Die Quitzows - ein Uradelsgeschlecht aus der Mark Brandenburg
#1
Im 14. Jahrhundert waren die Quitzows eines der mächtigsten Adelsgeschlechter der Mark Brandenburg. Ihnen gehörten 14 Dörfer, Städte, Schlösser und Burgen, darunter Bötzow (das spätere Oranienburg), Strausberg, Saarmund, Rathenow, Plaue, Friesack, Beuthen und Köpenick.

   
Stammwappen der von Quitzows

Heute sind sie hauptsächlich als Raubritter bekannt, wenn man von den Quitzows spricht, und verkennt dabei den Umstand der Inbesitznahme der Mark Brandenburg durch das Geschlecht der Hohenzollern.

Als 1411 Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern oberster Verweser der Mark wurde, verweigerten die Quitzows die Unterwerfung, was die Eroberung ihrer Burgen bis 1414 zur Folge hatte. Die Mark Brandenburg kam an die Hohenzollern 1415, als sowohl Friesack als auch Plaue gefallen waren.
Als Belohnung für die Niederwerfung der Raubritter in der Gegend wurde Friedrich mit der Mark Brandenburg belehnt und somit als Friedrich I. der erste Hohenzoller dieser Mark.

Anmerkung: Klar, wir ehren unseren Freund den Alten Fritzen oder den Großen Kurfürsten, brechen stets eine Lanze für Friedrich III./I. usw., weil ihre Verdienste und ihr Wirken für Brandenburg und Preußen eben unsere Anerkennung verdienen. Doch worauf sich ihr Handeln in der Mark Brandenburg begründet, wie sie überhaupt dazu kamen hier zu herrschen, bleibt oft unerwähnt.


Zwei Jahrhunderte vor dem Großen Kurfürsten (1620-1688) gab es Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg (1397–1420). Dieser, später erster Kurfürst von Brandenburg (dann Friedrich I.), bemächtigte sich der Mark durch geschickte Bündnispolitik mit dem Erzbischof von Magdeburg und den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg sowie tatkräftiger Unterstützung durch Truppen aus seinen fränkischen Stammlanden, nachdem er zum Dank für seine Dienste von König Sigismund zum Obersten Hauptmann und 1411 zum Verwalter der Marken ernannt wurde.

Anmerkung:  Jemand, der sich von außen zum Entscheider der Mark hervortut, dem sich nun alle ansässigen Adelsgeschlechter unterwerfen sollen, wird von freiheitsliebenden Menschen nicht anerkennt werden. Und so kam es zur Auseinandersetzung zwischen den Quitzows (allen voran Dietrich (1366–1417) und Johann (Hans) (1370–1437) von Quitzow) und dem Eindringling der Hohenzollern.


Im Buch „Der beiden Quitzows letzte Fahrten“ steht zu lesen:
Groß war die Berühmtheit der Quitzows gewesen, groß die Vorstellung von ihrer Macht, ihrer Tapferkeit und Klugheit; sie waren teils hierdurch, teils durch ihren großen Anhang und ihrer weitgehenden Verbindungen die Wichtigsten des Landes gewesen. In der Mark hatte man nicht gewagt, ein Schwert gegen sie zu ziehen; sie hatten in der Gemeinschaft mit den Pommern selbst über Friedrichs Heer triumphiert, und als es bekannt geworden war, daß sie an der Spitze einer ausgebreiteten Adelsverbindung standen, deren Mitglieder zwar meist unbekannt waren, aber um so kräftiger im Geheimen wirken konnten, so zitterten Friedrichs Freunde für ihn, und sahen mit nicht ganz ungerechtfertigten Mißtrauen auf das gefährliche Wagestück, sie zu bekriegen, welches im Fall des Mißlingens ihn nur zu wahrscheinlich das Land kosten konnte, denn es fehlte ihm nicht an heimlichen Feinden, welche die Art wie er regierte, mit großen Besorgnissen ansahen, und die sich, wenn er Unglück gehabt hätte, ohne allen Zweifel gegen ihn erklärt hätten.
Die Quitzows, die mächtigste Familie des Landes, groß durch Güterbesitz, hohe Eigenschaften und allgemein anerkannten Ruf.


Unter Verwendung moderner Belagerungswaffen, insbesondere von Belagerungsgeschützen (Faule Grete) und Büchsen, gelang es im Februar und März 1414, alle wichtigen Schlösser und Burgen des rebellischen, märkischen Adels zu erobern, darunter Friesack, Plaue, Beuthen, Golzow.

An dieser Stelle sei erwähnt, daß man heute (2016) entschieden hat, in Treuenbrietzen das Wahrzeichen der Stadt, das Sabinchen, von ihrem Sockel zu nehmen, und statt dessen den Kurfürsten Friedrich I. vor dem Rathaus am Springbrunnen zu plazieren. Der Heimatverein begründet seine Motivation und sein Einsetzen für diese Entscheidung damit, daß die Stadt (Treuen-)Brietzen etwaige Berührungen mit Kurfürst Friedrich I. hatte, ja sogar, daß sich die Umbenennung von Brietzen in Treuenbrietzen hierin wiederfindet. Man übersieht meiner Ansicht nach jedoch den Fakt, daß es auch eine Zeit vor den Hohenzollern gab. Daß es eine Geschichte mit dem falschen Waldemar gibt, die nochmals 100 Jahre zuvor ihre Ernennung findet und worauf sich die Umbenennung der Stadt von Brietzen in Treuenbrietzen begründet. Dennoch wird das an acta gelegt, und man beruft sich nun auf den Eintritt der Hohenzollern in die Mark. Über die Motivation, die dahinterstecken mag, kann nur spekuliert werden ...

