Gentechnik-Neuigkeiten
#2
Zu nah an der Saatgutlobby?

Fällt die EU-Kommission Entscheidungen über die grüne Gentechnik "hinter einem Schleier der Vernebelung"? So zumindest ist es in einem Bericht der Grünenfraktion im Europaparlament formuliert, der ZEIT ONLINE vorliegt.

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Zitat:Bericht kritisiert "einseitig positive Darstellungen der neuen Techniken"

Mit ihrem Reformvorstoß hatte sich die EU-Kommission auf diese Stimmen aus der Wissenschaft berufen. Der Bericht der Grünen stellt nun deren Neutralität infrage. Das Autorenteam untersucht darin drei Wissenschaftsorganisationen, die sich auf EU-Ebene mit Stellungnahmen, Konferenzen und Lobbybriefen für die Öffnung der Zulassungsregeln starkgemacht haben: den Zusammenschluss europäischer Pflanzenzuchtforscher Epso, ein Netzwerk namens EU-Sage, das nach eigenen Angaben "nachhaltige Landwirtschaft durch Genome Editing" vorantreiben will, und schließlich den Dachverband Europäischer Wissenschaftsakademien Allea. Bei all diesen Organisationen kritisiert das Team einseitig positive Darstellungen der neuen Techniken und führt das auf die Nähe vieler Mitglieder zur Saatgut- und Biotechindustrie zurück.

Ihre Befangenheitsrisikoprüfung erbrachte, dass 31 Prozent der Mitglieder von EU-Sage und 60 Prozent der Epso-Unterstützer eigene Interessen an der Kommerzialisierung von GMO verfolgen könnten. Denn fast die Hälfte der Epso-Fachleute hat laut des Berichts ein Patent angemeldet und mehr als die Hälfte arbeitete schon einmal in einem oder mehreren Forschungsprojekten für Saatgut- oder Chemiekonzerne mit. Hier wirke sich die gewachsene Abhängigkeit der Hochschulen von Drittmitteln aus.

Unabhängige Forscherinnen und Forscher, die der Deregulierung ausdrücklich widersprechen, habe man hingegen kaum oder gar nicht zurate gezogen. Das Europäische Forschungsnetzwerk für soziale und ökologische Verantwortung (ENSSER) zum Beispiel warnt vor "unvorhergesehenen und unbeabsichtigten Wirkungen" der Genom-Editierung. Die behauptete Präzision der Genschere beziehe sich allein darauf, dass sie eine bestimmte Stelle im Genom gezielt ansteuern und verändern könne. Doch was dann in der Zelle geschehe, könnten Gen-Ingenieure weder abschätzen noch beeinflussen. Crispr/Cas9 und ähnliche Methoden aus dem aktuellen Gentechnikrecht auszuschließen, bedeute daher "ein unvertretbares Risiko".

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Zitat:Letztere repräsentierten überdies nur ein "enges Wissenschaftsfeld" angewandter Forschung, kritisiert der Bericht der Grünen. Demzufolge haben 98 Prozent der EU-Fachleute, die in der Technologie-Arbeitsgruppe der Epso zusammenarbeiten, einen Hintergrund in Genforschung und Molekularbiologie. Andere Disziplinen wie Ökologie, Agroökologie, Sozioökonomie, Toxikologie oder öffentliche Gesundheitsvorsorge blieben bei der Bewertung des Einsatzes neuer Gentechnik in der Landwirtschaft außen vor. Trotzdem habe die EU-Kommission die Einschätzung übernommen, dass die neuen Verfahren weniger Risiken bergen.

https://www.zeit.de/wissen/2022-09/crispr-zulassung-eu-gruene-saatgutindustrie
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Gentechnik-Neuigkeiten - von Paganlord - 28.09.12022, 08:10
RE: Gentechnik-Neuigkeiten - von Erato - 09.10.12022, 23:39
Gentechnik-Neuigkeiten - von Wishmaster - 01.11.12022, 17:17
RE: Gentechnik-Neuigkeiten - von Erato - 18.04.12023, 21:13
Gentechnik-Neuigkeiten - von Aglaia - 07.12.12023, 10:17
RE: Gentechnik-Neuigkeiten - von Erato - 11.02.12024, 20:32
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