07.02.12006, 00:47
Hi Paganlord,
mal ein paar Gedankensprünge, quer durch den Gemüsegarten der Thread-Themen der letzten Wochen:
Tja, nur was ist letztlich schlimmer? Beides? Ich finde beide Sichten zu stark vereinfachend, um sie in solcher Auschließlichkeit für mich beanspruchen zu wollen. Kein dualistisches Modell (oder eins seiner "Lager") bildet die Welt so ab, wie sie wirklich ist. Genau jene, komplexe Lebenswelt, über die so gerne gestritten wird, können wir aber nie wirklich vollständig bewußt erfassen, denn dazu müßten wir uns z.B. jeder einzelnen Körperzelle zugleich bewußt sein können - unmöglich, ohne augenblicklich die eigene, individuelle Existenz zu sprengen (-> Wahnsinn, Tod). Glaubensbefestigter Naturalismus durch reinen Verzicht oder vermeintliche Zivilisationssicherheit durch überbordende Technik und Naturausbeutung nach chr**** Wertekatalog (vgl. "Macht euch die Erde untertan...")? Beides resultiert für mich grundsätzlich aus Illusionen über das Leben, welches von Individuen immer bloß _individuell_ erlebt werden kann, und niemals mit letztgültigem Wahrheitsanspruch (nebst Gruppenpatent) zu erfassen ist. Demzufolge bin ich meist doch eher skeptisch, wenn manche Menschen - in Gruppen-Konsensen natürlich mitunter auch mal legitim - entweder einerseits die Maßgabe aufstellen, es gäbe einen "einzigen, richtigen" Weg zur "Essenz zur Natur", oder - andererseits - zum vermeintlich "gerechten Sinn von Zivilisation". Das soll nun kein persönlicher Angriff auf eventuell hier tangierte Weltbilder sein, sondern nur eine Referenz an das regelmäßig zu erwartende Versagen anhand bloßer Modellvorstellungen gegenüber dem konkreten Erleben. Kurzgefaßt: die "Welt" ist von sich aus komplex, ohne daß wir sie daran wirksam hindern könnten, mehrere Dinge können mitunter gleichzeitig "wahr" erscheinen - und dann entscheidet Mensch sich halt (idealerweise) jedesmal konkret neu, wie sie/er es halt gerade braucht und es sinnvoll überschauen kann - m.E. also völlig sinnlos, auch nur irgendeine menschliche Erfahrungs- und Handlungsgsebene zu einer vermeintlich letztbegründenden Vorstellung zu schmieden. "Träume sind Schäume"...? Nicht unbedingt, aber Illusionen über Lebensgrundsätze, über die es letztlich - straight zu Ende gedacht - keinen wirklichen Dissens geben kann, wären in jedem Fall höchstens Ausdruck selbstverschuldeter Unmündigkeit, mithin einfach nur pure Zeitverschwendung.