Anmerkung: Prinzipiell besitzt der Heimatverein eine sehr interessante Seite (Querverweis siehe unten) mit sehr vielen fundierten historischen Recherchen.
Anstatt der Verehrung von Friedrich VI./I. mit einem Denkmal, das bereits 1913 in Treuenbrietzen schon einmal eingeweiht wurde, dann aber auf Anordnung des Magistrats 1943 vom Sockel genommen und im Ratshof eingelagert wurde, müßten an dieser Stelle andere Verehrung finden, nämlich jene, die ebenso wie in Friesack Widerstand gegen die Besatzung leisteten.
Auch in Friesack findet sich heute ein Denkmal vom Kurfürsten Friedrich VI./I., anstelle der Quitzows als Verteidiger ihrer Heimat!



   
Hier im Bild: Die Belagerung Friesacks und Beschuß durch die "Faule Grete".
Das Geschütz wurde 1413 dem Markgrafen Friedrich I. von Brandenburg ausgeliehen, der mit dieser Hilfe innerhalb kurzer Zeit den Widerstand der märkischen Ritterschaft brechen und so die Grundlage für den Aufstieg der Hohenzollern-Dynastie in Brandenburg legen konnte. Der Beschuß erfolgte mit zum Teil 150 kg schweren Steinen, die vor Ort für den Gebrauch entsprechend bearbeitet wurden. Durch diese hohe Feuerkraft, mußte das Geschütz einen Tag lang abkühlen bevor es wieder in Gebrauch genommen werden konnte. Daher der Name "Faule Grete".


Zurück zur Bronzestatue des Kurfürsten in Treuenbrietzen:
Bis 1949 wurde sie dort noch gesehen. Nach Hinweisen von Bürgern der Stadt Treuenbrietzen sollen zwei Brüder aus der Stadt den bronzenen Kurfürsten mit einem Gummiwagen vom Ratshof abtransportiert haben, um ihn am Stadtrand zu zerschneiden und als Buntmetall nach Berlin/West zu verkaufen.

Anmerkung:“ ... sollen zwei Brüder aus der Stadt den bronzenen Kurfürsten abtransportiert haben ...“ Man könnte meinen, die Quitzow-Brüder hatten da ihr Auge drauf ... Blinzeln


Der Heimatverein schreibt zu den Berührungen mit Friedrich VI./I.:
„Zweifellos gab es jedoch mehrere stadtgeschichtliche Ereignisse, die solche Beziehungen zum damaligen Landesherrscher belegen, die eine Denkmalsetzung gerechtfertigt hätten:
Am 13. Juli 1412 huldigte die Stadt dem Burggrafen Friedrich VI. und beteiligte sich im Jahre 1414 – im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Widerstandes von Teilen des Adels unter Führung von Kaspar Gans zu Putlitz sowie der Brüder Dietrich und Johann von Quitzow – auf Seiten Friedrichs an der Belagerung und der Einnahme des Schlosses Beuthen.

Anmerkung: Unerwähnt bleibt, daß Johann v. Quitzow seinen Knecht Dietrich Schwalbe nach Treuenbrietzen entsandte, um eben aus diesem Ort Verstärkung für die bevorstehende Belagerung der Burg Friesack durch die Hohenzollern zu holen. Dieser Auftrag zumindest wurde erfolgreich durchgeführt. Hintergrund hierzu sind Verbindungen von Dietrich Schwalbe nach Treuenbrietzen.


Weiter beschreibt der Heimatverein die Verbindung zwischen der Stadt und Friedrich I. wie folgt:
In Vorbereitung der Zerschlagung des Widerstandes gegen die Besatzung kam es am 11. Dezember 1413 sogar zu einer Begegnung der mit Friedrich verbündeten Fürsten in der Stadt, bei der die Einzelheiten des bevorstehenden Feldzuges besprochen wurden.

Darüber hinaus feierte der Kurfürst im Mai 1416 in Treuenbrietzen die Vermählung seines ältesten Sohnes Johann mit Barbara, der Tochter des Herzogs Rudolf von Sachsen. Die Trauung fand in der St. Marienkirche statt. Die Stadt wurde aus diesem Anlaß – unter der Bedingung, daß der Ort nicht von Brandenburg getrennt werden sollte – der Braut am 18. Mai 1416 als Leibgedinge verschrieben. Die Huldigung gegenüber der Fürstin erfolgte fast unmittelbar darauf am 28. Mai.

Man kann nun hin- und hergerissen sein zwischen der Verehrung einiger aus dem Hause der Hohenzollern und deren Verdienste für Brandenburg und Preußen und dem Kampf für die Freiheit unter Einsatz des eigenen Lebens (siehe die Brüder v. Quitzow) gegen jegliche Besatzung und den einheimischen Opportunisten mit eindeutig fragwürdigen Charakteren ...

