12.05.12006, 23:50
Zitat:Der beherrschte Geist versucht keinen Fehler zu rechtfertigen, sondern lehnt diesen als Allgemeinübel ab. Nur der unbeherrschte Geist versucht in jedem etwas Gutes zu finden.
Das ist AUCH richtig. Ich rechtfertige nämlich nicht. Und was "Gutes" (lies: Wahres) versuche ich auch nicht zwanghaft zu finden. Ich versuche es einfach so zu sehen wie es ist. Wenn ich etwas "Wahres" (nach meinem Blickwinkel und Einsichtsvermögen) bemerke, respektiere ich es, auch wenn die Wahrheit vom Feind kommt. Diese Fähigkeit sollte man entwickeln, wenn man die "8" - die universelle Gerechtigkeit - integrieren will.
Was ich als unbeherrscht bezeichne, ist die Befangenheit sowohl beim Aufzeigen von Fehlern als auch beim Suchen von konstruktiven Äußerungen. Es ist meiner Ansicht nach BEIDES unbeherrscht.
Daß meine Äußerungen in diese Richtung als "allgemeine Verteidigung pro Goethe" fehlinterpretiert werden, liegt sowohl an der Impulsivität einiger Kameraden hier, als auch an meiner manchmal vieldeutigen Ausdrucksweise und meiner früheren Zuneigung Goethes Werken gegenüber.
Allgemein: Was Goethes "Handel mit dem Teufel" angeht, so hat er ihn auch zu einem bestimmten Zeitpunkt getätigt. Warum soll nun alles vorhergehende "nutzlos" gewesen sein?
Ich kann nicht beurteilen, wie sehr Goethe gestolpert ist und ob sein "Sturz" vollständig oder was auch immer war. Man muß auf jeden Fall sein unmenschliches Verhalten im Falle Schiller im Hinterkopf behalten, das hat mir PL klargemacht.
Ansonsten gilt für mich: Wahrheit ist universell - egal aus welchem Munde sie kommt. Gerade der Feind kann ein paar nützliche Lektionen bereithalten - oft wird der "Feind" vom Kosmos sogar extra dafür gesandt.
Zitat:Selbst dann geistiger Unfug, wenn er gelehrt oder schöngeistig daherzukommen dünkt.
Sehe ich auch so. Aber im Fall Goethe eben nicht uneingeschränkt zutreffend (meine momentane Auffassung!).
Das meinte ich mit: "Die Welt ist nicht nur schwarz oder weiß". Der Wahrheit und die Essenz sind es. Aber die PERSONEN und dieses ganze hiesige Universum sind es nicht. Aber um dieses unvollkommene Gedankenuniversum dreht es sich bei solchen "Analysen".
Die Fragen nach der uneingeschränkten Verwerflichkeit Goethes kann man nur anhand der "Früchte" beantworten. Also konkret:
"Die gesamte Natur ist eine Melodie,
in der eine tiefe Harmonie verborgen ist."
"Mit dem Wissen wächst der Zeifel."
(Ein interessanter Grundmechanismus, der aber nur dann greift, wenn die innere Balance zwischen Intuition uns Logik gestört ist!)
"Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun." (Trivial, aber dennoch entscheidend!)
"Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat."
"Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken."
"Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit."
"Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen, ist alles andere im Leben ein Kinderspiel."
Das sind alles praktisch verwertbare, knallharte Fakten!
Ich habe nur eine kleine Auswahl herausgesucht, um zu zeigen, wie nahe er geistig in vielen Dingen unseren Anschauungen und Erkenntnissen doch war!
Eben ein suchender Okkultist mit ausgezeichneten Fähigkeiten, der aber trotz dieser Fähigkeiten "gescheitert" ist. Umso mehr können wir daraus lernen. Immer wachsam und aufmerksam sein und nicht übermütig werden.
Grüße
Noch ein Guter:
"Sobald du dir vertraust,
sobald weißt du zu leben."
Goethe