30.06.12006, 19:12
Hier mal ein Brief, den ich unserem heldenhaften Umweltminister Schnappüber geschrieben habe.
Werter Herr Minister,
ich möchte Ihnen herzlich zum Abschuss des Bären gratulieren. Deutschland braucht neue Helden, und nichts anderes sind Sie, denn niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass dieser Bär eine Gefahr für Leib und Leben eines jeden Bajuwaren darstellte.
Gut, er ließ sich von lautem Rufen oder einer weidenden Kuh schon mal einschüchtern und suchte sein Heil lieber in der Flucht, als sich mutig dem Kampf zu stellen, doch das, und das haben Sie mit Ihrem messerscharfen Politikerverstand sehr richtig erkannt, war lediglich Tarnung. Hinter der freundlichen Maske des unschuldigen Bären steckte eine blutrünstige Bestie, die selbst die Vogelgrippe, die, wie wir wissen, vor kurzem um ein Haar die Menschheit ausgelöscht hätte, an Grausamkeit sogar noch übertraf.
Auch die Tatsache, dass der Bär die gerissenen Schafe kaum angerührt liegen ließ, hätte man sicherlich auch damit begründen können, dass Bären über mehrere Tage hinweg immer wieder zu ihrer Beute zurückkehren, um zu fressen. Falls, ja, falls man sie bei ihrer Rückkehr nicht gerade mit Gummigeschossen beschießt.
Doch auch hier haben Sie sich von Brunos scheinbar Artgerechtem Verhalten nicht täuschen lassen. Sie haben sofort erkannt, dass der Bär nicht etwa in die Nähe der Siedlungen kam, weil die Wildpopulation in den Wäldern durch Dutzende und Aberdutzende Trophäensammelnder Waidmänner derart dezimiert wurde, dass er nicht genügend Nahrung fand, sondern um einen Plan auszuarbeiten, die Menschheit auszulöschen und die Weltherrschaft an sich zu reißen. Bruno war ein Killer, ein mörderischer Geselle, der nicht etwa des Hungers, sondern lediglich seines Vergnügens wegen tötete.
Und da Schafe und Menschen sich nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, sondern darüber hinaus, wie speziell in Ihrem Fall sehr gut zu beobachten ist, auch ähnliche Denkmuster aufweisen, bestand tatsächlich immense Gefahr für den Freistaat Bayern und das ganze Land, ach, was sage ich, für ganz Europa.
Wir alle wären bereits tot und würden in Brunos Magen ein recht eingeschränktes Dasein fristen, wenn Sie und Ihr Ministerium nicht Ihre schützende Hand über uns gehalten, und die Natur ein weiteres Mal mit harter Hand in Ihre Schranken verwiesen hätten. Halleluja! Auf die Knie mit euch, der Messias ist zurückgekehrt!
Doch ganz so selbstlos wie es den Anschein hat, war ihre Heldentat nicht. Immerhin hätten Sie, im Falle eines feigen Bärenangriffs auf einen Menschen, die volle Verantwortung getragen, und dies galt es in jedem Fall zu verhindern. Apropos Verantwortung: Wie viele lebenslängliche Freiheitsstrafen muß der ehemalige Verkehrsminister eigentlich noch absitzen? Immerhin kamen tausende während seiner Amtszeit ums Leben. Und was ist mit dem Verteidigungsminister? Oder dem Gesundheitsminister? Sitzen die auch noch? Aber ich schweife ab.
Hier geht es um Sie, und nur um Sie. Sie sind mein Held. Ich habe ein Bild von Ihnen im Badezimmer aufgehängt, und jedes Mal wenn ich es ansehe ... nun ja, die Details möchte ich Ihnen an dieser Stelle ersparen. Jedenfalls verliere ich seither permanent an Gewicht, egal wie viel ich auch esse. Auch dafür möchte ich Ihnen danken. Lediglich eine Sache gilt es kritisch zu erwähnen.
Daß der Bär lebend eingefangen werden sollte, glaubt Ihnen mittlerweile niemand mehr, jedenfalls nicht, wenn er über einen funktionierenden Denkapparat verfügt und diesen auch entsprechend einzusetzen weiß. Daß die finnischen Bärenjäger Bruno trotz zahlreicher Hinweise über Wochen hinweg nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekamen, die tapferen Waidmänner ihn jedoch bereits wenige Augenblicke nach dem Abschussbefehl erlegen konnten, ist einfach zu offensichtlich. Auch dass diverse Angebote wirklicher Experten, den Bären (kostenlos) einzufangen, abgelehnt wurden, will nicht so recht ins Bild passen, das Sie ihren Wählern vermitteln wollten. Hier sollten Sie noch ein wenig an Ihrer Technik feilen um es das nächste Mal noch besser machen zu können.
