15.06.12006, 19:04
Hallo zusammen
Soso, "Clockwork Orange"(breit-grins)
Lasst mich eure Beiträge durch einige (meiner Ansicht nach) wichtigen Informationen ergänzen.
Der Film "Clockwork Orange" beruht (wie bereits erwähnt) auf dem gleichnamigen Roman von Anthony Burgess. Die erste Auflage des Buches erschien 1962 und verursachte damals einen ähnlichen Sturm der Kritik und des Protests, wie Stanley Kubricks Verfilmung 1971.
Kein Wunder, strotzen Buch und Film doch nur so vor schonungsloser Gewalt .
Wissenswert erscheint mir, dass diese Erstauflage nicht (!) der ursprünglichen Version des Autors entsprach. Warum? Burgess hatte sich ein Schlusskapitel erdacht, welches dem Verlag missfiel und dessen Druck strikt abgelehnt wurde. So kam eine veränderte Fassung auf den Markt, an der sich auch Kubrick orientierte. Das ironische Ende ist bekannt: Alex, für seine Grausamkeiten verhaftet, ins Gefängnis gesteckt, "kuriert", freigelassen, von seinen einstigen Opfern mit Gegengewalt gestraft und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch aus Propagandazwecken von der Regierung "rück-kuriert", ist wieder "geheilt, o, meine Brüder". Er streift mit seinen "Droogs" durch die Strassen und gemeinsam frönen sie dem "dratsen" (prügeln), "krasten" (stehlen) und "vredden" (verletzen) - fast als ob nichts gewesen wäre. Mit einem grinsenden Alex endet Kubricks Film. Mit Alex Worten "Ich war geheilt, kein Zweifel" endet die Erstauflage.
Burgess ursprüngliches Ende ist heute kein Geheimnis mehr, denn seit 1986 wird die Originalversion gedruckt. In dem Vorwort von 86 erklärt übrigens Burgess, dass er das Buch absichtlich in drei Teile und sieben Kapitel gliederte: 3 mal 7 ist 21 - das Alter der Volljährigkeit. Außerdem machte er deutlich, dass er das Buch nicht als eine "Fabel von der Ursünde" betrachtet, sondern eher "als Roman über eine moralische Entscheidung". Randnotiz: Ich gehe davon aus, dass jetzt keiner von euch loszieht, um sich das Buch zu besorgen. Und ich weiß, dass das Lesen dieses Werkes eine echte Herausforderung darstellt, beispielsweise aufgrund der im Buch verwendeten "Nadsat"-Sprache. Meiner Meinung nach ist es die Mühe wert, denn das Werk konfrontiert den Leser mit etwas ganz Entscheidendem, was dem Film nicht gelingt: Alex selbst! Er ist der Erzähler und so wird der Leser gezwungen, ausnahmslos alles, jede Tat und jedes Verbrechen, jeder Gedanke und jede Gefühlsregung (jaja, tatsächlich!), aus Alex Perspektive zu betrachten und mitzuerleben. Der Leser wird so zu Alex "Bruder" - ob er will oder nicht!
Aber zurück zum Thema: Was passiert im letzten, dem 21. Kapitel?
Alex widerspricht der Logik der vorangehenden zwanzig Kapitel - das ist es! Aber lest selbst: "Jajaja, Brüder, nun fühlte ich diese bolschige (große) Leere in mir und war sehr erstaunt über mich. Ich wusste, was mit mir los war, o meine Brüder. Ich wurde wie erwachsen. Jaja, das war es. Jugend muss gehen, ah ja. Jugend ist nicht so sehr, wie ein Tier zu sein, sondern eher wie eine von diesen Spielzeugfiguren....mit einer Aufziehfeder im Inneren und einem Drehgriff am Rücken, und wenn du ihn aufgezogen hast, grr grr grr, dann ittet (geht) er los. Aber er ittet in einer geraden Linie und stößt wie blind gegen Dinge und kann nicht anders. Jung sein, ist wie eine von diesen Maschinen zu sein...Das ist, was es nun sein soll, Brüder, wie ich zum Ende der Geschichte komme. Ihr seid mit eurem kleinen Alex überall gewesen...habt mit ihm gelitten...und alles was es damit auf sich hatte, war, dass ich jung war. Aber nun, wie ich diese Geschichte beende, Brüder, bin ich nicht jung, nicht länger mehr, o nein. Alex reifet heran, o ja....Aber wo ich jetzt hinitte, könnt ihr nicht gehen...Euer alter Droog Alex sucht ganz oddy knocky eine Gefährtin. Und all diesen Scheiß...Es ist eine grasnige, stinkende Welt, o meine Brüder....aber gedenkt manchmal eures kleinen Alex, wie er war."
Soviel zur Sache.
Und nun eine kurze persönliche Ergänzung: Die Frage, ob der Film Gewalt verherrlicht oder nicht, stellt sich für mich nicht. Und ob er junge oder alte Dummköpfe annimiert, auch nicht...
Ich finde den Film und das Buch "scheußlich, hässlich, abstoßend, ekelhaft, erschreckend und zutiefst schockierend"! Und gerade DESHALB halte ich Film und Buch für absolut empfehlenswert!