Quelle betreffend der bevorstehenden Denkmal(er)setzung:
http://www.heimatverein-treuenbrietzen.de/2009/02/10/der-sabinchenbrunnen-in-treuenbrietzen/
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#2
1414 kam auf das Schloß ein "prominenter Gast" von schlimmer Berühmtheit: Johann (Hans) von Quitzow, ein Angehöriger der berüchtigten Raubritterfamilie, die den brandenburgischen Ritteraufstand gegen den ersten vom deutschen König Sigismund in der Mark eingesetzten Hohenzollern, den ehemaligen Burggrafen von Nürnberg Friedrich VI., initiierte und anführte. Allerdings war der "Aufstand" des Quitzow-Klans gegen den neuen fremden Herrscher oft nichts anderes als ein Morden und Brennen gegenüber friedlichen und fleißigen Bürgern und Bauern.

Anmerkung: Wie sagt man so schön, der Sieger schreibt die Geschichte. In einem Freiheitskampf ist selbst die Maßnahme der "verbrannten Erde" legitim. Andererseits muß man mit denjenigen, die mit dem Feinde paktieren, kein Mitleid zeigen. Es ist doch immer dasselbe Schema der Geschichtsschreibung.


König Sigismund hatte Friedrich aus dem fernen Hohenzollern aber nicht nur wegen dessen Unterstützung bei der Königswahl, sondern in erster Linie deshalb als Verwalter in der Mark Brandenburg eingesetzt, weil er ihm eine starke Hand gegen das dort herrschende Ritter-Chaos zutraute. In des Königs Urkunde für Friedrich stand: "Er soll mit seiner Arbeit, Mühe und Macht die Mark, die leider seit langer Zeit durch Krieg und aus anderen Ursachen schwer verfallen und ins Verderben gekommen, wieder aufbringen."

Anmerkung: Welch Großmut des Königs Sigismund ...
Oder stellt ein in sich durch Krieg und Entvölkerung zerrüttetes Land einfach nur eine leichte Angelegenheit dar, um sich dessen zu bemächtigen ...



Zur Seite hatten die Quitzows eine große Schar von anderen unzufriedenen brandenburgischen Landadligen, die mit ihren Kriegsknechten zusammen eine beachtliche Adelsfronde mit einer starken Streitmacht darstellten. Die Leidtragenden waren am meisten die Bauern, die stellvertretend für ihre Herren von der Friedrichs-Partei von den Quitzows drangsaliert, verschleppt und ermordet wurden. Friedrich, der spätere Kurfürst von Brandenburg, war klugerweise Bündnisse mit dem Magdeburger Erzbistum und mit den Herzogtümern Mecklenburg und Sachsen eingegangen. Immer wieder unternahmen nun die Quitzows mit den Verbündeten Plünderungszüge ins Magdeburgische. 1413 hatte Johann von Quitzow das Aufgebot der Magdeburger besiegt, doch im Februar 1414 ging er in Plaue bei Brandenburg den Kriegsknechten Heinrichs von Schwarzburg, dem Bruder des Magdeburger Erzbischofs Günther, ins Netz, "um dann andren Tages als Gefangener des Erzbischofs von Magdeburg nach Schloß Calbe hin abgeführt zu werden." (Th. Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg).

   
Bild (20.Jh.) von der Gefangennahme Hans von Quitzows

Von der Gefangennahme gibt es drei Chronisten-Versionen, aber allen drei (Engelbert von Wusterwitz, Magdeburger Schöppenchronik und Peter Becker) ist gemeinsam, daß Johann (Hans) von Quitzow gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Henning, der in Paris studiert hatte, und einem ihrer Knechte aus dem Gefängnis ("Stock") im Schloß Plaue am 26. Februar 1414 entfliehen konnten. Nachdem die drei ein ganzes Stück über die Havel im Schutze des Schilfrohres - wahrscheinlich über das Eis - entkommen waren, wurden sie von aufmerksamen Bürgern oder Soldaten der Magdeburger Streitmacht entdeckt, - entkräftet wie sie waren - gefangengenommen und den Erzbischöflichen übergeben. Tags darauf wurde Hans von Quitzow, der sich in "Oberacht" befand, als Schwerverbrecher gegen den Landfrieden in die erzbischöfliche Sommerresidenz "Schloß und Feste Calbe" verbracht. Hier kam er aber nicht, wie man denken sollte, ins Verlies oder wurde enthauptet, sondern verbrachte zwei Jahre sozusagen im Hausarrest. Nüchtern schrieb der zeitgenössische Chronist Engelbert von Wusterwitz: "Johann von Quitzow brauchte nur zwei Jahre in Gefangenschaft auf dem Schlosse zu Calbe, und nicht etwa in dessen Kerker, zuzubringen. Dann machte er seinen Frieden mit dem Kurfürsten und konnte, neu belehnt mit seinen Gütern, in die Prignitz zurückkehren." So einfach war das!

Anmerkung: Was die Chronisten übersehen, gute Männer waren damals nicht leichter zu finden als heute!


Trotz seines Abbitte-Schwures konnte der Raubritter das Morden, Rauben und Plündern auch in den folgenden Jahren nicht lassen.

Anmerkung: Was in solchen Aussagen subtil transportiert wird, muß dem aufmerksamen Leser nicht weiter erläutert werden.


