28.10.12006, 11:44
Weitreichende Pläne
Philipp klatschte in die Hände. Sofort traten drei Hausarbeiter vor den König. „Bis das Bad bereitet ist, will ich keinen sehen.“ Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. „Ihr zwei – hierbleiben.“ Damit waren Antipatros und Parmenion gemeint, die beiden engsten Vertrauten des Königs.
Antipatros hockte sich auf die Tischkante; Parmenion zog einen Scherenstuhl aus geschnitzter Zeder heran und setzte sich. „Also, diese Frau im Tempel …“ fing Antipatros an „… da ist etwas unterwegs.“
Parmenion lächelte und Philipp gähnte. Dann legte Philipp seinen rechten Arm freundschaftlich auf Antipatros Schulter und sagte: „Ich weiß.“
Parmenion grinste. „Viel Zeit zum Reden läßt uns der Abend nicht mehr, Philipp. Dein Bad ist gleich fertig.“ Philipp kniff ein Auge zu. „Das Bad ist geräumig. Ihr beide stinkt. Ihr kommt mit. Dabei belauscht uns keiner.“
Antipatros sprach leise. „Was hast Du vor, mein König? Welche wichtigen Dinge gibt es zu berichten?“
Philipp verschränkte die Arme und lächelte. „Habt ihr euch gar nicht gewundert?“
Parmenion atmete durch die Zähne ein. „O keine Ratespiele zu dieser Tageszeit. Du weißt, wer Antipatros und Parmenion sind. Wir wissen wer Philipp ist. Es muß schon etwas Größeres sein, sonst hättest du wenigstens einen von uns in der Hauptstadt Pella gelassen.“
Philipp nickte langsam; die Augen waren halb geöffnet, sein verhangener Blick tückisch. „Ihr habt meinem Vater gedient und meinem Bruder Alexandros – euch aber ihrer Mörderin, der Regentin Eurydike verweigert und statt dessen Perdikkas beraten. Jetzt seid ihr bei mir. Warum?“
Parmenion holte tief Luft. „Wir wollen Makedonien stark und gesichert sehen. Wie es war, bevor einer von uns geboren wurde. Außerdem gefällt mir, wie du Dinge anpackst.“
Antipatros sagte beinahe feierlich: „Parmenion geht voraus und macht dir, Philipp, den Weg frei. Ich folge und hüte deinen Rücken, damit du ruhig schlafen kannst. Er ist dein Feldherr, dein starker Arm, und ich bin dein Auge und dein Ohr. Selbst wenn du o großer König einmal schläfst.“
Ein Hausarbeiter erschien. „Das Bad ist gerichtet, Herr.“ Philipp winkte. „Geh, bereite mehr Tücher – für drei. Wir folgen sofort.“ Sie ließen sich im Bad nieder und achteten darauf, daß sie von niemandem belauscht wurden. Dann hub Philipp zu sprechen an: „Seit zweihundert Jahren ist es so, wie es ist. Athen, Theben, Sparta, Thessalien, Makedonien, die Achaier und Aitolier und Epeiroten und Phoker und Akarnanier und Ambrakier, jeder gegen jeden, mal mit dem einen, dann mit dem anderen verbündet. Die hellenischen Städte in Asien, die ewig von den Mutterstädten geschützt werden sollten und bei jeder Gelegenheit an die Perser verscherbelt werden, wenn der persische Großkönig sich mal wieder in hellenische Wirren einmischt. Dazu die Völker im Norden – Illyrer, Thraker, Paionen, Geten, Triballer.“ Leise und eindringlich sagte Philipp: „Das muß ein Ende haben! Makedonien wird nur dann leuchten können, wenn ringsherum die Völker unsere dauerhaften Freunde und Verbündeten sind. Das ist das Ende des Weges, Freunde. Ein Bund aller Hellenen, mit einem gemeinsamen Rat und einem gemeinsamen Heer und einem gemeinsamen Strategen. Mild und gerecht nach innen, ohne gewaltsame Auseinandersetzungen wie bisher; stark genug nach außen, um auch den König der Könige in Persien zwingen zu können, den Hellenen in Asien ihre Freiheit zu lassen.“ Nach einer kurzen Pause fügte Philipp noch hinzu: „Und auch stark genug, um die Kelten eventuell davon abzuhalten, falls sie unser Land von Norden her bedrohen wollten.“
„Du meinst“ ergänzte Antipatros, „falls es dem Großkönig auch hier gelingt unsere Nachbarvölker mit Hilfe des persischen Goldes gegen die hellenische Einigkeit aufzuwiegeln.“
„O das wird ihm gelingen, wenn wir den Nachbarn keine besseren Argumente liefern“ fuhr Philipp fort. „Persien sorgt dafür, daß sich alle uneinig sind und zieht daraus seinen Nutzen. Der persische Großkönig regiert ein mächtiges Reich, wie es noch niemals auf Erden existierte. Von Griechenland bis hin zum Hindukusch – die ganze Welt. Nur ein paar kleine Randflecken, die sich für Persien nicht lohnen, haben sie sich nicht einverleibt. Man denke nur, daß das große und mächtige Ägypten von den Persern besetzt und geknechtet ist und daß alle Mittelmeermächte, einschließlich den Karthagern und den griechischen Städten nach der persischen Hundepfeife tanzen.“
