15.03.12006, 16:45
@Artus Bei einer rein körperlichen Lebenserwartung des Menschen von über 100 Jahren, ist das ein deutlicher Urteilsspruch der Natur. Aber man kann eben auch ein Todesurteil ignorieren, bis es dann irgendwann vollstreckt wird.
@Geza Jetzt ziehst du dich also auf die jüngere Edda zurück, nachdem du bisher den Kontext aller Schriften betont hast?
Mir selbst widerstrebt meine hiesige Aufgabe, da ich die Edden als wunderschöne - und auch verehrenswürdige - Schriften betrachte. Trotzdem vermag ich ihnen nicht den Status der von dir verlangten "allerhöchsten Instanz" einzuräumen. Dem widerspreche ich rigoros. Wie könnte ein Buch jemals über der Natur stehen? Zu welchem Wahnsinn erdreistet sich hier der Mensch? Du begründest dass - nunmehr nur noch - die jüngere Edda deshalb über der Natur stünde, weil sie bzw. ihr Inhalt direkt von den Götter herstamme. Eine reine Vermutung (um nicht zu sagen fixe Idee) deinerseits, die durch nichts zu beweisen ist. Das rückt dich leider in die Nähe der Bibelforscher, die ja selbiges von ihrer Schrift behaupten, so wie alle Religionsfanatiker weltweit. Die können sich in 1.000 Jahren nicht über die Farbe von Sch... einigen, weil sie einfach auf keinen Nenner kommen.Wenn man stattdessen alleinig die Natur als weltweite Richterin und oberste Instanz akzeptiert, dann hätte man diesen allgemeingültigen Nenner (sowohl für die Religion, als auch für die Wissenschaften), an dem sich alle Menschen und Völker vertragen können.
Wenn man bedenkt, dass der isländische Allthing (alþingi) um das Jahr 1.000 freiwillig zum Ch**stentum übergetreten ist, dann läßt das sehr wohl auch auf die Geisteshaltung der altisländischen Thingvorsitzenden schließen. Die Politik Islands wurde seither nicht mehr von den Goden gemacht, sondern in Skálholt und Hólar bestimmt. Der Erzbischof von Hamburg und Bremen tat das seinige, denn ihm oblag die kirchliche Autorität über Island. Innerhalb weniger Jahre (vom Jahr 1.000 gerechnet) festigte sich die chr**liche Macht in Island und als 1152 der Erzbischof von Trondheim für die Isländer verantwortlich wurde, war es um das letzte bisschen Heidentum, welches man ja freiwillig abgegeben hatte, bereits vollständig geschehen. Norweger und waffendienstpflichtige Isländer beteiligten sich mit Zustimmung des Allthing und mit Begeisterung an den Kreuzzügen, um andere Heidenvölker zu unterwerfen z. B. Preußen, Balten und Araber. Das alles war bereits, bevor Snorri geboren wurde, um sein "unverfälschtes Heidentum (laut Geza)" zu überliefern.Snorri wurde 1179 geboren und gilt als Begründer des Sturlungengeschlechts und damit die Hauptfigur der Sturlu saga. Nachdem er die zeitübliche chr***liche Ausbildung (Lesen, Schreiben, Latein, Theologie, Geographie und Recht) durch seinen Lehrer Jon Loftsson (einem Enkel Sæmundur fróðis) auf dem Hof Oddi genossen hatte, trat Snorri dem chr***lichen Benediktinerorden bei.
