19.02.12006, 15:42
Ich habe nun doch einige recht kurze Märchen entdeckt, und mal eines herausgepickt:
Geburt des Shannon
Sinann hockte geduckt hinter einer Hecke wilder Stechpalme, den Erzmagier beim Vollenden der Beschwörung, und dem entscheidenden Berühren der in den kristallenen Springbrunnen eingeritzten Runen beobachtend.
Die Druiden traten zurück und der Erzmagier berührte den Grund des Brunnens mit seinem langen Erlenstab. Sofort schwoll das Wasser an, und ging in einem anmutigen Bogen hernieder, sich in den ersten, schräg einfallenden Strahlen der Morgensonne in einer Millionen winziger Diamanten brechend.
Dann berührte er jeden der sieben Haselnußsträucher, die den Brunnen umgaben, verband sie zu einem Schutzkreis um ihn. Die Blätter an den Sträuchern begannen heftig zu erzittern, die Beeren pulsierten und pochten mit langsamer Beharrlichkeit, und vor ihren Augen schwollen die Haselnüsse an und erhärteten.
Der Erzmagier verneigte sich ehrerbietig. 'Seht dort, die Frucht der Weisheit.'
Die Druiden murmelten einen Refrain, als der alte Mann die Früchte inspizierend von Strauch zu Strauch ging. 'Sie alle sind perfekt; unser Werk ist vollendet.'
Er stützte sich auf seinen langen Stab, und seine harten grauen Augen wurden sanft, als sie in die Morgensonne blickten.
'Es ist der Anfang vom Ende.'
Mit der Sonne im Rücken wendete er sich ab, und ging von dem kleinen Hain, der den Kristallbrunnen umgab, fort.
'Wie lange wird es dauern?', fragte einer der jüngeren Männer.
'Bis Menschen das Wissen darum erlangen, seinen Schutz zu brechen.'
Er machte eine Geste zurück zum Hain. 'Wir haben das vollständige Wissen der Tuatha De Danann in diese sieben Sträucher und die Früchte, die sie tragen, eingeschlossen - wir können nicht gestatten, daß es in die falschen Hände fällt...'
Die Stimme verklang, als sie an der Maid vorübergingen und zwischen den Bäumen verschwanden.
Sinann wartete, bis sie sicher war, daß sie fort waren, bevor sie hinter den Büschen hervorkam.
Das schwache Sonnenlicht funkelte auf ihrem dunklen Haar und hob die grünliche Tönung ihrer blassen Haut hervor. Sie hob eine schwimmhäutige Hand, und schütze ihre seltsamen, schrägen Augen.
Denn Siann war von der Sippe des Lir, des Herren der See.
Langsam ging sie auf den Hain zu. Selbst aus der Distanz strahlte er eine Aura der Macht aus; eine Kraft, streng unter Kontrolle gehalten. Und die kristallne Quelle lag im Zentrum der Macht; sie war das schützende Kleinod, das die sieben, von Menschenhand veränderten Sträucher in einem unzerbrechlichen Bündnis verband.
Die Sträucher waren feinwüchsiger als normale Haseln, ihre Zweige länger, und die Farbe ihrer Blätter vibrierender - lediglich die Früchte schienen gleich zu sein.
Aber die Früchte dieser Sträucher enthielten die sieben Linien des Lernens - das vollständige Wissen der Menschen der Göttin.
Und es war an ihr, es an sich zu nehmen.
Sinann lächelte, die scharfen Zähne blitzten gelblich im Licht.
Mit dem Wissen, das sie erlangen würde, würde sie die Überreste der Tuatha bezwingen können, und die jüngere, stärkere Rasse beherrschen. Und sie würde unsterblich sein.
Sie stand neben dem Springbrunnen, berührte die Blöcke. Das Kristall war überraschend warm unter ihrer Berührung, und weich, eher wie Haut. Gleichwohl, das Wasser selbst war kalt, eiskalt.