Parmenion pfiff leise durch die Zähne. „Du willst den Priestern also dabei helfen Ägypten vom persischen Joch zu befreien?“
„Mein Interesse liegt bei Makedonien und nur bei Makedonien. Wenn ich dadurch den Plänen der Priester zur Befreiung Ägyptens nutze, dann soll es mir nur recht sein. Ich achte die Priester und weiß, daß ihre Pläne weise und vorausschauend sind!“
Antipatros stimmte nickend zu. „Die Perser haben kein Recht unsere Tempel zu entweihen und griechischen Geist zu schänden. Es ist über einhundert Jahre her, daß die Perser die Agora in Athen zerstörten und unser Heiligstes mißachteten. Ich verstehe, daß die Priester die Ehre des Tempels wieder herstellen wollen.“
„Es geht nicht so sehr um die Ehre des Tempels“ ergänzte Philipp „sondern vielmehr darum, daß die Perser unreine Frequenzen mit sich bringen, die nicht in unseren Lebensraum passen. Wir sind hier in Europa, das ist anders als Asien. Man darf es nicht vermischen, denn man zerstört dadurch beide Kulturen. Dem einfachen Volk erzählt man aus Gründen des besseren Verständnisses: „Daß unsere Götter zürnen“ oder „daß die Tempelschändung gerächt werden muß. In Wirklichkeit geht es jedoch um die Wiederherstellung und die Wiederetablierung der originalen Frequenzen an den originalen Orten. In Atlantis, das lange vor uns allen war und vor allem, was wir heute kennen, hat dieser Konflikt einst begonnen. Wenn Perser heute in ägyptischen Tempeln etwas zu finden versuchen, dann geht es um Dinge, die weiter zurückliegen, als wir drei es uns jemals vorstellen könnten.“
Philipp schaute kurz durch das Bad, als wollte er sich nochmals vergewissern, daß niemand anderes ihnen zuhörte. „Zum Glück wissen die Priester der Ägypter und auch die Priester der Hellenen ihre Geheimnisse gut zu wahren und die ehrwürdigen Gegenstände zu beschützen. Niemals wird etwas davon dem Feind in die Hände fallen. Auch wenn es der Priester-Verräter, der auf den Namen Sethus hört, noch so sehr wünschen möge und der Perserkönig in seinem Namen viele Griechen und Ägypter zum Verrat wegen des Goldes oder wegen angesehener Positionen anstiften konnte.“
Philipp schaute seinen beiden Freunden fest in die Augen: „Alle Überläufer verlieren in dem Moment, in welchem sie freiwillig zu dem Verräter überwechseln das, was uns zu Menschen macht. In ihre nunmehr leeren Körper zieht der Gedanke und der Wille des Sethus und seiner Komplizen, und nur er ist es, der von dem hohen Rang und von dem Golde profitiert. Er führt fortan Hände und Beine und bestimmt die Gedanken des Kopfes. Der Mensch, den man vorher kannte, der existiert von dieser Sekunde an nicht mehr. Er hat den Körper verlassen, und ein neuer Geist lenkt dieses Gefährt.“
Jetzt pfiff auch Antipatros kurz durch die Zähne. „Du sagst uns hier drei Dinge, großer König der Makedonen, mein Freund. Du hast die Regentin Eurydike, die deine Mutter ist und die deinen Vater und deinen Bruder ermorden ließ mit deinen eigenen Händen getötet, weil Du erkannt hast, daß Sethus in diesen Körper eingezogen war?“
Philipp nickte betrübt. „Die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, die wohnte schon lange nicht mehr in diesem Körper. Sethus stahl den Körper meiner Mutter, um mich und Makedonien zu lenken. Dem habe ich ein Ende gemacht.“
„Weiterhin sagst du uns“ fuhr Antipatros fort „daß der Großkönig der Perser ein Verbündeter des Verräters ist, der uns schon seit Urzeiten bekämpft?“
Philipp nickte seinem Geheimdienstchef Antipatros zu. „Uneinigkeit durch Gold zu erschaffen und auf die emotionalen Begierden der Menschen zu wetten, das war schon immer die Politik des Verräters. Auch daran erkennt man ihn und seinesgleichen – diejenigen, die von seinem Geist besessen sind.“
„Als drittes sagst du uns“ hub jetzt Parmenion, der Feldherr, zu sprechen an „daß du unsere Unterstützung für einen Weg verlangst, der am Ende den Verräter eliminieren soll und uns Makedonen zu den Befreiern Griechenlands und Ägyptens macht.“ Leise atmete Parmenion aus. „Jetzt verstehe ich, warum du diese Priesterin heiraten und zu unser aller Königin machen mußt!“
Antipatros horchte auf. Dann sagte er: „Natürlich nur so kann das funktionieren. Diese Schlacht wird nicht alleine durch die Soldaten unseres Heeres gewonnen, sondern durch die spirituelle Macht des Tempels, die die Reinheit unserer Gedanken ist. Dazu muß dir eine Priesterin als Ehefrau zur Seite stehen.“
„In welcher Zeit, Herr?“ sagte Parmenion heiser; er war bleich um die Nase.