1429 stieg Johann von Quitzow, der dem Kurfürsten bei der Niederhaltung der Bürger und Bauern behilflich sein sollte, zum Landeshauptmann auf. Selbst in dieser Funktion unternahm er noch laufend Plünderungszüge gegen reiche norddeutsche Städte wie Hamburg und Lübeck. Auch kleinere mecklenburgische Orte fielen der Quitzowschen Gier zum Opfer. Der Bürgermeister von Grabow berichtete 1433: "Sie hebben dar genomen de gantze her tzschap, koge und ossen und pferdt und vele unser Bogher hebben ze gemordet ander dod deschlagen." [Sie haben die ganze Schafherde, die Kühe, Ochsen und Pferde geraubt, und viele unserer Bürger haben sie gemordet und totgeschlagen.]

Anmerkung: Mir fällt dazu eher der Störtebeker ein ...


1437 starb Hans von Quitzow unbehelligt im Alter von 67 Jahren in seinem Bett. Seine wohlhabende Witwe Agnes durfte auf Anordnung des Kurfürsten Friedrich I. von seinem Reichtum und den Gütern leben. Der andere Adlige, Johanns Bruder Dietrich von Quitzow wurde auch verschiedene Male im Verlauf seiner "Fehden" gefangengenommen und auf Wort und mit Hilfe von Lösegeld freigelassen. Er führte im Alter das unstete Leben eines besoldeten Kriegsherren in fremden Diensten. Chronist Wusterwitz berichtet: "Im Jahre 1417 ist Dietrich von Quitzow, so der Mark mancherlei Schaden zugefügt und sie heftig beleidigt hat, in dem der Familie von Veltheim zuständigen Schlosse Harbke bei Helmstedt gestorben und zu Kloster Marienborn begraben worden."

Anmerkung: Wie in so vielen geschichtlichen Ereignissen und Epochen fehlen den Historikern die tatsächlichen Hintergründe, warum was wie gehandhabt und umgesetzt wurde. Eine andere Zeit, in die sich nur die zurückversetzen können, die tatsächlich in ihr lebten oder eben das entsprechende Hintergrundwissen mitbringen und nicht etwa eine Abhandlung niederschreiben, die dem heutigen Zeitgeist, moralischen Phantasien und schlußendlich der Manipulation und geistigen Unterdrückung entsprechen.


   
Dieses Bild soll die Gefangennahme des Dietrich von Quitzow darstellen.


Quelle: http://histrundgangcalbe.herobo.com/11schlosstreidelweggierfaehre.htm


Anmerkung: Soweit es geht, habe ich den Haupttext von meinungsmachenden Beiwörtern befreit bzw. dazu entsprechende Anmerkungen geschrieben. Möge sich jeder selbst eine Meinung machen, wenn man dabei bedenkt, wie heute Geschichte "geschrieben" wird ... ich komme also nicht umhin, für die Quitzows eine Lanze zu brechen!
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#3
So stellt man sich in Treuenbrietzen das Denkmal vor, wie es aussehen könnte ...

   


In Friesack steht bereits ein Denkmal des Kurfürsten Friedrich I.

   


Wie ich bereits erwähnte, der Sieger schreibt die Geschichte ...
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#4
   
Johann (Hans) von Quitzow, Verteidiger der Mark Brandenburg

Vorgeschichte: In größter Not und nur mit einem Schafsfell bekleidet, erreicht ein Bote die Friesacker Burg. Sein Name sei Schwalbe, und er bitte darum, in die Dienste Johann von Quitzows aufgenommen zu werden. Er wolle dabei helfen, seine Heimatstadt Treuenbrietzen von den fremden Herren zu befreien, die hier seit geraumer Zeit ihr Unwesen trieben. Die Adjutanten des Quitzowers wollten den Schwalbe schon davonjagen (hielten ihn für einen Landstreicher), als Johann durch den Lärm auf den Vorgang aufmerksam wurde. Er ließ den Mann waschen und ihn hiernach zu sich führen. "Aus Jüterbog und Treuenbrietzen komme ich zu Euch, edler Herr. Ich verpfände Euch mein Leben, so ihr mich gut und ehrenvoll behandelt. Meine größte Hoffnung ist, daß ich dereinst an Eurer Seite fechten darf, um meine Heimat an Brandenburg zurückzubringen."    

Im Jahr 1408 war es dann soweit. Hans von Quitzow ist ausgerückt, um die Städte Jüterbog und Treuenbrietzen vom Magdeburger Joch zu befreien und für die Mark Brandenburg zurückzugewinnen. Schnell konnte man Ziesar und Beuthen gewinnen und wollte von hier zum Stoß gegen die Magdeburger ansetzen. Jedoch wurden die Magdeburger von ausländischen Truppen unterstützt und waren militärisch somit unschlagbar überlegen.

Trotzdem gelang es Johann von Quitzow, den gegnerischen Anführer Kuno von Wulfen zu töten. Hierbei verlor Johann jedoch eins seiner Augen (durch den Lanzenstich des Kuno von Wulfen). Schwer verwundet kämpfte sich Hans von Quitzow durch die Reihen der Gegner. Sein treuer Knappe Schwalbe übernahm das Sehen für ihn.

Der Feind war durch den Verlust seines Anführers verwirrt. So gelang Hans und seinen Getreuen der Sieg über die Überzahl der Feinde. Hans von Quitzow konnte genesen und wollte erneut zur Fehde rüsten. Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, denn Johann und sein Gefolge gerieten bald in die Gefangenschaft der Magdeburger. Jedoch gelang es Bruder Dietrich von Quitzow, durch geschickte Bündnispolitik einen Gefangenenaustausch zu arrangieren, so daß Johann und Gefolge wieder auf freien Fuß kommen und zurück nach Friesack gelangen konnten.    
 