Die Druiden würden den Hain nicht hier zurücklassen; sie wußte, sie beabsichtigten, ihn nach jenseits dieser Welt zu verschieben, in ein Schattenland, einen abgetrennten Ort, wo er lediglich für solche von großer Weisheit und geheimer Macht zugänglich sein würde.
Sie zog ihre Hand durch das eisige Wasser, ergötzte sich an dem prickelnden Gefühl, das Hand und Unterarm verschlang. Sie konnte spüren, wie die Macht des Ortes über ihren Körper kroch, und die kurzen Haare in ihrem Nacken aufrichtete.
Mit einem Schauder streckte sie ihre Hand aus, um eine der Haselnüsse abzupflücken... und ihre Welt explodierte.
Die Fontäne des Brunnens schien in alle Richtungen auszubrechen. Eine eisige Hand packte die Maid, und zog sie auf den Grund hinab, wieder und wieder.
Sie würgte, als fauliges Wasser sich seinen Weg in ihre Lunge zwang, sie erstickend, ertränkend.
Aber das war unfassbar, sie konnte nicht ertrinken - sie war eine Wassermaid!
Sinann versuchte, das Wasser zu atmen, und den lebensspendenden Sauerstoff herauszuziehen - und scheiterte.
Die Maid wurde panisch, ihre Arme schlugen wild um sich, und ihre Beine scharrten nach Halt.
Aber der Hain war fort; der Springbrunnen war fort; da war nichts, außer einer Welt von eiskaltem Wasser, welches paradoxerweise in ihrer Kehle und den Augen wie Feuer brannte. Sie wurde höher und höher getrieben.
Sie versuchte zu schreien, aber da war kein Ton, sie war taub.
Das Wasser fuhr fort anzuschwellen, aufzusteigen...
Es fiel aprupt.
Die ungeheuerliche Welle trug den zerschmetterten, leblosen Körper der Maid südlich und westwärts, schnitt eine tiefe, breite Schneise durch das üppige Land, bis sie den westlichen Ozean erreichte.
Es war ein prachtvoller Fluß, und, in Erinnerung an die Maid, würde ihn eine spätere Generation Shannon nennen.
Geburt des Shannon
Sinann hockte geduckt hinter einer Hecke wilder Stechpalme, den Erzmagier beim Vollenden der Beschwörung, und dem entscheidenden Berühren der in den kristallenen Springbrunnen eingeritzten Runen beobachtend.
Die Druiden traten zurück und der Erzmagier berührte den Grund des Brunnens mit seinem langen Erlenstab. Sofort schwoll das Wasser an, und ging in einem anmutigen Bogen hernieder, sich in den ersten, schräg einfallenden Strahlen der Morgensonne in einer Millionen winziger Diamanten brechend.
Dann berührte er jeden der sieben Haselnußsträucher, die den Brunnen umgaben, verband sie zu einem Schutzkreis um ihn. Die Blätter an den Sträuchern begannen heftig zu erzittern, die Beeren pulsierten und pochten mit langsamer Beharrlichkeit, und vor ihren Augen schwollen die Haselnüsse an und erhärteten.
Der Erzmagier verneigte sich ehrerbietig. 'Seht dort, die Frucht der Weisheit.'
Die Druiden murmelten einen Refrain, als der alte Mann die Früchte inspizierend von Strauch zu Strauch ging. 'Sie alle sind perfekt; unser Werk ist vollendet.'
Er stützte sich auf seinen langen Stab, und seine harten grauen Augen wurden sanft, als sie in die Morgensonne blickten.
'Es ist der Anfang vom Ende.'
Mit der Sonne im Rücken wendete er sich ab, und ging von dem kleinen Hain, der den Kristallbrunnen umgab, fort.
'Wie lange wird es dauern?', fragte einer der jüngeren Männer.
'Bis Menschen das Wissen darum erlangen, seinen Schutz zu brechen.'
Er machte eine Geste zurück zum Hain. 'Wir haben das vollständige Wissen der Tuatha De Danann in diese sieben Sträucher und die Früchte, die sie tragen, eingeschlossen - wir können nicht gestatten, daß es in die falschen Hände fällt...'