„Zwanzig Jahre?“ sagte Philipp. „Fünfundzwanzig? Bevor wir alle Zähne verlieren. Geht ihr diesen Weg? Er beginnt hier, wo alle Männer aus allen hellenischen Städten und Ländern zusammenkommen, um dem Tempel ihre Aufwartung zu machen. Hier auf der Insel Samothrake, die die Insel der Priester ist. Geht ihr mit, Freunde?“
Parmenion stieß den angehaltenen Atem keuchend aus und ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen. „Sobald meine Knie wieder gehorchen“, sagte er leise.
Antipatros lachte plötzlich. „Du wirst in Ruhe schlafen können, Philipp, ich schütze deinen Rücken.“
Parmenion hatte die Stirn gerunzelt; er starrte die beiden an. „Ihr seid wahnsinnig“, sagte er schließlich. „Natürlich bin ich dabei. Wie fangen wir an?“
„Wir haben längst begonnen. Ihr wußtest es nur noch nicht. Morgen kommt ihr beide mit in den Tempel; danach werft eure Netze aus, während ich diese Frau, die morgen eure Königin wird, besser kennenlernen werde.“
Philipp klatschte in die Hände. Sofort traten drei Hausarbeiter vor den König. „Bis das Bad bereitet ist, will ich keinen sehen.“ Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. „Ihr zwei – hierbleiben.“ Damit waren Antipatros und Parmenion gemeint, die beiden engsten Vertrauten des Königs.
Antipatros hockte sich auf die Tischkante; Parmenion zog einen Scherenstuhl aus geschnitzter Zeder heran und setzte sich. „Also, diese Frau im Tempel …“ fing Antipatros an „… da ist etwas unterwegs.“
Parmenion lächelte und Philipp gähnte. Dann legte Philipp seinen rechten Arm freundschaftlich auf Antipatros Schulter und sagte: „Ich weiß.“
Parmenion grinste. „Viel Zeit zum Reden läßt uns der Abend nicht mehr, Philipp. Dein Bad ist gleich fertig.“ Philipp kniff ein Auge zu. „Das Bad ist geräumig. Ihr beide stinkt. Ihr kommt mit. Dabei belauscht uns keiner.“
Antipatros sprach leise. „Was hast Du vor, mein König? Welche wichtigen Dinge gibt es zu berichten?“
Philipp verschränkte die Arme und lächelte. „Habt ihr euch gar nicht gewundert?“
Parmenion atmete durch die Zähne ein. „O keine Ratespiele zu dieser Tageszeit. Du weißt, wer Antipatros und Parmenion sind. Wir wissen wer Philipp ist. Es muß schon etwas Größeres sein, sonst hättest du wenigstens einen von uns in der Hauptstadt Pella gelassen.“
Philipp nickte langsam; die Augen waren halb geöffnet, sein verhangener Blick tückisch. „Ihr habt meinem Vater gedient und meinem Bruder Alexandros – euch aber ihrer Mörderin, der Regentin Eurydike verweigert und statt dessen Perdikkas beraten. Jetzt seid ihr bei mir. Warum?“
Parmenion holte tief Luft. „Wir wollen Makedonien stark und gesichert sehen. Wie es war, bevor einer von uns geboren wurde. Außerdem gefällt mir, wie du Dinge anpackst.“
Antipatros sagte beinahe feierlich: „Parmenion geht voraus und macht dir, Philipp, den Weg frei. Ich folge und hüte deinen Rücken, damit du ruhig schlafen kannst. Er ist dein Feldherr, dein starker Arm, und ich bin dein Auge und dein Ohr. Selbst wenn du o großer König einmal schläfst.“
Ein Hausarbeiter erschien. „Das Bad ist gerichtet, Herr.“ Philipp winkte. „Geh, bereite mehr Tücher – für drei. Wir folgen sofort.“ Sie ließen sich im Bad nieder und achteten darauf, daß sie von niemandem belauscht wurden. Dann hub Philipp zu sprechen an: „Seit zweihundert Jahren ist es so, wie es ist. Athen, Theben, Sparta, Thessalien, Makedonien, die Achaier und Aitolier und Epeiroten und Phoker und Akarnanier und Ambrakier, jeder gegen jeden, mal mit dem einen, dann mit dem anderen verbündet. Die hellenischen Städte in Asien, die ewig von den Mutterstädten geschützt werden sollten und bei jeder Gelegenheit an die Perser verscherbelt werden, wenn der persische Großkönig sich mal wieder in hellenische Wirren einmischt. Dazu die Völker im Norden – Illyrer, Thraker, Paionen, Geten, Triballer.