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#5
Auf dem Konstanzer Konzil durch den Papst angestiftet ernannte Kaiser Sigmund am 8. Juli 1411 den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum allgemeinen Verweser und Hauptmann der Mark. Damit war klar, daß der in Brandenburg einheimische Adel verdrängt und bekämpft werden sollte. Über Nacht waren die innerbrandenburgischen Fehden unwichtig. Man schloß die entsprechenden Bündnisse, um sich als ein einig Land dem Franken-Fürsten zu stellen. Lediglich die Magdeburger (angestiftet durch den dortigen Erzbischof) kollaborieren mit dem Feind. Der Erzbischof behauptet, daß die Brandenburger und insbesondere die Quitzow heimlich die alten heidnischen Götzen verehren würden und es deshalb eine Chr*stenpflicht sei, gegen sie zu Feld zu ziehen.  

Der 40-jährige Franke Friedrich VI war politisch und militärisch außerordentlich fähig; schon 1396 hatte er Kaiser Sigmund im Kampf gegen die Türken auf dem Balkan beigestanden. Als er im Juni 1412 als Eroberer nach Brandenburg kommt, empfangen ihn die Städte Berlin, Cölln und Spandau als vom Papst gesandten  "Messias".

Die Landadeligen freilich hatten für Friedrich nur Spott übrig. Kaspar Gans zu Putlitz, Führer des altmärkischen Adels, nannte ihn den "Tand von Nürnberg", Dietrich von Quitzow meinte: "Und wenn es ein Jahr lang Nürnberger regnete, so sollen sie doch in unserer Mark nicht aufkommen."


   
Schlacht am Kremmer Damm

Wenn man von Kremmen kommend nach Sommerfeld fährt, dann fällt dem aufmerksamen Betrachter nicht nur das flache Land, sondern auch ein Mahnmal aus damaliger Zeit auf. Zwischen den Bäumen die diesen Weg säumen steht ein großes steinernes Kreuz. Die Inschrift verweist auf das Geschehen vom 24. Oktober 1412. An diesem Tag zogen die brandenburgischen Ritter (mit Unterstützung ihrer pommerschen Verbündeten und unter Führung der Quitzows) dem fränkischen Raubritter Friedrich von Hohenzollern in offener Schlacht entgegen. Sie wurden am Kremmer Damm jedoch schwer geschlagen. Der Grund hierfür war der Zweifrontenkrieg, da gleichzeitig auch die verräterischen Magdeburger von den Quitzows bekämpft werden mußten. Jedoch konnten wichtige Feinde in Kremmen getötet werden. So fielen der fränkische Ritter Kraft von Lentersheim, der vom Damm abgedrängt wurde und im Luch versank, Ritter Philipp von Utenhoven und Graf Johannes von Hohenlohe. Beide wurden in der Franziskaner-Klosterkirche von Berlin beerdigt. Da Friedrich VI. dem Grafen von Hohenlohe sehr nahestand ließ er an der Stelle, an der dieser gefallen war, ein Kreuz errichten. Das Kreuz wurde später unter dem Großen Kurfürsten und danach noch einmal unter Friedrich Wilhelm IV. erneuert. Das letztere steht noch heute. 1912 beging die Stadt Kremmen die 700-Jahr-Feier mit einem Festumzug und der Neu-Enthüllung dieses Hohenzollern-Denkmals.

Nach der Niederlage in Kremmen verschanzten sich Quitzows verbliebenen Getreuen in ihren festen Schlössern und Burgen. Die Herren von Maltitz, gefürchtete und kampferfahrene Ritter, verloren durch Unachtsamkeit als erste ihre Feste Trebbin. Andere Burgen wie Friesack, Plaue und Beuthen waren nicht so leicht zu bezwingen; insbesondere die Festung Plaue galt als uneinnehmbar, weil sie von Johann von Quitzow persönlich verteidigt wurde und auch die Feste Friesack wurde vom strategisch klugen Dietrich von Quitzow gegen alle feindlichen Anstürme gehalten.

Doch der Nürnberger Hohenzoller brachte nicht nur ein Heer, sondern auch eine bis dato in der Mark unbekannte Waffe mit: schwere Geschütze, sogenannte Donnerbüchsen, die mit Pulver geladen wurden und riesige Steinkugeln verschossen. Die größte Kanone erhielt wegen ihrer geringen Beweglichkeit den Namen "Faule Grete". Mit diesen Geschützen legte Friedrich eine Burg nach der anderen in Trümmer. Friesack hielt sich bis zum Schluß. Friedrich VI mußte sein gesamtes Heer auf die Belagerung Friesacks konzentrieren. Schon nach einigen Schüssen aus der "Faulen Grete" begriff Dietrich jedoch, daß die Burg nicht mehr zu halten war. Am 10. Februar floh er aus Friesack und entkam nach Bötzow.
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#6
   
Johann von Quitzow und Knappe Schwalbe bei der Beschießung von Plaue

Auch die mächtigen Mauern von Plaue konnten der Beschießung durch die Faule Grete nicht standhalten. Am 26. Februar (in der dritten Belagerungswoche) versuchten Johann und Heinrich von Quitzow mit ihrem getreuen Freund Schwalbe zu entkommen. Sie wurden jedoch erkannt und gefangengenommen. Über ihre Ergreifung gibt es drei verschiedene Versionen. Eine magdeburgische, eine anhaltinische und eine brandenburgische. Wem die Ehre der Gefangennahme gebührt, sei einmal dahingestellt. Letztlich ließ es sich der magdeburgische Erzbischof nicht nehmen, Johann und Schwalbe persönlich in Calbe zu inhaftieren.