Die Stimme verklang, als sie an der Maid vorübergingen und zwischen den Bäumen verschwanden.
Sinann wartete, bis sie sicher war, daß sie fort waren, bevor sie hinter den Büschen hervorkam.
Das schwache Sonnenlicht funkelte auf ihrem dunklen Haar und hob die grünliche Tönung ihrer blassen Haut hervor. Sie hob eine schwimmhäutige Hand, und schütze ihre seltsamen, schrägen Augen.
Denn Siann war von der Sippe des Lir, des Herren der See.
Langsam ging sie auf den Hain zu. Selbst aus der Distanz strahlte er eine Aura der Macht aus; eine Kraft, streng unter Kontrolle gehalten. Und die kristallne Quelle lag im Zentrum der Macht; sie war das schützende Kleinod, das die sieben, von Menschenhand veränderten Sträucher in einem unzerbrechlichen Bündnis verband.
Die Sträucher waren feinwüchsiger als normale Haseln, ihre Zweige länger, und die Farbe ihrer Blätter vibrierender - lediglich die Früchte schienen gleich zu sein.
Aber die Früchte dieser Sträucher enthielten die sieben Linien des Lernens - das vollständige Wissen der Menschen der Göttin.
Und es war an ihr, es an sich zu nehmen.
Sinann lächelte, die scharfen Zähne blitzten gelblich im Licht.
Mit dem Wissen, das sie erlangen würde, würde sie die Überreste der Tuatha bezwingen können, und die jüngere, stärkere Rasse beherrschen. Und sie würde unsterblich sein.
Sie stand neben dem Springbrunnen, berührte die Blöcke. Das Kristall war überraschend warm unter ihrer Berührung, und weich, eher wie Haut. Gleichwohl, das Wasser selbst war kalt, eiskalt.
Die Druiden würden den Hain nicht hier zurücklassen; sie wußte, sie beabsichtigten, ihn nach jenseits dieser Welt zu verschieben, in ein Schattenland, einen abgetrennten Ort, wo er lediglich für solche von großer Weisheit und geheimer Macht zugänglich sein würde.
Sie zog ihre Hand durch das eisige Wasser, ergötzte sich an dem prickelnden Gefühl, das Hand und Unterarm verschlang. Sie konnte spüren, wie die Macht des Ortes über ihren Körper kroch, und die kurzen Haare in ihrem Nacken aufrichtete.
Mit einem Schauder streckte sie ihre Hand aus, um eine der Haselnüsse abzupflücken... und ihre Welt explodierte.
Die Fontäne des Brunnens schien in alle Richtungen auszubrechen. Eine eisige Hand packte die Maid, und zog sie auf den Grund hinab, wieder und wieder.
Sie würgte, als fauliges Wasser sich seinen Weg in ihre Lunge zwang, sie erstickend, ertränkend.
Aber das war unfassbar, sie konnte nicht ertrinken - sie war eine Wassermaid!
Sinann versuchte, das Wasser zu atmen, und den lebensspendenden Sauerstoff herauszuziehen - und scheiterte.
Die Maid wurde panisch, ihre Arme schlugen wild um sich, und ihre Beine scharrten nach Halt.
Aber der Hain war fort; der Springbrunnen war fort; da war nichts, außer einer Welt von eiskaltem Wasser, welches paradoxerweise in ihrer Kehle und den Augen wie Feuer brannte. Sie wurde höher und höher getrieben.
Sie versuchte zu schreien, aber da war kein Ton, sie war taub.
Das Wasser fuhr fort anzuschwellen, aufzusteigen...
Es fiel aprupt.
Die ungeheuerliche Welle trug den zerschmetterten, leblosen Körper der Maid südlich und westwärts, schnitt eine tiefe, breite Schneise durch das üppige Land, bis sie den westlichen Ozean erreichte.
Es war ein prachtvoller Fluß, und, in Erinnerung an die Maid, würde ihn eine spätere Generation Shannon nennen.