Ob Snorri tatsächlich beigetreten ist, ist jedoch unbewiesen, liesse sich aber aufgrund seines Schreibstils sehr gut belegen. Snorris Werke gehören aufgrund des Schreibstil zu der sogenannten Munkaþverá-Literatur, die nach der Benediktinerkloster Munkaþverá im Norden Islands (vgl.Niedner, S.157) benannt ist (vergl. Theodore M.Andersson: Snorri Sturluson and the saga school at Munkaþverá. In: Snorri Sturluson 1993, S.9-16).Alle Schriften, die in dem besagten Kloster (oder von demselben) verfasst worden sind, weisen gewisse gleiche Stilelemente auf. Die wichtigsten Argumente für diese Beweisführung gewinnt der Historiker Andersson aus einer Gegenüberstellung dieser Sagas und der Morkinskinna, einer Kompilation von Königssagas für den Zeitraum 1035 bis 1155, deren früheste Fassung nach opinio communis ebenfalls im Kloster Munkaþverá entstanden sein soll.Im Gegensatz dazu entwickelten die Mönche in Þingeyrar einen anderen, aus hagiographischen Vorstufen bestehenden, Schreibstil und schreiben die ersten Königensagas in der Form von Biographien. Snorri vereinigt später beide Stilrichtungen in Heimskringla.Mehr führe ich hierzu nicht aus. Ich denke, dass das Gesagte genügt, um zu verstehen, warum ich Snorri (so lieb und teuer er mir auch ist!) nicht über die Natur stelle. Wer eine chr***liche Erziehung genossen hat, mit zum Kreuzzug aufrufenden chr***lichen Königen und dem (während der Inquisition sehr aktiven) Benediktinerorden verkehrt hat, muss (selbst wenn man nachfolgend eine heidnische Geheimmission unterstellt, wie es Geza wohl tut) trotzdem indoktriniert gewesen sein und selbst bei bestem Willen nicht mehr in der Lage, originales heidnisches Wissen zu übermitteln. In jedem Fall aber, darf man ihn (und auch keinen anderen Menschen) jemals über die Absolutheit der Natur) erheben. Und genau darin Geza liegt deine Anmassung!Wir können uns einigen und sagen: Dass Snorri viele wunderbare Erzählungen gelungen sind, die auf den Überbleibseln der alten Naturreligion fußen. Jedoch können wir nicht behaupten, dass Snorri alleinig Recht hat und die Natur sich gefälligst danach zu richten hat bzw. hinter diesem Rechtsanspruch zurückstehen muss. Was sagst du - können wir uns so einig werden?
Anubis
@Geza Jetzt ziehst du dich also auf die jüngere Edda zurück, nachdem du bisher den Kontext aller Schriften betont hast?
Mir selbst widerstrebt meine hiesige Aufgabe, da ich die Edden als wunderschöne - und auch verehrenswürdige - Schriften betrachte. Trotzdem vermag ich ihnen nicht den Status der von dir verlangten "allerhöchsten Instanz" einzuräumen. Dem widerspreche ich rigoros. Wie könnte ein Buch jemals über der Natur stehen? Zu welchem Wahnsinn erdreistet sich hier der Mensch? Du begründest dass - nunmehr nur noch - die jüngere Edda deshalb über der Natur stünde, weil sie bzw. ihr Inhalt direkt von den Götter herstamme. Eine reine Vermutung (um nicht zu sagen fixe Idee) deinerseits, die durch nichts zu beweisen ist. Das rückt dich leider in die Nähe der Bibelforscher, die ja selbiges von ihrer Schrift behaupten, so wie alle Religionsfanatiker weltweit. Die können sich in 1.000 Jahren nicht über die Farbe von Sch... einigen, weil sie einfach auf keinen Nenner kommen.Wenn man stattdessen alleinig die Natur als weltweite Richterin und oberste Instanz akzeptiert, dann hätte man diesen allgemeingültigen Nenner (sowohl für die Religion, als auch für die Wissenschaften), an dem sich alle Menschen und Völker vertragen können.
Zitat:leider kennst Du Dich gar nicht mit Snorri usw. aus, sonst würdest Du ihm nicht einen ch?istlichen Auftraggeber unterstellen.