Soso, "Clockwork Orange"(breit-grins)
Lasst mich eure Beiträge durch einige (meiner Ansicht nach) wichtigen Informationen ergänzen.
Der Film "Clockwork Orange" beruht (wie bereits erwähnt) auf dem gleichnamigen Roman von Anthony Burgess. Die erste Auflage des Buches erschien 1962 und verursachte damals einen ähnlichen Sturm der Kritik und des Protests, wie Stanley Kubricks Verfilmung 1971.
Kein Wunder, strotzen Buch und Film doch nur so vor schonungsloser Gewalt .
Wissenswert erscheint mir, dass diese Erstauflage nicht (!) der ursprünglichen Version des Autors entsprach. Warum? Burgess hatte sich ein Schlusskapitel erdacht, welches dem Verlag missfiel und dessen Druck strikt abgelehnt wurde. So kam eine veränderte Fassung auf den Markt, an der sich auch Kubrick orientierte. Das ironische Ende ist bekannt: Alex, für seine Grausamkeiten verhaftet, ins Gefängnis gesteckt, "kuriert", freigelassen, von seinen einstigen Opfern mit Gegengewalt gestraft und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch aus Propagandazwecken von der Regierung "rück-kuriert", ist wieder "geheilt, o, meine Brüder". Er streift mit seinen "Droogs" durch die Strassen und gemeinsam frönen sie dem "dratsen" (prügeln), "krasten" (stehlen) und "vredden" (verletzen) - fast als ob nichts gewesen wäre. Mit einem grinsenden Alex endet Kubricks Film. Mit Alex Worten "Ich war geheilt, kein Zweifel" endet die Erstauflage.
Burgess ursprüngliches Ende ist heute kein Geheimnis mehr, denn seit 1986 wird die Originalversion gedruckt. In dem Vorwort von 86 erklärt übrigens Burgess, dass er das Buch absichtlich in drei Teile und sieben Kapitel gliederte: 3 mal 7 ist 21 - das Alter der Volljährigkeit. Außerdem machte er deutlich, dass er das Buch nicht als eine "Fabel von der Ursünde" betrachtet, sondern eher "als Roman über eine moralische Entscheidung". Randnotiz: Ich gehe davon aus, dass jetzt keiner von euch loszieht, um sich das Buch zu besorgen. Und ich weiß, dass das Lesen dieses Werkes eine echte Herausforderung darstellt, beispielsweise aufgrund der im Buch verwendeten "Nadsat"-Sprache. Meiner Meinung nach ist es die Mühe wert, denn das Werk konfrontiert den Leser mit etwas ganz Entscheidendem, was dem Film nicht gelingt: Alex selbst! Er ist der Erzähler und so wird der Leser gezwungen, ausnahmslos alles, jede Tat und jedes Verbrechen, jeder Gedanke und jede Gefühlsregung (jaja, tatsächlich!), aus Alex Perspektive zu betrachten und mitzuerleben. Der Leser wird so zu Alex "Bruder" - ob er will oder nicht!
Aber zurück zum Thema: Was passiert im letzten, dem 21. Kapitel?
Alex widerspricht der Logik der vorangehenden zwanzig Kapitel - das ist es! Aber lest selbst: "Jajaja, Brüder, nun fühlte ich diese bolschige (große) Leere in mir und war sehr erstaunt über mich. Ich wusste, was mit mir los war, o meine Brüder. Ich wurde wie erwachsen. Jaja, das war es. Jugend muss gehen, ah ja. Jugend ist nicht so sehr, wie ein Tier zu sein, sondern eher wie eine von diesen Spielzeugfiguren....mit einer Aufziehfeder im Inneren und einem Drehgriff am Rücken, und wenn du ihn aufgezogen hast, grr grr grr, dann ittet (geht) er los. Aber er ittet in einer geraden Linie und stößt wie blind gegen Dinge und kann nicht anders. Jung sein, ist wie eine von diesen Maschinen zu sein...Das ist, was es nun sein soll, Brüder, wie ich zum Ende der Geschichte komme. Ihr seid mit eurem kleinen Alex überall gewesen...habt mit ihm gelitten...und alles was es damit auf sich hatte, war, dass ich jung war. Aber nun, wie ich diese Geschichte beende, Brüder, bin ich nicht jung, nicht länger mehr, o nein. Alex reifet heran, o ja....Aber wo ich jetzt hinitte, könnt ihr nicht gehen...Euer alter Droog Alex sucht ganz oddy knocky eine Gefährtin. Und all diesen Scheiß...Es ist eine grasnige, stinkende Welt, o meine Brüder....aber gedenkt manchmal eures kleinen Alex, wie er war."
Soviel zur Sache.
Und nun eine kurze persönliche Ergänzung: Die Frage, ob der Film Gewalt verherrlicht oder nicht, stellt sich für mich nicht. Und ob er junge oder alte Dummköpfe annimiert, auch nicht...
Ich finde den Film und das Buch "scheußlich, hässlich, abstoßend, ekelhaft, erschreckend und zutiefst schockierend"! Und gerade DESHALB halte ich Film und Buch für absolut empfehlenswert!