Schuhe anbehalten oder ausziehen?
#1
Übrigens gibt es eine sehr nützliche Erfindung: den Schuhabstreifer. Der dient zum Abputzen der Schuhe, bevor man die Wohnung betritt. Hatte früher jeder Haushalt, und ich hoffe doch, daß die meisten ihn auch heute noch besitzen.
Daß man sich bei uns die Schuhe auszieht, ist tatsächlich recht neu und keine deutsche Sitte. In Frankreich übrigens immer noch unüblich.

Ich für meinen Teil meide jedenfalls Haushalte mit Schuhauszugszwang.
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#2
THT schrieb:Bei einfachem Besuch hingegen bleiben die Schuhe grundsätzlich weg, da kommt auch einfach zuviel geistiger Müll mit.
Ich drehe den Spieß um:
Wenn der Gast von selbst nicht die Schuhe auszieht oder zumindest nachfrägt, dann hat dieser Gast keinen Respekt oder keine Etikette! Der sollte dann auch grundsätzlich nicht mehr reingelassen werden!

Die Dame, die dirzuliebe ihre Designerschuhe von Louboutin auszieht, möchte ich sehen.
Den Dreck auf der Straße kann man schon sehen, und bei Regen wird das Pflaster ja auch gereinigt. Als Berliner, der die Hundehäufchen ("Tretminen") kennt, weiß ich, worüber ich rede. Eine Dame wird sich hüten, mit guten Schuhen da hineinzutreten.
Und neben dem Schuhabstreifer gibt es auch noch die Matte an der Haustüre, wo man seine Schuhe abtreten kann.

Auf Strümpfen in der Wohnung laufen zu müssen ist aus verschiedenen Gründen schlecht: Man kann leicht auf glattem Fußboden ausrutschen, sich auf älterem Parkett an einem Holzsplitter oder Nagel verletzen und man läuft die Strümpfe durch. Vielleicht hat man auch schon Löcher im Strumpf, die man ja möglichst nicht gerade allen zeigen will. Auch könnte es sein, daß es nach Käse riecht und dieser Geruch nicht aus der Küche kommt. Damen möchten auch gerne den Vorteil von hohen Absätzen nutzen, der sie damit in etwa auf Augenhöhe zu den Herren bringt, während sie ohne Schuhe etwas klein wirken und dann vielleich auch von den Herren nicht so ernstgenommen werden, wie sie es eigentlich wollen.
Aber vor allem: Bei gebildeten Menschen sind die Schuhe auf die Garderobe abgestimmt, und der Gesamteindruck wäre dahin. Um die Schuhe auszuziehen muß man sie auch anfassen, und wenn sie wirklich so dreckig wären, dann werden nun die Hände auch dreckig. Das kann ja auch nicht das Ziel sein.

Aber zuerst würde mich stören, daß dem Gastgeber sein Fußboden wichtiger ist, als mein Wohlbefinden. Mal abgesehen davon, daß viele heutzutage gar keinen Teppich mehr haben, sondern Kacheln (die sog. "Neurodermitis-" oder "Allergikerfußböden"), die man leicht reinigen kann, sind auch Fußböden mit Auslegware oder Teppichen leicht zu reinigen. Ich habe z. B. echte Wollteppiche und hatte noch nie ein Problem damit, sie zu reinigen.
Die Forderung, die Schuhe auzuziehen, sagt indirekt: "Für dich mache ich mir nicht die Mühe, eventuell den Boden zu reinigen" - und das empfinde ich als inakzeptabel und unhöflich.
Und ich frage mal weiter: Würdest Du auch von Frau Merkel (wahlweise andere bekannte Person einsetzen) oder Prinz Charles - so sie Dich besuchen wollten - verlangen, die Schuhe auszuziehen? Ich glaube nicht. Das würdest Du Dich nicht trauen und würdest nicht riskieren wollen, die Ehre eines solchen Besuches zu verlieren, indem Du den Zutritt mit Schuhen verweigerst. Also mußt Du auch weniger prominenten Gästen dieses Recht einräumen.
Die Hindus haben eine Regel: Behandele jeden Gast wie einen G*tt, der bei Dir einkehren will.
Würdest Du von einem G*tt verlangen, seine Schuhe auszuziehen?

Stefan
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#3
Hier werden für bestimmte Begriffe unterschiedliche Definitionen verwendet, daher wird manchmal aneinander vorbeigeredet, bzw. es herrscht bisweilen eher ein Unverständnis gegenüber der jeweils anderen Position. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein G*tt ist in der hiesigen Forenansicht ein Mensch mit speziellen Fähigkeiten und kein unsichtbares und unantastbares Wesen. Die letzte Frage von Stephan stellt sich also hier überhaupt nicht bzw. ergibt überhaupt keinen Sinn für die Stammschreiber.

Inwiefern für Stephan auch spirituelle Dinge eine Rolle spielen und Wertigkeit besitzen, weiß ich nicht, jedenfalls hier eine sehr große und daher ist seine Weltanschauung in bestimmten Bereichen eine recht konträre zu der hiesigen (materielle Wertigkeit gegenüber spirituelle Wertigkeit). Ich meine damit nur, daß dies in der Diskussion mit berücksichtigt werden sollte, daß auch von recht unterschiedlichen Wertevorstellungen ausgegangen werden muß.