“ Leise und eindringlich sagte Philipp: „Das muß ein Ende haben! Makedonien wird nur dann leuchten können, wenn ringsherum die Völker unsere dauerhaften Freunde und Verbündeten sind. Das ist das Ende des Weges, Freunde. Ein Bund aller Hellenen, mit einem gemeinsamen Rat und einem gemeinsamen Heer und einem gemeinsamen Strategen. Mild und gerecht nach innen, ohne gewaltsame Auseinandersetzungen wie bisher; stark genug nach außen, um auch den König der Könige in Persien zwingen zu können, den Hellenen in Asien ihre Freiheit zu lassen.“ Nach einer kurzen Pause fügte Philipp noch hinzu: „Und auch stark genug, um die Kelten eventuell davon abzuhalten, falls sie unser Land von Norden her bedrohen wollten.“
„Du meinst“ ergänzte Antipatros, „falls es dem Großkönig auch hier gelingt unsere Nachbarvölker mit Hilfe des persischen Goldes gegen die hellenische Einigkeit aufzuwiegeln.“
„O das wird ihm gelingen, wenn wir den Nachbarn keine besseren Argumente liefern“ fuhr Philipp fort. „Persien sorgt dafür, daß sich alle uneinig sind und zieht daraus seinen Nutzen. Der persische Großkönig regiert ein mächtiges Reich, wie es noch niemals auf Erden existierte. Von Griechenland bis hin zum Hindukusch – die ganze Welt. Nur ein paar kleine Randflecken, die sich für Persien nicht lohnen, haben sie sich nicht einverleibt. Man denke nur, daß das große und mächtige Ägypten von den Persern besetzt und geknechtet ist und daß alle Mittelmeermächte, einschließlich den Karthagern und den griechischen Städten nach der persischen Hundepfeife tanzen.“
Parmenion pfiff leise durch die Zähne. „Du willst den Priestern also dabei helfen Ägypten vom persischen Joch zu befreien?“
„Mein Interesse liegt bei Makedonien und nur bei Makedonien. Wenn ich dadurch den Plänen der Priester zur Befreiung Ägyptens nutze, dann soll es mir nur recht sein. Ich achte die Priester und weiß, daß ihre Pläne weise und vorausschauend sind!“
Antipatros stimmte nickend zu. „Die Perser haben kein Recht unsere Tempel zu entweihen und griechischen Geist zu schänden. Es ist über einhundert Jahre her, daß die Perser die Agora in Athen zerstörten und unser Heiligstes mißachteten. Ich verstehe, daß die Priester die Ehre des Tempels wieder herstellen wollen.“
„Es geht nicht so sehr um die Ehre des Tempels“ ergänzte Philipp „sondern vielmehr darum, daß die Perser unreine Frequenzen mit sich bringen, die nicht in unseren Lebensraum passen. Wir sind hier in Europa, das ist anders als Asien. Man darf es nicht vermischen, denn man zerstört dadurch beide Kulturen. Dem einfachen Volk erzählt man aus Gründen des besseren Verständnisses: „Daß unsere Götter zürnen“ oder „daß die Tempelschändung gerächt werden muß. In Wirklichkeit geht es jedoch um die Wiederherstellung und die Wiederetablierung der originalen Frequenzen an den originalen Orten. In Atlantis, das lange vor uns allen war und vor allem, was wir heute kennen, hat dieser Konflikt einst begonnen. Wenn Perser heute in ägyptischen Tempeln etwas zu finden versuchen, dann geht es um Dinge, die weiter zurückliegen, als wir drei es uns jemals vorstellen könnten.“
Philipp schaute kurz durch das Bad, als wollte er sich nochmals vergewissern, daß niemand anderes ihnen zuhörte. „Zum Glück wissen die Priester der Ägypter und auch die Priester der Hellenen ihre Geheimnisse gut zu wahren und die ehrwürdigen Gegenstände zu beschützen. Niemals wird etwas davon dem Feind in die Hände fallen. Auch wenn es der Priester-Verräter, der auf den Namen Sethus hört, noch so sehr wünschen möge und der Perserkönig in seinem Namen viele Griechen und Ägypter zum Verrat wegen des Goldes oder wegen angesehener Positionen anstiften konnte.“
