04.02.12006, 17:24
Ob Du es behauptet hast oder nicht - es war eine Demokratie, die sich in den wesentlichen Punkten nicht vom heutigen demokratischen System unterscheidet. (Du kommst mir vor wie die Linken in der ehemaligen DDR, die posthum erklärten, es wäre ja kein richtiger Sozialismus/Kommunismus gewesen, der in der DDR und übrigen Ostblock geherrscht hätte).
Das römische System war eine Mischverfassung, die sowohl monarchistische (beispielsweise der vorübergehende Diktator), aristrokratische (den nobiles) und demokratische Ansätze (den Volkstribunen als Vertreter der Plebejer) aufwies. Sie unterscheidet sich in folgenden Merkmalen:
- dem organisierten Parteienwesen
- der Gewaltenteilung
- der niedergeschriebenen Verfassung
- der Ständelosigkeit
- den Grundrechten als unveräußerlichen Gesetzen
Selbst der inzwischen 87jährige Radikal-Demokrat Helmut Schmidt gesteht gewisse Demokratieproblemeein, wie gerade z. B. das Mehrheitsprinzip, welches nunmal der Masse Recht gäbe, aber nicht demjenigen, der im Recht ist.
Demokratiekritik bedeutet noch längst keine Infragestellung des Systems. Wenn man den Begriff "Mehrheitsprinzip" durch "Minderheitenprinzip" / "Alleinherrschaftsprinzip" und "Masse" durch "Lobby" / "Regenten" ersetzt, so kommt übrigens auch ein sinngemäßes Ergebnis raus. Im übrigen befinden wir uns in einem Zustand, in dem das Mehrheitsprinzip nur in der Wahl der Volksvertreter eine Rolle spielt. Der Bevölkerung wird ja immer eine geistige Unmündigkeit unterstellt, so dass diese sich nicht an Volksentscheiden beteiligen kann.
Mit der vorimperialen Staatsform Demokratie verhält es sich ebenso. Das Muster wurde von den heutigen kopiert - bis hin in die fast kleinste Facette.
Bitte erkläre mir dies genauer und nehme meine oben erwähnten Kriterien zur Kenntnis.
Demokratie heißt Pöbelherrschaft, denn Volk heißt auf griechisch: laos und heißt es bis heute.
Pöbel steht nun mal als (negativ beladenes) Synonym für "einfaches Volk". Laut Fremdwörterbuch (Leipzig, 1986) steht "demos" für das "Gebiet und Bevölkerung eines altgriechischen Stadtstaates" und laut Duden wird es als "Volksherrschaft" übersetzt. Das Problem bei der Auseinandersetzung scheint mir die Frage nach dem Volk zu sein. Angesichts des Scheiterns der direkten, attischen Demokratie ging dieser Begriff zunehmend in Verruchung, so dass die "Demokratie" den wert geladenen Begriff "Pöbelherrschaft" erhielt. In der Neuzeit hingegen begann der Begriff Volk eine wertneutralere und positive Bedeutung zu gewinnen, auch angesichts des neuen plebejischen Selbstbewusstseins in der Französischen Revolution.
Dennoch sehe ich keinen Grund, die heutigen Vorstellungen von Demokratie im Gespräch nicht anzuwenden. Im übrigen könnte ein Vertreter der indirekten Demokratie auch das heutige System analog zu den aristotelischen Vorstellungen der Politie setzen.
Das haben wir bei der Demokratie/Monarchie Diskussion schon behandelt. Die industrielle Revolution führte zum Niedergang der Monarchien, weil die Geldmacht für den Monarchen immer unkontrollierbarer wurde und sich schließlich in der Staatsform Demokratie verselbstständigte."
Das spricht aber nicht für den Monarchen.
"Demokratie ist sozusagen die eigens für das Kapital gegründete (passende) Staatsform. Die Mehrheitsverhältnisse des Kapitals bestimmen die Entscheidungen - das geht nur in einer Demokratie und ergo deswegen = Demokratie als das ideale Gesellschaftskonstrukt der Hochfinanz.
Mehrung des Kapitals beruht auf der Freiheit, es zu mehren. Dies kann aber nur in einer bürgerlich- liberalen Gesellschaft geschehen. In der Hinsicht stimme ich Dir zu. Der Vorteil besteht darin, dass der Staat zum Wohlfahrtsstaat werden kann und sozial für seine Bürger sorgen kann. Denn somit gewinnt auch die Wirtschaft an Abnehmerschaft. Und Dein Bekenntnis zu einem Staat, der für seine Bürger sorgt und konfessionelle Freiheiten gewährt, hast Du ja schon in Deiner Bewertung Friedrichs geäußert. Die Idee der "sozialen Marktwirtschaft" - wie sie in der Adenauer- Ära gehandhabt wurde - finde ich gar nicht mal so verkehrt.
In Bezug auf diese Diskussion ist diese Zusatzklausel allemal von Bedeutung, weil sie zeigt, wie zwei entscheidene Herrscher (Friedrich II und Katharina II) über den Demokratismus gedacht haben. Und genau darum ging es hier.
Es gibt Gedanken wider, aber hatte kaum historische Wirkung. Ihre Gedanken über die Staatsformen kann man u. a. an ihrer Auseinandersetzung mit den jeweiligen Philosophen erklären. Zudem beschränkte sich in Polen das Wahlrecht nur auf einen Stand; und den Adel Polens kann man wohl unschwer als Pöbel bezeichnen. ;-)
"Ja eben, was bei einer starken Monarchie nicht möglich gewesen wäre. Wenn Herrscher per Gesetz eingesetzt werden können, dann wird man auch immer versuchen diese einzusetzen. Bei einer erblich geregelten Herrschaftsfolge ist dies unmöglich."