Am 20. März 1414 hielt Friedrich VI. auf einem Landtag zu Tangermünde Gericht über die Rebellen und verkündete eine neue Landfriedensordnung. Die schlimmsten "Raubritter" wie Werner von Holtzendorff und Johann von Quitzow wurden ihrer Güter für verlustig erklärt.

Die Quitzows waren jedoch von einem Schlage, wie man ihn heute nicht mehr kennt. Sie sannen nach Rache, weshalb die Geschichte hier noch nicht zu Ende ist. Wie sich die Quitzow-Brüder am Franken-Herzog Friedrich VI. (der sich fortan Friedrich I. von Brandenburg nannte) rächten, erzähle ich ein anderes Mal.
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#7
Was die wenigsten wissen ist, daß sich der berühmte Karl May dieses Themas angenommen hat.

Unter dem Titel: "Der beiden Quitzows letzte Fahrten" schreibt er aus Sichtweise der Hohenzollern über die beiden Quitzow-Brüder.


           
Tue was immer ich will!
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#8
Treuenbrietzen, Friedrich VI./I. und die Umbenennung von Brietzen in Treuenbrietzen!

Noch mal zur Vervollständigung: die Namensgebung!

Zitat:An dieser Stelle sei erwähnt, daß man heute (2016) entschieden hat, in Treuenbrietzen das Wahrzeichen der Stadt, das Sabinchen, von ihrem Sockel zu nehmen, und statt dessen den Kurfürsten Friedrich I. vor dem Rathaus am Springbrunnen zu plazieren. Der Heimatverein begründet seine Motivation und sein Einsetzen für diese Entscheidung damit, daß die Stadt (Treuen-)Brietzen etwaige Berührungen mit Kurfürst Friedrich I. hatte, ja sogar, daß sich die Umbenennung von Brietzen in Treuenbrietzen hierin wiederfindet.

Man übersieht meiner Ansicht nach jedoch den Fakt, daß es auch eine Zeit vor den Hohenzollern gab. Daß es eine Geschichte mit dem falschen Waldemar gibt, die nochmals 100 Jahre zuvor ihre Ernennung findet und worauf sich die Umbenennung der Stadt von Brietzen in Treuenbrietzen begründet. Dennoch wird das ad acta gelegt, und man beruft sich nun auf den Eintritt der Hohenzollern in die Mark. Über die Motivation, die dahinterstecken mag, kann nur spekuliert werden ...

Die urkundliche Ersterwähnung datiert von 1209. Der Ort "Bricene" wurde an der Kreuzung zweier bedeutender Handelswege gegründet. Es war die südlichste brandenburgische Grenzfeste der Askanier gegen Sachsen und Magdeburger. Ende des 13. Jahrhunderts wurden die beiden Marktflecken Sankt Marien und Sankt Nikolai zu einer Stadt vereinigt. Verbürgt ist der Bau der Stadtmauer, leider nur geringe Reste erhalten, durch Mönche des Klosters Zinna von 1296 bis 1306. Mitte des 14. Jahrhunderts hielt die Stadt in den Kämpfen um den Falschen Waldemar treu zu den Wittelsbachern, den rechtmäßen Landesherren, und wurde dafür mit dem Zusatz "Treuen" zu ihrem Namen belohnt. 1354 konnten die Wirren um den Falschen Waldemar in Treuenbrietzen beigelegt werden. Den Dank des Wittelsbacher Markgrafen hat man auf der Rathaustür verewigt, die Übersetzung lautet: "Das ist die Stadt, die verdient, Treuenbrietzen genannt zu werden; denn in den Zeiten des Krieges blieb sie dem Fürsten treu."

Anmerkung: Ein recht eindeutiger Beleg für die Namensgebung!
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#9
(13.04.12016, 21:54)Wishmaster schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-50044.html#pid50044Was die wenigsten wissen ist, daß sich der berühmte Karl May dieses Themas angenommen hat.

Unter dem Titel: "Der beiden Quitzows letzte Fahrten" schreibt er aus Sichtweise der Hohenzollern über die beiden Quitzow-Brüder.

Naja, Karl May hatte so seine kriminellen Verfehlungen im Leben, weswegen einer geschichtsneutralen Schilderung seines "historischen" Romans über die Quitzows ohnehin skeptisch gegenübergestanden werden muß.
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#10
Von den Quitzows zu den Hohenzollern, wobei auch letzte schlußendlich Persönlichkeiten hervorgebracht haben wie den Alten Fritz, die dem Land Gutes getan haben.

Der Mythochat unternahm Ende letzten Jahres einen Ausflug, um einige geschichtliche bzw. mythologische Fragen zu klären. Bei diesem Ausflug trafen wir den Vorsitzenden des Heimatvereins Treuenbrietzen, der mir auch persönlich bekannt ist. Der Vorsitzende selbst betreibt Archäologie und kümmert sich um die historische Aufarbeitung der Stadtgeschichte.