Hochachtungsvoll
ihr langjähriger Freund
Jakob Creutzfeld
Werter Herr Minister,
ich möchte Ihnen herzlich zum Abschuss des Bären gratulieren. Deutschland braucht neue Helden, und nichts anderes sind Sie, denn niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass dieser Bär eine Gefahr für Leib und Leben eines jeden Bajuwaren darstellte.
Gut, er ließ sich von lautem Rufen oder einer weidenden Kuh schon mal einschüchtern und suchte sein Heil lieber in der Flucht, als sich mutig dem Kampf zu stellen, doch das, und das haben Sie mit Ihrem messerscharfen Politikerverstand sehr richtig erkannt, war lediglich Tarnung. Hinter der freundlichen Maske des unschuldigen Bären steckte eine blutrünstige Bestie, die selbst die Vogelgrippe, die, wie wir wissen, vor kurzem um ein Haar die Menschheit ausgelöscht hätte, an Grausamkeit sogar noch übertraf.
Auch die Tatsache, dass der Bär die gerissenen Schafe kaum angerührt liegen ließ, hätte man sicherlich auch damit begründen können, dass Bären über mehrere Tage hinweg immer wieder zu ihrer Beute zurückkehren, um zu fressen. Falls, ja, falls man sie bei ihrer Rückkehr nicht gerade mit Gummigeschossen beschießt.
Doch auch hier haben Sie sich von Brunos scheinbar Artgerechtem Verhalten nicht täuschen lassen. Sie haben sofort erkannt, dass der Bär nicht etwa in die Nähe der Siedlungen kam, weil die Wildpopulation in den Wäldern durch Dutzende und Aberdutzende Trophäensammelnder Waidmänner derart dezimiert wurde, dass er nicht genügend Nahrung fand, sondern um einen Plan auszuarbeiten, die Menschheit auszulöschen und die Weltherrschaft an sich zu reißen. Bruno war ein Killer, ein mörderischer Geselle, der nicht etwa des Hungers, sondern lediglich seines Vergnügens wegen tötete.
Und da Schafe und Menschen sich nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, sondern darüber hinaus, wie speziell in Ihrem Fall sehr gut zu beobachten ist, auch ähnliche Denkmuster aufweisen, bestand tatsächlich immense Gefahr für den Freistaat Bayern und das ganze Land, ach, was sage ich, für ganz Europa.
Wir alle wären bereits tot und würden in Brunos Magen ein recht eingeschränktes Dasein fristen, wenn Sie und Ihr Ministerium nicht Ihre schützende Hand über uns gehalten, und die Natur ein weiteres Mal mit harter Hand in Ihre Schranken verwiesen hätten. Halleluja! Auf die Knie mit euch, der Messias ist zurückgekehrt!
Doch ganz so selbstlos wie es den Anschein hat, war ihre Heldentat nicht. Immerhin hätten Sie, im Falle eines feigen Bärenangriffs auf einen Menschen, die volle Verantwortung getragen, und dies galt es in jedem Fall zu verhindern. Apropos Verantwortung: Wie viele lebenslängliche Freiheitsstrafen muß der ehemalige Verkehrsminister eigentlich noch absitzen? Immerhin kamen tausende während seiner Amtszeit ums Leben. Und was ist mit dem Verteidigungsminister? Oder dem Gesundheitsminister? Sitzen die auch noch? Aber ich schweife ab.
Hier geht es um Sie, und nur um Sie. Sie sind mein Held. Ich habe ein Bild von Ihnen im Badezimmer aufgehängt, und jedes Mal wenn ich es ansehe ... nun ja, die Details möchte ich Ihnen an dieser Stelle ersparen. Jedenfalls verliere ich seither permanent an Gewicht, egal wie viel ich auch esse. Auch dafür möchte ich Ihnen danken. Lediglich eine Sache gilt es kritisch zu erwähnen.
Daß der Bär lebend eingefangen werden sollte, glaubt Ihnen mittlerweile niemand mehr, jedenfalls nicht, wenn er über einen funktionierenden Denkapparat verfügt und diesen auch entsprechend einzusetzen weiß. Daß die finnischen Bärenjäger Bruno trotz zahlreicher Hinweise über Wochen hinweg nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekamen, die tapferen Waidmänner ihn jedoch bereits wenige Augenblicke nach dem Abschussbefehl erlegen konnten, ist einfach zu offensichtlich. Auch dass diverse Angebote wirklicher Experten, den Bären (kostenlos) einzufangen, abgelehnt wurden, will nicht so recht ins Bild passen, das Sie ihren Wählern vermitteln wollten. Hier sollten Sie noch ein wenig an Ihrer Technik feilen um es das nächste Mal noch besser machen zu können.
Hochachtungsvoll
ihr langjähriger Freund
Jakob Creutzfeld