Eine starke Monarchie kann nur dann funktionieren, wenn es einen starken Monarchen gibt und dies ist bei einem Erbkönigtum nicht unbedingt der Fall.
Das römische System war eine Mischverfassung, die sowohl monarchistische (beispielsweise der vorübergehende Diktator), aristrokratische (den nobiles) und demokratische Ansätze (den Volkstribunen als Vertreter der Plebejer) aufwies. Sie unterscheidet sich in folgenden Merkmalen:
- dem organisierten Parteienwesen
- der Gewaltenteilung
- der niedergeschriebenen Verfassung
- der Ständelosigkeit
- den Grundrechten als unveräußerlichen Gesetzen
Selbst der inzwischen 87jährige Radikal-Demokrat Helmut Schmidt gesteht gewisse Demokratieproblemeein, wie gerade z. B. das Mehrheitsprinzip, welches nunmal der Masse Recht gäbe, aber nicht demjenigen, der im Recht ist.
Demokratiekritik bedeutet noch längst keine Infragestellung des Systems. Wenn man den Begriff "Mehrheitsprinzip" durch "Minderheitenprinzip" / "Alleinherrschaftsprinzip" und "Masse" durch "Lobby" / "Regenten" ersetzt, so kommt übrigens auch ein sinngemäßes Ergebnis raus. Im übrigen befinden wir uns in einem Zustand, in dem das Mehrheitsprinzip nur in der Wahl der Volksvertreter eine Rolle spielt. Der Bevölkerung wird ja immer eine geistige Unmündigkeit unterstellt, so dass diese sich nicht an Volksentscheiden beteiligen kann.
Mit der vorimperialen Staatsform Demokratie verhält es sich ebenso. Das Muster wurde von den heutigen kopiert - bis hin in die fast kleinste Facette.
Bitte erkläre mir dies genauer und nehme meine oben erwähnten Kriterien zur Kenntnis.
Demokratie heißt Pöbelherrschaft, denn Volk heißt auf griechisch: laos und heißt es bis heute.
Pöbel steht nun mal als (negativ beladenes) Synonym für "einfaches Volk". Laut Fremdwörterbuch (Leipzig, 1986) steht "demos" für das "Gebiet und Bevölkerung eines altgriechischen Stadtstaates" und laut Duden wird es als "Volksherrschaft" übersetzt. Das Problem bei der Auseinandersetzung scheint mir die Frage nach dem Volk zu sein. Angesichts des Scheiterns der direkten, attischen Demokratie ging dieser Begriff zunehmend in Verruchung, so dass die "Demokratie" den wert geladenen Begriff "Pöbelherrschaft" erhielt. In der Neuzeit hingegen begann der Begriff Volk eine wertneutralere und positive Bedeutung zu gewinnen, auch angesichts des neuen plebejischen Selbstbewusstseins in der Französischen Revolution.
Dennoch sehe ich keinen Grund, die heutigen Vorstellungen von Demokratie im Gespräch nicht anzuwenden. Im übrigen könnte ein Vertreter der indirekten Demokratie auch das heutige System analog zu den aristotelischen Vorstellungen der Politie setzen.
Das haben wir bei der Demokratie/Monarchie Diskussion schon behandelt. Die industrielle Revolution führte zum Niedergang der Monarchien, weil die Geldmacht für den Monarchen immer unkontrollierbarer wurde und sich schließlich in der Staatsform Demokratie verselbstständigte."
Das spricht aber nicht für den Monarchen.
"Demokratie ist sozusagen die eigens für das Kapital gegründete (passende) Staatsform. Die Mehrheitsverhältnisse des Kapitals bestimmen die Entscheidungen - das geht nur in einer Demokratie und ergo deswegen = Demokratie als das ideale Gesellschaftskonstrukt der Hochfinanz.
Mehrung des Kapitals beruht auf der Freiheit, es zu mehren. Dies kann aber nur in einer bürgerlich- liberalen Gesellschaft geschehen. In der Hinsicht stimme ich Dir zu. Der Vorteil besteht darin, dass der Staat zum Wohlfahrtsstaat werden kann und sozial für seine Bürger sorgen kann. Denn somit gewinnt auch die Wirtschaft an Abnehmerschaft. Und Dein Bekenntnis zu einem Staat, der für seine Bürger sorgt und konfessionelle Freiheiten gewährt, hast Du ja schon in Deiner Bewertung Friedrichs geäußert. Die Idee der "sozialen Marktwirtschaft" - wie sie in der Adenauer- Ära gehandhabt wurde - finde ich gar nicht mal so verkehrt.
In Bezug auf diese Diskussion ist diese Zusatzklausel allemal von Bedeutung, weil sie zeigt, wie zwei entscheidene Herrscher (Friedrich II und Katharina II) über den Demokratismus gedacht haben. Und genau darum ging es hier.
Es gibt Gedanken wider, aber hatte kaum historische Wirkung. Ihre Gedanken über die Staatsformen kann man u. a. an ihrer Auseinandersetzung mit den jeweiligen Philosophen erklären. Zudem beschränkte sich in Polen das Wahlrecht nur auf einen Stand; und den Adel Polens kann man wohl unschwer als Pöbel bezeichnen. ;-)
"Ja eben, was bei einer starken Monarchie nicht möglich gewesen wäre. Wenn Herrscher per Gesetz eingesetzt werden können, dann wird man auch immer versuchen diese einzusetzen. Bei einer erblich geregelten Herrschaftsfolge ist dies unmöglich."
Eine starke Monarchie kann nur dann funktionieren, wenn es einen starken Monarchen gibt und dies ist bei einem Erbkönigtum nicht unbedingt der Fall.