Unsere Erwartungen waren gering, aber nach 1,5 Stunden Vortrag von der ersten Besiedlung bis zur ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt, traten wir beeindruckt unsere Heimfahrt an. Die Frage, welcher Stamm dort einst siedelte, konnte uns beantwortet werden, und so konnten wir auch zuordnen, welche Götter in Treuenbrietzen zur damaligen Zeit verehrt wurden.

Neben der Klärung unserer Fragen, ergeben sich aus diesem Ausflug noch heute zahlreiche historische Informationen, die es aus unserer Sicht wert sind, sie in Erinnerung zu halten.

Wir trafen uns damals am Seniorenpark an der frischen Luft in Treuenbrietzen. Das ist genau der Ort, wo sich einst eine ostgermanische Wallanlage befand. Die Straße dahinter heißt noch immer Burgwallstraße.
Interessant ist aber, daß man als Logo des Seniorenparks die drei Wunschringe verwendet. Bezugnehmend sicher auf die Wallanlage. Ob diejenigen, die sich das Logo ausgedacht haben wohl wissen, daß die drei Wunschringe das Zeichen des Urzustandes oder der Ursuppe darstellen? Im übertragenen Sinn stehen die drei Ringe auch für eine Hausgemeinschaft, wie sie in vielen Seniorenwohnparks ja angeboten werden.
Wir zumindest wußten beim Erblicken dieses Symbols, des Goldenen Tempels, daß der Tag gut verlaufen würde.

   


Nun aber zurück zur Geschichte um Friedrich den Großen.

Beseitigung der Wohnungsnot in Treuenbrietzen durch Friedrich den Großen

Die Bevölkerung war zu damaliger Zeit auf den Wohnraum angewiesen, der von der Stadtmauer umgrenzt wurde. Vor den Toren der Stadt waren nur die Mühlen, die Ziegelei, das Hospital und das Armenhaus vorhanden. Das wirtschaftliche Leben der Stadt wurde beeinflußt durch das Vorherrschen des Tuchmacher-Gewerbes und durch die unverhältnismäßig starke Garnison. Während die Zivilbevölkerung nur die Zahl 2.400 erreichte, betrug die Kopfzahl der Garnison mit Einschluß der Soldatenfrauen und Kinder fast 1.400, also über 1/3 der Gesamtbevölkerung. Dadurch entstand eine Wohnungsnot in unserer Stadt, die den König veranlaßte, Bauhilfsgelder für Neubauten auszuwerfen. Sie betrugen am Anfang 15 % (bei massiven Gebäuden), später 25 % und unter seinem Nachfolger sogar 30 %. Aber der Erfolg blieb aus. So wurden z. B. In den Jahren um 1783-89 nur zwei Häuser mit Hilfe mit Bauhilfsgeldern errichtet.

So mußte der König einen anderen Weg einschlagen, um dem Übelstand abzuhelfen. Er entschloß sich, auf eigene Kosten Neubauten auszuführen und in vorhandenen Häusern, die sich dazu eigneten, Etagen-Wohnungen ausbauen zu lassen. Friedrich ließ sich dabei auch von dem Gedanken leiten, das hiesige Tuchmachergewerbe noch mehr zu heben. In der Stadt waren zu jener Zeit 80 Webstühle in Betrieb, davon 21 beständig. Die Treuenbrietzener Tuche wurden hauptsächlich auf der Leipziger Messe umgesetzt, daneben aber gingen auch Lieferungen bis nach Straßburg und nach der Schweiz. “Überhaupt glauben wir, daß dieses Gewerk unter allen in der Kurmark die meiste Wolle verarbeitet“, schreibt u. a. Der Magistrat an den König. Aber die aufgekaufte Wolle mußte gesponnen werden. Obwohl schon 300-400 Spinner in der Stadt tätig sind, muß noch viel Wolle auf dem platten Lande und in den sächsischen Städten Zahna und Niemegk gesponnen werden. Es fehlen etwa noch 100 Spinner, aber diese kann man eben wegen Platzmangels in der Stadt nicht unterbringen.

Die Stadt hat das allergrößte Interesse an dem Ausbau von Etagen-Wohnungen, und doch vergehen fast 10 Jahre bei den fortgesetzten Berichten und Meldungen. Endlich tut der Magistrat einen kühnen Schritt, unter Umgehung der Kammer in Potsdam wendet er sich direkt an den König und bittet um ein Geschenk von 4.000 Talern zum Ausbau der Etagen. – Antwort des Königs: “Dieserhalb sich in diesem Jahr noch gedulden und kommenden Jahres anderweitig Erinnerung tun“. Das war im Frühjahr, doch schon im Herbst glaubte Treuenbrietzen “Erinnerung tun zu dürfen“. Diesmal aber kam man schlecht an. Warum gerade 4.000 Taler? Genügten früher nicht 1.500 Taler? Untersuchen! Berichten! – Auch die Potsdamer Kammer kam auf ihre Kosten. Sie war ja übergangen worden. “So habt ihr denselben (nämlich den Magistrat zu Treuenbrietzen) zugleich über diesen Umstand zur Verantwortung zu ziehen.“ Das war der Befehl des Königs. Statt der erhofften 4.000 Taler gab es Vorwürfe, Ärger, dicke Köpfe.