Haha. Wer macht denn auch sowas? *g*
Zitat aus einer Kurzgeschichte von Alan Dean Foster: "Die Frage ist nicht, _was_ ich rauche, sondern _wen_ ich rauche." *kicher*
Ernst beiseite: ich respektiere "Natur" zutiefst, aber erhebe sie nicht zur Wesenhaftigkeit, ohne mich zu fragen, _wie_ sie kommunizieren will und was ich konkret mit ihr zu schaffen habe, denn _daß_ "Natur" mit uns ständig in Rapport steht und uns Menschlein insgesamt massiv überlegen ist, steht für mich außer Zweifel. Wer mal wie ich wild zwischen Geysiren herumgehüpft ist und dabei sein Leben riskiert hat, weiß, was das heißt, denn ein Fehltritt würde bedeutet haben, meine Füße in schwefligem Wasser gekocht zu bekommen. Was demnach nicht heißen soll, daß "Natur" nicht etwa doch potentiell "G*tt-artig" sein könnte (in ihrer Funktion) - die Frage stellt sich bloß nicht wirklich, da "Natur" den Menschen ohnehin bereits vollständig beinhaltet und Mensch sich nicht einfach der eigenen Komplexität entziehen kann, indem er beliebig Teile seiner eigenen, spezifischen Natur ("Denken", "Konstruieren", "Jacken häkeln", "Lagerhaltung", "Tierhaltung", "Energieproduktion" als künstlicher Ersatz für naturgegebene Defizite) aus seinem Denken und Handeln herausschneidet und somit einfach verleugnet. Das ginge in konstruktivem Sinne nur über eine Modifikation der eigenen Denkweise und durch effiziente Annahme der vollen Verantwortung für jede konkrete Einzelhandlung (Beispiel: "statt Kohlenmine ausbeuten, um sich zu wärmen, lieber erheblich besseren Pullover häkeln"). Ergo: selbst unsere heutigen Konditionierungen hindern - potentiell - tatsächlich niemanden daran, beides zu haben und vernünftig zu kombinieren: Natur/"Natürlichkeit" und Technik/"Künstlichkeit". Ein wenig mehr Selbstbeschränkung in unserer Art zu wirtschaften, und schon hätte Mensch von allem "das Beste" zur Verfügung, ohne aus reiner Selbstgerechtigkeit auf alles, was das Leben angenehm machen kann, pauschal verzichten zu müssen. Das ist zunächst meine vorläufige Arbeitshypothese, mal sehen, wohin die Diskussion noch gehen wird. Was wendest du ein (falls du nach dem ellenlangen, verzwirbelten Text noch Lust hast)?
Grüße,
Mc
(99%-Nichtraucher mit natürlichem Hang zu kulinarisch begabten Feuerwesen)
P.S.: Wer mich jetzt ironisch "allwissende Müllhalde" nennt, bekommt von mir eine Freikarte für eine Woche illuminiertes Baggerfahren in der Südeifel. Bagger inbegriffen.
mal ein paar Gedankensprünge, quer durch den Gemüsegarten der Thread-Themen der letzten Wochen:
Zitat:Ein Traum für die einen, ein Albtraum für andere ...
Tja, nur was ist letztlich schlimmer? Beides? Ich finde beide Sichten zu stark vereinfachend, um sie in solcher Auschließlichkeit für mich beanspruchen zu wollen. Kein dualistisches Modell (oder eins seiner "Lager") bildet die Welt so ab, wie sie wirklich ist. Genau jene, komplexe Lebenswelt, über die so gerne gestritten wird, können wir aber nie wirklich vollständig bewußt erfassen, denn dazu müßten wir uns z.B. jeder einzelnen Körperzelle zugleich bewußt sein können - unmöglich, ohne augenblicklich die eigene, individuelle Existenz zu sprengen (-> Wahnsinn, Tod). Glaubensbefestigter Naturalismus durch reinen Verzicht oder vermeintliche Zivilisationssicherheit durch überbordende Technik und Naturausbeutung nach chr**** Wertekatalog (vgl. "Macht euch die Erde untertan...")? Beides resultiert für mich grundsätzlich aus Illusionen über das Leben, welches von Individuen immer bloß _individuell_ erlebt werden kann, und niemals mit letztgültigem Wahrheitsanspruch (nebst Gruppenpatent) zu erfassen ist. Demzufolge bin ich meist doch eher skeptisch, wenn manche Menschen - in Gruppen-Konsensen natürlich mitunter auch mal legitim - entweder einerseits die Maßgabe aufstellen, es gäbe einen "einzigen, richtigen" Weg zur "Essenz zur Natur", oder - andererseits - zum vermeintlich "gerechten Sinn von Zivilisation". Das soll nun kein persönlicher Angriff auf eventuell hier tangierte Weltbilder sein, sondern nur eine Referenz an das regelmäßig zu erwartende Versagen anhand bloßer Modellvorstellungen gegenüber dem konkreten Erleben. Kurzgefaßt: die "Welt" ist von sich aus komplex, ohne daß wir sie daran wirksam hindern könnten, mehrere Dinge können mitunter gleichzeitig "wahr" erscheinen - und dann entscheidet Mensch sich halt (idealerweise) jedesmal konkret neu, wie sie/er es halt gerade braucht und es sinnvoll überschauen kann - m.E. also völlig sinnlos, auch nur irgendeine menschliche Erfahrungs- und Handlungsgsebene zu einer vermeintlich letztbegründenden Vorstellung zu schmieden. "Träume sind Schäume"...? Nicht unbedingt, aber Illusionen über Lebensgrundsätze, über die es letztlich - straight zu Ende gedacht - keinen wirklichen Dissens geben kann, wären in jedem Fall höchstens Ausdruck selbstverschuldeter Unmündigkeit, mithin einfach nur pure Zeitverschwendung.
