagegen hatten jede Hoffnung verloren. Sie schleppten sich nur ihrem Untergang entgegen, als wären sie Gefangene auf dem Weg zum Sklavenmarkt. Am schlimmsten erging es den Haeduern. Nie zuvor hatten sie eine wasserlose Wüste, eine solche graubraune Ödnis ohne Schatten und bar jeder Schönheit gesehen. Sie kehrten den Blick nach innen und wurden stumpf und apathisch.
Zwei Tage nach unserem Abmarsch sahen wir die ersten kleineren Trupps von Parthern, zumeist Bogenschützen, hin und wieder auch Kataphrakten. Nicht, daß sie uns behelligt hätten; sie ritten zwar recht nah an uns heran, sprengten aber sogleich wieder davon. Heute weiß ich, daß sie Verbündete von Abgarus waren und dem Pahlawi Surenas, der sein Lager vor Nicephorium am Zusammenfluß von Bilechas und Euphrat aufgeschlagen hatte, Bericht über uns erstatteten.
Fortsetzung folgt
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!