Nun hieß es für die Stadtverwaltung, die Scharte wieder auszuwetzen und die Sachen einzurenken. In dem Antwortschreiben wurden alle Register über die Not der Stadt gezogen. “Es wollen sich Familien von verschiedenem Stande und sogar nach des Obrist von Rohr Versicherung Personen von Adel hier niederlassen, allein sie finden ihr Unterkommen nicht.“ Die Einquartierung wird immer “lastbarer, zumal seit 1773 die 2. Grenadier-Kompanie des Battaillon von Rohr von Beelitz hierher verlegt worden ist.“ Und noch verschiedene andere Gründe führt man an, man würde sich sonst niemals “erdreistet haben, dieserhalb bei Seiner Königl. Majestät um ein Geschenk nachzusuchen“. Man war jetzt bescheidener, man brauchte nur noch 1.800 Taler, um die man in einem neuen Antrag bat, allerdings durch die Kammer. Die Antwort des Königs: “- daß Höchstdieselben nicht auf einmal an allen Orten bauen lassen können. Die Kammer muß also warten und deshalb noch in Geduld stehen, bis das Geld gelegentlich erfolgen kann.“

So wurde dann der Plan des Etagen-Ausbaues wieder um mehrere Jahre verschoben, bis im Jahre 1779 ein neuer Versuch unternommen wird, der auch Erfolg hat. Diesmal kommt eine Kabinetts-Ordre des Königs. Zwecks “weitere Ausbreitung der dortigen Woll-Manufaktur“ erfolgt auf Spezial-Befehl des Königs eine eingehende Untersuchung der baufälligen Häuser, der Vermögensverhältnisse der Hauseigentümer, der Kostenanschläge, der Lieferungsmöglichkeit von Bauholz und Steinen.

Im Frühjahr 1781 beginnt trotz aller Schwierigkeiten der Ausbau der Etagen.

   

Zunächst machen sich Treuenbrietzener Fuhrleute auf den Weg und holen Kalk aus den Kalkbrennereien zu Ferch, unter den Fuhrleuten befindet sich der Bürger August Naethe mit seinem Bruder Friedrich Naethe. Auch 16 Fuhren Feldsteine müssen angefahren werden. Die Anfuhr wird übernommen von dem Stadtverordneten Nichelmann und dem Färber Koreuber. Über 36.000 Mauer- und fast 2.000 Dachsteine liefert die hiesige Kämmerei-Ziegelei. Auch unter den Bürgern, die Bauholz aus dem Zinnaschen Forst holen, sind Namen, die heute noch ansässig sind, nämlich Kolzenburg und Thurley. Die Steinmühle, die Neue Mühle und die Schneidemühle der Witwe Kettlitz in Bardenitz bekommen viel Arbeit. Hierher kommen die “Sägeblöcke“ für Bretter, Bohlen und Balken. Der Besitzer der Steinmühle war zu jener Zeit der Mühlenmeister Schneider, die Neue Mühle gehörte dem Mühlenmeister Seebald. Vor allem aber finden die Handwerker reichlich Beschäftigung bei den Bauten, so der Maurermeister Chr*stoph Legeler, die Zimmermeister Müller und Friedrich Langhammer, der Töpfermeister Chr*stian Halle, der Tischlermeister Gottfried Schmidt, die Glasermeister Chr*stian Wehle und Karl Hübner, die Schlossermeister Chr*stian Voigt und Georg Karl Auffhalter.

Fast 2.000 Taler waren vom König für den Ausbau der Etagen aufgewendet worden, genau 1.952 Taler 23 Groschen 7 Pfennig. In dieser Summe ist der Wert des aus dem königlichen Forste Zinna gelieferten Holzes noch nicht einbegriffen. Ein schönes Stück Geld war verdient worden. Und außerdem war dem empfindlichsten Wohnungsmangel abgeholfen, in 29 Häusern gab es 34 neue Wohnungen, gewiß eine Leistung, die der Bevölkerungspolitik des Königs alle Ehre macht und Zeugnis ablegt von einer tatkräftigen, weitblickenden Staatsfürsorge.

Zwei Jahre später, nämlich 1783, hat der König auch den Neubau von 18 Häusern ausführen lassen. Er hat dazu die wüsten, unbebauten Stellen innerhalb des Stadtgebietes enteignen müssen. Es ist kennzeichnend, daß unter den neuen Besitzern 6 Tuchmacher erwähnt werden.

(aus Zauche- und Fläming-Heimat, Jg. 35/Januar 2012)


Anmerkung:
Anders als heute in der Politik, war es dem Alten Fritz bei aller Strenge immer ein Ansinnen, Lösungen zu finden, anstatt wie heute die Dinge laufen und Gelder versickern zu lassen! Er zahlt sogar noch aus eigener Tasche! Die Zuschüsse der Bauhilfsgelder bringen keine nenenswerte Entwicklung, also folgt eine andere Lösung. Auch der Magistrat der Stadt Treuenbrietzen soll erwähnt werden. Denn er besaß die Dreistigkeit, die Kammer in Potsdam zu umgehen und sein Schreiben direkt an den König zu richten, um Abhilfe der Mißstände zu schaffen.
Jetzt, so kurz nach Wahl im Jahr 2021 meine ich, "Großer Friedrich, steig hernieder ..."
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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