07.05.12005, 14:47
Das Gefäß des G*ttes
Der jüngere Priester legt beide Hände flach an die Stirn. »Die Ordnung von Himmel und Erde«, murmelt er. »Und das ist der Grund, aus dem du hier bist - aus dem der ehrwürdigste Siwah verlassen hat.«
Der Hellene blickt zwischen beiden hin und her; insgeheim scheint er zu zweifeln, zu staunen, vielleicht zu spotten.
Der Uralte wendet sich nun ganz dem Hellenen zu. »Seit jener, den ihr Kambyses nennt, König der Könige Persiens, Amûns heiliges Land eroberte, hat Amûn kein würdiges Gefäß mehr gefunden. Die Priester habes es gewußt; um nicht das Volk zu verwirren, haben sie die Herrscher, die nach Persien kamen, als Söhne Amûns begrüßt. Ein wenig war der G*tt immer anwesend. Nun hat er sich ganz von uns zurückgezogen.«
Der Hellene blinzelt. »Ammon hat Ägypten verlassen? Auch Siwah?«
»Wir ergründen seinen Willen - wir ertasten sein Ka. Aber er hat kein Gefäß mehr im Reich. Sein Wille hat sich nach Norden gewandt, nach Hellas. Dort wird sein neues Gefäß geboren, sein nächster Sohn, ein Herrscher. Er wird geboren im Zeichen von Feuer und Krieg, im Zeichen des Löwen.« Der Alte streckt die Arme aus und intoniert die letzten Sätze beinahe singend. »Dann wird er kommen, die Waage zu stützen, die Perser werfen, Amûn zu erfüllen.« Er bricht ab, starrt den Hellenen an. »Alles muß bereitet werden. Geh, Bruder; zeig es ihm.« Er richtet noch ein paar Worte in Ägyptisch an den anderen Priester; dann sinkt er wieder zu einer sitzenden Figur zusammen.
Der jüngere Ägypter berührt den Ellenbogen des Hellenen. »Komm.«
Sie gehen hinaus in die Nacht. Der Himmel ist ein gleißendes Sternenmeer. Der Ägypter deutet auf das Sternbild des Widders. »Ammon.« Er nestelt unter seinem Umhang und holt ein Amulett hervor: das Horos-Auge in der Schlaufe des Ankh. Der Hellene hält die offene Hand hin und nimmt es entgegen.
»Geh nach Dodona und nach Samothrake. Sie müssen wissen - wenn sie es nicht schon selbst erkannt haben. Sag, was du gehört hast, und zeig ihnen das Auge.«
Der Hellene hängt sich das Amulett um den Hals. Zögernd sagt er: »Aber - werden sie das Gefäß des G*ttes erkennen? Und werden sie mir glauben?«
»Sie werden glauben, weil sie wissen. Sie werden erkennen, weil sie wissen. - Schau!«
Ein Komet rast über den Sternenhimmel. Er durchquert das Sternbild des Widders. Der Ägypter hebt beide Hände. »Das Zeichen - nach Norden!«
Der jüngere Priester legt beide Hände flach an die Stirn. »Die Ordnung von Himmel und Erde«, murmelt er. »Und das ist der Grund, aus dem du hier bist - aus dem der ehrwürdigste Siwah verlassen hat.«
Der Hellene blickt zwischen beiden hin und her; insgeheim scheint er zu zweifeln, zu staunen, vielleicht zu spotten.
Der Uralte wendet sich nun ganz dem Hellenen zu. »Seit jener, den ihr Kambyses nennt, König der Könige Persiens, Amûns heiliges Land eroberte, hat Amûn kein würdiges Gefäß mehr gefunden. Die Priester habes es gewußt; um nicht das Volk zu verwirren, haben sie die Herrscher, die nach Persien kamen, als Söhne Amûns begrüßt. Ein wenig war der G*tt immer anwesend. Nun hat er sich ganz von uns zurückgezogen.«
Der Hellene blinzelt. »Ammon hat Ägypten verlassen? Auch Siwah?«
»Wir ergründen seinen Willen - wir ertasten sein Ka. Aber er hat kein Gefäß mehr im Reich. Sein Wille hat sich nach Norden gewandt, nach Hellas. Dort wird sein neues Gefäß geboren, sein nächster Sohn, ein Herrscher. Er wird geboren im Zeichen von Feuer und Krieg, im Zeichen des Löwen.« Der Alte streckt die Arme aus und intoniert die letzten Sätze beinahe singend. »Dann wird er kommen, die Waage zu stützen, die Perser werfen, Amûn zu erfüllen.« Er bricht ab, starrt den Hellenen an. »Alles muß bereitet werden. Geh, Bruder; zeig es ihm.« Er richtet noch ein paar Worte in Ägyptisch an den anderen Priester; dann sinkt er wieder zu einer sitzenden Figur zusammen.
Der jüngere Ägypter berührt den Ellenbogen des Hellenen. »Komm.«
Sie gehen hinaus in die Nacht. Der Himmel ist ein gleißendes Sternenmeer. Der Ägypter deutet auf das Sternbild des Widders. »Ammon.« Er nestelt unter seinem Umhang und holt ein Amulett hervor: das Horos-Auge in der Schlaufe des Ankh. Der Hellene hält die offene Hand hin und nimmt es entgegen.
»Geh nach Dodona und nach Samothrake. Sie müssen wissen - wenn sie es nicht schon selbst erkannt haben. Sag, was du gehört hast, und zeig ihnen das Auge.«
Der Hellene hängt sich das Amulett um den Hals. Zögernd sagt er: »Aber - werden sie das Gefäß des G*ttes erkennen? Und werden sie mir glauben?«
»Sie werden glauben, weil sie wissen. Sie werden erkennen, weil sie wissen. - Schau!«
Ein Komet rast über den Sternenhimmel. Er durchquert das Sternbild des Widders. Der Ägypter hebt beide Hände. »Das Zeichen - nach Norden!«
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!