Zitat:Das mußt Du mit dem Element klären. Feuer läßt sich nicht gern mißbrauchen z. B. zum Essen kochen oder zum Rauchen.
Haha. Wer macht denn auch sowas? *g*
Zitat aus einer Kurzgeschichte von Alan Dean Foster: "Die Frage ist nicht, _was_ ich rauche, sondern _wen_ ich rauche." *kicher*
Ernst beiseite: ich respektiere "Natur" zutiefst, aber erhebe sie nicht zur Wesenhaftigkeit, ohne mich zu fragen, _wie_ sie kommunizieren will und was ich konkret mit ihr zu schaffen habe, denn _daß_ "Natur" mit uns ständig in Rapport steht und uns Menschlein insgesamt massiv überlegen ist, steht für mich außer Zweifel. Wer mal wie ich wild zwischen Geysiren herumgehüpft ist und dabei sein Leben riskiert hat, weiß, was das heißt, denn ein Fehltritt würde bedeutet haben, meine Füße in schwefligem Wasser gekocht zu bekommen. Was demnach nicht heißen soll, daß "Natur" nicht etwa doch potentiell "G*tt-artig" sein könnte (in ihrer Funktion) - die Frage stellt sich bloß nicht wirklich, da "Natur" den Menschen ohnehin bereits vollständig beinhaltet und Mensch sich nicht einfach der eigenen Komplexität entziehen kann, indem er beliebig Teile seiner eigenen, spezifischen Natur ("Denken", "Konstruieren", "Jacken häkeln", "Lagerhaltung", "Tierhaltung", "Energieproduktion" als künstlicher Ersatz für naturgegebene Defizite) aus seinem Denken und Handeln herausschneidet und somit einfach verleugnet. Das ginge in konstruktivem Sinne nur über eine Modifikation der eigenen Denkweise und durch effiziente Annahme der vollen Verantwortung für jede konkrete Einzelhandlung (Beispiel: "statt Kohlenmine ausbeuten, um sich zu wärmen, lieber erheblich besseren Pullover häkeln"). Ergo: selbst unsere heutigen Konditionierungen hindern - potentiell - tatsächlich niemanden daran, beides zu haben und vernünftig zu kombinieren: Natur/"Natürlichkeit" und Technik/"Künstlichkeit". Ein wenig mehr Selbstbeschränkung in unserer Art zu wirtschaften, und schon hätte Mensch von allem "das Beste" zur Verfügung, ohne aus reiner Selbstgerechtigkeit auf alles, was das Leben angenehm machen kann, pauschal verzichten zu müssen. Das ist zunächst meine vorläufige Arbeitshypothese, mal sehen, wohin die Diskussion noch gehen wird. Was wendest du ein (falls du nach dem ellenlangen, verzwirbelten Text noch Lust hast)?
Grüße,
Mc
(99%-Nichtraucher mit natürlichem Hang zu kulinarisch begabten Feuerwesen)
P.S.: Wer mich jetzt ironisch "allwissende Müllhalde" nennt, bekommt von mir eine Freikarte für eine Woche illuminiertes Baggerfahren in der Südeifel. Bagger inbegriffen.