Sachsenmord und Sachsenhain in Verden
#8
Ließ sich Herzog Widukind wirklich taufen?

Die meisten Forscher, Historiker und Schriftsteller haben den Annalen, Kapitularien und sonstigen diesbezüglichen Handschriften kritiklos geglaubt und die Bekehrung und Taufe des heidnischen Sachsenherzogs Widukind als Tatsache hingenommen. Wir müssen jedoch bedenken, daß diese "Urkunden" von den Erzfeinden des Herzogs - den ch**stlichen Geistlichen - in lateinischer Sprache geschrieben worden sind und viele Fälschungen enthalten.

Von seinem Volk geliebt und verehrt sind unzählige Sagen, Mythen und Legenden im Laufe der Jahrhunderte um ihn entstanden. Diese widersprechen sich vielfach, so daß die Wahrheitsfindung nur schwer möglich ist. (Siehe z. B. den Bericht von Erwin Rundnagel "Der Mythos v. Herzog Widukind" - dort wird die "Bekehrungslegende" mehrmals erwähnt!")

Das Brauchtum der heidnischen Völker wurde bekanntlich durch die ch**stliche Missionierung "umgewertet". Aus heidnischen Feiern wurden - laut der Anweisung Papst Gregors II. - ch**stliche Feste gemacht: "So muß jedes Fest zu Ehren ihrer Götter ... in ein anderes umgeformt werden ... in Feste der heiligen Märtyrer, ...Feste mit religiösen Zeremonien..." (Papst Gregor II. in einer Bulle an Bonifacitius).

Was sich zerstören ließ, wurde rücksichtslos und gründlich vernichtet. Die Heiligtümer, Denkmäler, Sonnen- und Sternwarten, Wohnstätten und andere Bauwerke wurden in Schutt und Asche gelegt. Ein Hauptheiligtum der Germanen - die Externsteine am Teutoburger Wald - war jedoch zu gewaltig, um es vollständig zu zerstören. Es konnte nur stark beschädigt und durch die spätere Anbringung ch**stlicher Symbolik entsprechend entweiht werden: Es wurde durch Einmeißelung einer Kreuzabnahme-Szene praktisch "ch**stianisiert" ... ... und ebenso mußte aus dem tapferen heidnischen Widerstandskämpfer Widukind ein reumütiger Heide und schließlich ein Ch**st gemacht werden.

Der Arzt Dr. Heinrich Rogge hat ein eindrucksvolles Drama "Widukind" geschrieben, in welchem Bekehrung und Taufe bestritten werden und in dem Widukind schließlich durch Mord stirbt. Ganz so, wie es also wirklich gewesen ist. Zur Begründung seiner Ansicht bringt der Autor am Ende des beachtlichen Werkes einen Ausschnitt aus "Deutsche Zeitung" Berlin v. 16.12.34 "Wurde Widukind getauft?" von M. Möller, Hamburg:

Nicht nur die Geschichtsschreiber alten Stils, sondern auch diejenigen neuerer Prägung, haben verfehlt, die markantesten Bilder aus dem Leben Widukinds der tatsächlich nachgewiesenen Wahrheit entsprechend darzustellen. Vor allem ist es die fast von allen vorgegebene Bekehrung und Taufe, die ohne genaue Urkundenprüfung immer wieder hervorgehoben wird. Und gerade dieser Punkt ist der heikelste und am heftigsten umstrittene. An kritischen Schriftstellern kommen in Betracht: August Wetzel weist klar und scharf nach, daß die Mönche Rudolf und Maginkard die Translation gar nicht geschrieben haben können, insbesondere ist die Randglosse, "hueusque rudolf" sehr verdächtig, und steht der Zusatz, in dem Widukinds Taufe erwähnt wird, von dritter Hand geschrieben, auf Rasur? Behrisch bezieht sich auf ein handschriftliches, sehr verdächtiges Manuskript in der Dresdner Bibliothek, wonach Wittekind vom Heiligen Witten (Bonifatius) getauft sei - daher der Name Wittekind. Er schreibt aber schon vorbeugend: "Seine geschwinde Bekehrung darf niemand verdächtig scheinen oder als eine Verstellung angesehen werden."

Dettmer, als Missionar nur die Interessen seiner Kirche vertretend, scheidet für die Wissenschaft als befangen aus. Er nennt wiederum das Buch von Behrisch ein "Phantasiestück". Aber wichtig sind trotzdem einige seiner Anmerkungen. Er weist nach, daß nicht weniger als 12 Orte für die Taufe Widukinds in Betracht kommen sollen.

Werner Rolevink z. B. behauptet, Widukind sei in Attigny zwar unterrichtet, zu Belm dagegen getauft worden.

Trippe sagt (Urkunde): "Wir wollen nicht streiten mit denjenigen, die Widukinds Taufe, ohne es bewiesen zu haben, nach Attigny verlegen." Gründliche Theologen wissen, daß die gelegentlich zitierte "Lebensbeschreibung der heiligen Mathilde" unzuverlässig ist; sie erzählt, daß der Bischof Bonifatius die Taufe an Widukind vollzogen habe - Bonifatius war aber zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre tot (!!) (785).


Jeder weiß heute, daß der berühmte Brief Karls an König Offa von Mercien (785) gefälscht (!) ist; in ihm war auch von der Taufe Widukinds die Rede.

Die Feiern des Papstes wegen der Unterwerfung und Taufe Widukinds stellen sich nach Möser: "Osnabrücker Geschichte I, 206" als Andachten auf Karls Sieg an der Hase heraus. Und dann - man beachte - läßt Dettmer sich selbst zu folgendem Ausspruch verleiten: "Von all den Sagen, womit das Volk die Heldengestalt Widukinds umwob, bildete sich zuerst diejenige aus, die ihn uns vorgeführt als den zum Ch**stentum wunderbar bekehrten Helden." - "Seine wunderbare Bekehrung, das ist die Haupt- und Lieblingssage des Volkes. Da wissen wir also gleich, was wir von diesem Autor zu halten haben. Und weiter Originalton Dettmer: "Sind schon die historischen Nachrichten über Widukind aus der Zeit vor seiner Bekehrung spärlich, so finden wir über den bekehrten Widukind fast gar keine, die auf Glaubwürdigkeit unzweifelhaften Anspruch erheben könnten." "Die schönste Sage ist die von seiner Bekehrung..."

Nach Diekamp läßt sich die Zeit der Taufe nicht genau feststellen. Auch für die Patengeschenke lassen sich nur Mutmaßungen aufstellen. Die "Annales antiqui Corbe" sind anerkanntermaßen unecht! Die übrigen Annalisten, wie Einhard, Lorscher Annal., Annal. Laur. Mai etc. (Verfasser waren durchwegs katholische Priester), berichten in Abweichungen von der (angenommenen) Taufe - können sie aber nicht beweisen. Wissenschaftlichen Wert haben diese Berichte der Römischen Invasion im Mönchsgewand nicht für einen Pfennig.

Dafür, daß Wittekind d. Große überhaupt nicht getauft worden ist, zeugt hingegen vor allem die Tatsache, daß er, trotz der Blutgesetze Karls, dennoch nach germanischer Sitte begraben worden ist und nicht etwa nach ch**stlicher Sitte - wie es sich für einen "Getauften" gehört hätte.

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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Sachsenmord und Sachsenhain in Verden - von Gast - 18.12.12004, 12:12
[Kein Betreff] - von Saxorior - 02.01.12005, 22:14
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