Vielleicht entdecke ich auch noch einen Sinn in der ganzen Schuhediskussion, denn ursprünglich ging es wohl um das Benehmen bei Tisch. Lol
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#4
Zitat:Vielleicht entdecke ich auch noch einen Sinn in der ganzen Schuhediskussion, denn ursprünglich ging es wohl um das Benehmen bei Tisch.

Den kann ich auch nicht erkennen. Dabei könnte man das Thema schnell abhaken. Ich halte es privat so: Wer zu mir privat kommt, der zieht selbstverständlich die Schuhe aus. Die entsprechenden Hauslatschen/Besucherlatschen stehen schon bereit. Wenn ich mich mit jemandem geschäftlich treffe, der behält selbstverständlich seine Schuhe an, der wird jedoch auch nicht in meine Privaträume, sondern nur in mein Büro und Vorzimmer eingelassen. Selbst in großen Hotels wird das heute so gehandhabt. Für's Zimmer gibt es die weißen Hotel-Latschen, und in der Lobby trägt man seine Straßenschuhe. Ich denke, das ist die diesbezüglich gängige Etikette heutzutage.

Damenbesuch mit französischen Stiefeln - oder wie war das? - habe ich nicht. Wenn ich solchen Besuch erhalte, würde ich auch aufpassen, daß niemand etwas mitbekommt. Man weiß ja, wie die Leute reden Updown
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#5
Das ist bestimmt eine Schuhauszieh-Meme, die seit den 80er Jahren hier verbreitet wurde. Die Generation der Eltern, Großeltern usw. war jedenfalls noch nicht von ihr befallen. Fettes Grinsen
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#6
Man bemerkt doch auf den ersten Blick, ob "hier" Schuhe ausziehen oder anlassen angesagt ist. Wo ist das Problem?

Die Einstellung der Altvorderen halte ich hier für kein Argument. Die haben auch noch ganz andere Sachen getan oder nicht getan, an die ich im Traum nicht denken würde. Häh?
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#7
(30.11.12012, 17:34)Dancred schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-43816.html#pid43816
Zitat:Vielleicht entdecke ich auch noch einen Sinn in der ganzen Schuhediskussion, denn ursprünglich ging es wohl um das Benehmen bei Tisch.

Den kann ich auch nicht erkennen. Dabei könnte man das Thema schnell abhaken. Ich halte es privat so: Wer zu mir privat kommt, der zieht selbstverständlich die Schuhe aus. Die entsprechenden Hauslatschen/Besucherlatschen stehen schon bereit. Wenn ich mich mit jemandem geschäftlich treffe, der behält selbstverständlich seine Schuhe an, der wird jedoch auch nicht in meine Privaträume, sondern nur in mein Büro und Vorzimmer eingelassen. Selbst in großen Hotels wird das heute so gehandhabt. Für's Zimmer gibt es die weißen Hotel-Latschen, und in der Lobby trägt man seine Straßenschuhe. Ich denke, das ist die diesbezüglich gängige Etikette heutzutage.

Seh ich genauso.
Nur weil ich darum bitte, Schuhe bei mir auszuziehen, heißt das ja nicht, daß die Leute bloshapert (wienerisch für ohne Schuhe) herum gehen müßen.

Ach so ... Admin Thema bitte teilen, ich glaube das mit den Schuhen verdient grad ein eigenes Thema. Lächeln

Lord, ich kenn die Sitte sehr gut und den Grund auch ... bleibt ja was hängen wenn man dort ein Jahr lebt. Blinzeln
Und ja ich find den Gesprächsfaden auch sehr erheiternd Wow
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#8
Danke für den ergötzlichen Anblick einer Lady in Latschen.

Im Ernst: Ich bin auch für "Schuhe ausziehen" und zwar im Winter in der Berghütte, wenn man von Draußen kommt. Da ist es Regel, die Schuhe (Stiefel) auszuziehen, schon allein, damit man sehen kann, ob ein Zeh abgefroren ist. Oder im Hindu-Tempel.
Überall woanders aber ist die Forderung nach "Schuhe ausziehen" eine Unverschämtheit den Gästen gegenüber.

Stephan
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#9
Eine echte "Lady" bleibt auch in Latschen eine Lady.

Schuhe anlassen ist eine Unverschämtheit dem Gastgeber gegenüber.
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#10
Es wird dann eine virtuelle "echte Lady" herangezogen, die es in der Praxis gar nicht erst gibt. (Mal ganz davon abgesehen, wie die sich tatsächlich verhalten würde.) Weil sich die menschliche Logik gern "Gegenbeispiele" oder "Ausnahmen" überlegt, dreht sie sich so oft im Kreis. Wie ich schon oben geschrieben habe: Kommt die "Lady" privat, dann zieht sie sich die Schuhe aus. Schließlich kennen wir uns, führen eine Freundschaft miteinander, sonst käme sie nicht privat. Bei "Freunden" gelten auch bei den Etiketten gewisse Sonderregeln. Wir dürfen hier gewisse Floskeln weglassen oder die Freunde sogar dazu auffordern, sich auch selbst nachzugießen, wenn das Glas ausgetrunken ist. Solche "Lockerheiten" sind bei Geschäftskontakten hingegen ein absolutes Tabu. Und eine Geschäftsfrau behält dann selbstverständlich auch die Straßenschuhe an. Ich hab's bereits geschrieben. Die Trennung von "privat" und "Geschäft" ist gerade bei den Etiketten sehr nützlich.
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