Philipp schaute seinen beiden Freunden fest in die Augen: „Alle Überläufer verlieren in dem Moment, in welchem sie freiwillig zu dem Verräter überwechseln das, was uns zu Menschen macht. In ihre nunmehr leeren Körper zieht der Gedanke und der Wille des Sethus und seiner Komplizen, und nur er ist es, der von dem hohen Rang und von dem Golde profitiert. Er führt fortan Hände und Beine und bestimmt die Gedanken des Kopfes. Der Mensch, den man vorher kannte, der existiert von dieser Sekunde an nicht mehr. Er hat den Körper verlassen, und ein neuer Geist lenkt dieses Gefährt.“
Jetzt pfiff auch Antipatros kurz durch die Zähne. „Du sagst uns hier drei Dinge, großer König der Makedonen, mein Freund. Du hast die Regentin Eurydike, die deine Mutter ist und die deinen Vater und deinen Bruder ermorden ließ mit deinen eigenen Händen getötet, weil Du erkannt hast, daß Sethus in diesen Körper eingezogen war?“
Philipp nickte betrübt. „Die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, die wohnte schon lange nicht mehr in diesem Körper. Sethus stahl den Körper meiner Mutter, um mich und Makedonien zu lenken. Dem habe ich ein Ende gemacht.“
„Weiterhin sagst du uns“ fuhr Antipatros fort „daß der Großkönig der Perser ein Verbündeter des Verräters ist, der uns schon seit Urzeiten bekämpft?“
Philipp nickte seinem Geheimdienstchef Antipatros zu. „Uneinigkeit durch Gold zu erschaffen und auf die emotionalen Begierden der Menschen zu wetten, das war schon immer die Politik des Verräters. Auch daran erkennt man ihn und seinesgleichen – diejenigen, die von seinem Geist besessen sind.“
„Als drittes sagst du uns“ hub jetzt Parmenion, der Feldherr, zu sprechen an „daß du unsere Unterstützung für einen Weg verlangst, der am Ende den Verräter eliminieren soll und uns Makedonen zu den Befreiern Griechenlands und Ägyptens macht.“ Leise atmete Parmenion aus. „Jetzt verstehe ich, warum du diese Priesterin heiraten und zu unser aller Königin machen mußt!“
Antipatros horchte auf. Dann sagte er: „Natürlich nur so kann das funktionieren. Diese Schlacht wird nicht alleine durch die Soldaten unseres Heeres gewonnen, sondern durch die spirituelle Macht des Tempels, die die Reinheit unserer Gedanken ist. Dazu muß dir eine Priesterin als Ehefrau zur Seite stehen.“
„In welcher Zeit, Herr?“ sagte Parmenion heiser; er war bleich um die Nase.
„Zwanzig Jahre?“ sagte Philipp. „Fünfundzwanzig? Bevor wir alle Zähne verlieren. Geht ihr diesen Weg? Er beginnt hier, wo alle Männer aus allen hellenischen Städten und Ländern zusammenkommen, um dem Tempel ihre Aufwartung zu machen. Hier auf der Insel Samothrake, die die Insel der Priester ist. Geht ihr mit, Freunde?“
Parmenion stieß den angehaltenen Atem keuchend aus und ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen. „Sobald meine Knie wieder gehorchen“, sagte er leise.
Antipatros lachte plötzlich. „Du wirst in Ruhe schlafen können, Philipp, ich schütze deinen Rücken.“
Parmenion hatte die Stirn gerunzelt; er starrte die beiden an. „Ihr seid wahnsinnig“, sagte er schließlich. „Natürlich bin ich dabei. Wie fangen wir an?“
„Wir haben längst begonnen. Ihr wußtest es nur noch nicht. Morgen kommt ihr beide mit in den Tempel; danach werft eure Netze aus, während ich diese Frau, die morgen eure Königin wird, besser kennenlernen werde.“
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!