Wenn man bedenkt, dass der isländische Allthing (alþingi) um das Jahr 1.000 freiwillig zum Ch**stentum übergetreten ist, dann läßt das sehr wohl auch auf die Geisteshaltung der altisländischen Thingvorsitzenden schließen. Die Politik Islands wurde seither nicht mehr von den Goden gemacht, sondern in Skálholt und Hólar bestimmt. Der Erzbischof von Hamburg und Bremen tat das seinige, denn ihm oblag die kirchliche Autorität über Island. Innerhalb weniger Jahre (vom Jahr 1.000 gerechnet) festigte sich die chr**liche Macht in Island und als 1152 der Erzbischof von Trondheim für die Isländer verantwortlich wurde, war es um das letzte bisschen Heidentum, welches man ja freiwillig abgegeben hatte, bereits vollständig geschehen. Norweger und waffendienstpflichtige Isländer beteiligten sich mit Zustimmung des Allthing und mit Begeisterung an den Kreuzzügen, um andere Heidenvölker zu unterwerfen z. B. Preußen, Balten und Araber. Das alles war bereits, bevor Snorri geboren wurde, um sein "unverfälschtes Heidentum (laut Geza)" zu überliefern.Snorri wurde 1179 geboren und gilt als Begründer des Sturlungengeschlechts und damit die Hauptfigur der Sturlu saga. Nachdem er die zeitübliche chr***liche Ausbildung (Lesen, Schreiben, Latein, Theologie, Geographie und Recht) durch seinen Lehrer Jon Loftsson (einem Enkel Sæmundur fróðis) auf dem Hof Oddi genossen hatte, trat Snorri dem chr***lichen Benediktinerorden bei.
Ob Snorri tatsächlich beigetreten ist, ist jedoch unbewiesen, liesse sich aber aufgrund seines Schreibstils sehr gut belegen. Snorris Werke gehören aufgrund des Schreibstil zu der sogenannten Munkaþverá-Literatur, die nach der Benediktinerkloster Munkaþverá im Norden Islands (vgl.Niedner, S.157) benannt ist (vergl. Theodore M.Andersson: Snorri Sturluson and the saga school at Munkaþverá. In: Snorri Sturluson 1993, S.9-16).Alle Schriften, die in dem besagten Kloster (oder von demselben) verfasst worden sind, weisen gewisse gleiche Stilelemente auf. Die wichtigsten Argumente für diese Beweisführung gewinnt der Historiker Andersson aus einer Gegenüberstellung dieser Sagas und der Morkinskinna, einer Kompilation von Königssagas für den Zeitraum 1035 bis 1155, deren früheste Fassung nach opinio communis ebenfalls im Kloster Munkaþverá entstanden sein soll.Im Gegensatz dazu entwickelten die Mönche in Þingeyrar einen anderen, aus hagiographischen Vorstufen bestehenden, Schreibstil und schreiben die ersten Königensagas in der Form von Biographien. Snorri vereinigt später beide Stilrichtungen in Heimskringla.Mehr führe ich hierzu nicht aus. Ich denke, dass das Gesagte genügt, um zu verstehen, warum ich Snorri (so lieb und teuer er mir auch ist!) nicht über die Natur stelle. Wer eine chr***liche Erziehung genossen hat, mit zum Kreuzzug aufrufenden chr***lichen Königen und dem (während der Inquisition sehr aktiven) Benediktinerorden verkehrt hat, muss (selbst wenn man nachfolgend eine heidnische Geheimmission unterstellt, wie es Geza wohl tut) trotzdem indoktriniert gewesen sein und selbst bei bestem Willen nicht mehr in der Lage, originales heidnisches Wissen zu übermitteln. In jedem Fall aber, darf man ihn (und auch keinen anderen Menschen) jemals über die Absolutheit der Natur) erheben. Und genau darin Geza liegt deine Anmassung!Wir können uns einigen und sagen: Dass Snorri viele wunderbare Erzählungen gelungen sind, die auf den Überbleibseln der alten Naturreligion fußen. Jedoch können wir nicht behaupten, dass Snorri alleinig Recht hat und die Natur sich gefälligst danach zu richten hat bzw. hinter diesem Rechtsanspruch zurückstehen muss. Was sagst du - können wir uns so einig werden?
Anubis