Schluß mit der Hexenverbrennung
#1
Heute in der Sächsischen Zeitung:

Schluss mit der Hexenverbrennung

Dem Baudaer Ortschaftsrat war ein nicht ganz ernst gemeinter Frühlingsbrauch sogar eine Kampfabstimmung wert.

Großenhain. Seit über 20 Jahren wird im Dörfchen Bauda, einem Ortsteil Großenhains, Walpurgisnacht gefeiert. Ähnlich wie bei den Oster-, Frühlings- oder Weihnachtsfeuern in anderen Orten brennt dort ein Scheiterhaufen, um den sich das ganze Dorf versammelt. Der Unterschied: In Bauda wurde dabei auch eine Strohpuppe verbrannt. Doch damit soll jetzt Schluss sein.


Ortschaftsrat Sven Mehnert legte sein Veto gegen die symbolische Hexenverbrennung ein. Wenn die Volksvertretung den Brauch nicht abschaffe, werde er sein Mandat niederlegen. Mehnert hat ethische Bedenken. Was da im Mittelalter in der Realität ablief, sei ganz und gar nicht lustig gewesen, sondern in höchstem Maße inhuman. Der junge Baudaer hatte im Vorfeld der Ortschaftsratssitzung sogar eine kleine Denkschrift verfasst und seinen Ratskollegen per E-Mail zugesandt. Da die Organisation der Walpurgisnacht-Fete in den Händen der Kommune liegt, kam Sven Mehnerts Ansinnen auf die Tagesordnung der Februar-Ortschaftsratssitzung. Wie es mit dem Thema umgehen sollte, wusste das fünfköpfige Gremium aber nicht genau. 

Patt bei der Abstimmung

Das Hexenfeuer habe sich über die Jahre bewährt, fand der Baudaer Ortsvorsteher, man solle es so beibehalten. Er erhielt dabei Unterstützung von einem weiteren Ortschaftsrat, der darauf verwies, dass „die Hexe“ nun mal ein Zuschauermagnet sei. Niemand denke sich dabei etwas Böses, und die Kinder freuten sich schon Wochen vorher auf das Ritual.

Man könne doch ein Hexenfeuer auch ohne Hexenverbrennung genießen, hielt Mehnert entgegen. Ein Ratskollege pflichtete ihm bei. Gerade erst seien die Bilder von der Verbrennung eines jordanischen Piloten durch den Islamischen Staat um die Welt gegangen. Da gehöre es sich nicht, symbolisch einen Menschen anzuzünden.

Was also tun? Baudas Ortschaftsräte entschieden sich für eine Abstimmung. Die aber gestaltete sich schwieriger als gedacht. Zwei Stimmen für den Hexenbrauch, zwei dagegen. Denn die stellvertretende Ortsvorsteherin fand, man müsse wegen der Hexe wirklich nicht einen Aufstand machen – und enthielt sich der Stimme. Man müsse schon den Mut haben, Ja oder Nein zu sagen, grummelte es danach in der anwesenden Bürgerschaft. Also korrigierte die stellvertretende Ortsvorsteherin ihre Entscheidung und stimmte gegen die Hexenverbrennung.

Peter Grünberg kann die Aufregung um das Hexenfeuer nicht so recht verstehen. Der frühere Ortsvorsteher hat die Baudaer Walpurgisnacht zu Beginn der 1990er-Jahre mit aus der Taufe gehoben. „Wir wollten damals einfach den Zusammenhalt im Dorf stärken und ein bisschen Spaß haben“, erklärt er.

Anfangs habe man auch gar keine Puppe ins Feuer geworfen – diese Idee sei erst bei der zweiten oder dritten Veranstaltung spontan hinzugekommen. Dann wurde irgendwie eine Tradition daraus. Peter Grünberg, der auch Stadtrat ist, kann sich erinnern, dass sich schon einmal Leute über den Brauch beschwerten, aber das sei in all den Jahren ein Einzelfall geblieben. Und ganz so bierernst solle man die Sache auch nicht betrachten. Das Abstimmungsergebnis im Baudaer Ortschaftsrat aber steht. Am 30. April wird es im Ort ein politisch korrektes Hexenfeuer geben – ohne Hexenverbrennung.


Und ein Leser schreibt dazu: "Ortschaftsrat Sven Mehnert hat recht!"


Auch wenn die Walpurgisnacht immer noch fehlgedeuet wird, ist die Geschichte erwähnenswert.

http://www.pagan-forum.de/Thema-Walpurga-Die-Natur-ist-schwanger?highlight=walpurgisnacht
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#2
Da zeigt sich Freund und Feind sehr deutlich.
Allerdings weiß man bei Herrn Mehnert auch nicht so genau, ob es hier nicht auch noch einen Auftraggeber im Hintergrund gibt.
Ob es tatsächlich um die Sache als solche geht oder die Geschichte nur als Mittel zum Zweck dient.
Man darf dabei nicht vergessen, daß selbst auf regionaler politischer Ebene die Schachfiguren magisch tätig sind und hier und da notfalls sogar als verstorben aus dem Spiel genommen werden.

Was aber gar nicht geht, ist diese Ignoranz und Leichtfertigkeit, wie die Masse mit den Greueltaten und der damit einhergehenden Umerziehung durch die Kirche umgeht!
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#3
Der Artikel war gestern vormittag nur ein paar Stunden auf der ersten Seite der Internetseite der Sächsischen Zeitung.
Am Mittag wurde der Artikel auf die Regional-Nebenseite verschoben und 3 (!) Tage zurückdatiert.
Außerdem wurde die Kommentarfunktion abgeschaltet, und alle schon geschriebenen Kommentare sind gelöscht.
So funktioniert Journalismus heute ...
Ich hatte mich schon gewundert, so ein Artikel in einem CDU-regierten Bundesland.


Zitat:Allerdings weiß man bei Herrn Mehnert auch nicht so genau, ob es hier nicht auch noch einen Auftraggeber im Hintergrund gibt.

Ob es tatsächlich um die Sache als solche geht oder die Geschichte nur als Mittel zum Zweck dient.
Man darf dabei nicht vergessen, daß selbst auf regionaler politischer Ebene die Schachfiguren magisch tätig sind und hier und da notfalls sogar als verstorben aus dem Spiel genommen werden.

Ja, sehe ich genauso.
Aber egal, wie die Motivation des Herrn Mehnert ist, allein den Fakt, daß dort keine (symbolische) Hexenverbrennung mehr stattfindet, findet ich gut.
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#4
Daß damit jetzt Schluß ist, ist magisch betrachtet ein wichtiger Aspekt!
Solche Rituale stärken nicht nur symbolisch die Macht der Kirche, und jeder, der solchen Aktivitäten beiwohnt, macht sich mitschuldig! Auch hier gilt, Dummheit schützt vor Strafe nicht!
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