27.03.12007, 19:08
Zitat:Aber auch das Runatal wurde erst im 13. Jh. niedergeschrieben. Zu einem Zeitpunkt, als Island bereits seit 200 Jahren chr**lich besetzt gewesen ist. Das ist die Schwiergigkeit bei der Bücherdeutung und Büchereligion. Deswegen bevorzuge ich die natürliche Zeichenerklärung, also anhand der Natur. Nur hier ist eine Verfälschung unmöglich, da eben die Natur weitesgehend im Original erhalten geblieben ist. Seit Ewigkeiten – bis heute.
Genau das ist der Punkt, dass eben auch die Bücher und Aufzeichnungen verfälscht wurden. Wer also keine mündliche Überlieferung seit mindestens 3.000 Jahren besitzt, der kann mit dieserart überliefertem Wissen nicht mehr viel anfangen.
Der schwedische Hávamál-Forscher lvar Lindquist wird wohl Recht behalten müssen, wenn er von der „verwüsteten“ Form des Gedichtes spricht und folgert, dass es während des 13. Jh. in die Hände eines altertumsfreundlichen, aber frommen Ch**sten fiel, der es der Nachwelt zwar zu bewahren wünschte, es aber zugleich seines heidnisch-religiösen Charakters zu berauben trachtete. Er „entstellte“ es deshalb „mit Wissen und Willen“, strich oder tarnte das Anstößige, indem er es in unverständliche Zusammenhänge setzte, warf alles durcheinander, „um ein Labyrinth ohne Ein- und Ausgang zu schaffen“. Das Ergebnis dieser Mißhandlung sind die überlieferten Hávamál.
Das einzige was übrigbleibt ist in die Natur zu schauen, um dort die Entsprechungen zu finden. Vielleicht willst du werte Llynya das ja mal versuchen? Nehmen wir doch als Beispiel mal den ersten Vers des Runatal.
[139 (1)] Ich weiß, daß ich hing am windigen Baum
Neun lange Nächte,
Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht,
Mir selber ich selbst,
Am Ast des Baums, dem man nicht ansehn kann
Aus welcher Wurzel er sproß.
[140 (2)] Sie boten mir nicht Brot noch Met;
Da neigt ich mich nieder
Auf Runen sinnend, lernte sie seufzend:
Endlich fiel ich zur Erde.
[141 (3)] Hauptlieder neun lernt ich von dem weisen Sohn
Bölthorns, des Vaters Bestlas,
Und trank einen Trunk des teuern Mets
Aus Odhrörir geschöpft.
[142 (4)] Zu gedeihen begann ich und begann zu denken,
Wuchs und fühlte mich wohl.
Wort aus dem Wort verlieh mir das Wort,
Werk aus dem Werk verlieh mir das Werk.
[143 (5)] Runen wirst du finden und Ratstäbe,
Sehr starke Stäbe,
Sehr mächtige Stäbe.
Erzredner ersann sie, Götter schufen sie,
Sie ritzte der hehrste der Herrscher.
[144 (6)] Odin den Riesen, den Alfen Dain,
Dwalin den Zwergen,
Alswid aber den Riesen; einige schnitt ich selbst.
[145 (7)] Weißt du zu ritzen? Weißt du zu erraten?
Weißt du zu finden? Weißt zu erforschen?
Weißt du zu bitten? Weißt Opfer zu bieten?
Weißt du wie man senden, weißt wie man tilgen soll?
[146 (8)] Besser nicht gebeten, als zu viel geboten:
Die Gabe will stets Vergeltung.
Besser nichts gesendet, als zu viel getilgt;
So ritzt es Thundr zur Richtschnur den Völkern.
Dahin entwich er, von wannen er ausging.
[147 (9)] Lieder kenn ich, die kann die Königin nicht
Und keines Menschen Kind.
Hilfe verheißt mir eins, denn helfen mag es
In Streiten und Zwisten und in allen Sorgen.
Tue was immer ich will!