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Radegast - Hernes_Son - 24.05.12018

Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat sich sowohl die Darstellung, als auch die Beschreibung und Bedeutung des ostgermanischen Gottes Radegast stark verändert. Wenn man zurück zur ursprünglichen Bedeutung dieses Gottes kommen möchte, muss man sowohl historische, als auch etymologische Betrachtungsweisen zu Rate ziehen. Heutzutage wird Radegast als Kriegsgott dargestellt. Anhand der sich verändernden Darstellung von Radegast (siehe Bilderreihe weiter unten), kommt man zu dem Schluss, dass diese Darstellung nicht richtig sein kann. Es lässt außerdem die Frage aufkommen, warum die Bedeutung dieses Gottes (leider neben vielen anderen Göttern) verändert wurde? Wer hat sich diese Mühe gemacht, und vor allen Dingen wann?

Bild 1
   
Darstellung des Radegast im Erlebnispark Teichland südlich von Cottbus (neuzeitliche Darstellung)

Bild 2
   
Radegast mit Löwengesicht und Kuhmaske nach einer Skulptur von Albin Polasek in Pustewny (Ost-Mähren, neuzeitliche Darstellung)

Bild 3
   
Radegast in einer anderen und sehr viel älteren Darstellung


Schaut man sich Bild 1 näher an, fällt sofort die Hellebarde auf. Daraus lässt sich auf die Zeitepoche der Herstellung dieser Statue schließen bzw. auf die zeitliche Einordnung ihrer Beschreibung. Die Hellebarde ist eine Waffe, die im 14. bis 16. Jahrhundert Verwendung fand, also in einer sehr chr*tlichen Zeit. In einer sehr viel älteren Darstellung von Radegast (Bild 3) ist keine Hellebarde zu sehen, stattdessen hält er (oder Hlawaradze, ein anderer Name von Radegast) einen Speer in der Hand.  

Der Speer ist aus zeichenkundlerischer Sicht auch ein Phallussymbol, um die brachliegende Erde (Kuhantlitz auf dem Schild vom Radegast) mit den sanften Strahlen der Wintersonne aufzutauen. Der Adler auf dem Kopf von Radegast trägt hier eine Krone, was ein weiteres Indiz auf die Sonne, den eigentlichen König ist. Siehe hierzu auch die Excalibur-Sage. Nur der wahre König (Sonne bzw. Sonnenstrahl) kann das Schwert aus dem Stein (zugefrorene Erde) ziehen.

Die Ostgermanen haben die Sonne und ihre verschiedenen Götter in verschiedene Jahreszeiten eingeordnet. So wie Radegast die Wintersonne symbolisiert, symbolisieren in Bild 4 (Dazbog) die vier Sonnen an den Rändern jeweils die verschiedenen Sonnenphasen im Jahreskreislauf. Zu jeder Jahreszeit strahlt die Sonne unterschiedlich stark, was im Bild 4 versucht wird grafisch darzustellen.  

Heutige Historiker und Buchautoren verirren sich vor allem im Wortstamm Rade, den sie auf Rathgeber zurückführen. Radegast wird mit einem Adler auf dem Kopf dargestellt. In den Mythen symbolisiert der Adler vor allem die Wintersonne (siehe hierzu auch die Thiazi-Mythe).

Ähnlich ist auch der Kuhkopf auf dem Harnisch des Radegasts zu deuten. Hier geht es um die Verbindung zwischen Sonne und Erde. Die Sonne, die immer um die Gunst der Erde buhlt. Jedes Jahr auf Neue wirbt Herr Sonne um Frau Erde und versucht sie zu erwärmen.

Anmerkung: Herr Sonne ist männlich, da aussendend und Frau Erde weiblich, da empfangend.


Im Wort Radegast steckt das Wort Rad, was auf das Sonnenrad oder Sonnenkreislauf deuten lässt. Außerdem auch das Wort Ra, das im ägyptischen der Sonnengott ist.

Es ist eine bekannte Vorgehensweise der monotheistischen Religionen, einen alten heidnischen G*tt, den man nicht so ohne weiteres abschaffen kann, weil er eine zentrale Rolle spielt, neue Attribute und Eigenschaften anzuhängen und somit seine eigentliche Bedeutung zu verändern, mit dem Endziel seine ursprüngliche Rolle für immer zu verfälschen und unkenntlich zu machen. Altes Wissen soll somit vernichtet werden.


Bild 4
   
Dazbog

Bild 5
   
Dazbog

Bild 6
   
Svarozic


Die Bedeutung des Ortsnamens "Radegast" steht in direktem Zusammenhang zur frühen Siedlungsgeschichte des Ortes. Die Region wurde früher von den Wenden, einem ostgermanischen Stamm, besiedelt. Die Ostgermanen beteten eine große Anzahl von Göttern an. Der höchste unter ihnen war der G*tt Svarog. Er wurde als Gottvater und als Schöpfer von Erde, Sonne und Feuer verehrt. Sohn des mächtigen Svarog war Svarožić, der zunächst als Sonnengott verehrt wurde, beispielsweise bei Sonnenwenden.

Bei den Wenden bekam Svarožić später eine neue Funktion: Er wurde zum Kriegsgott umgedeutet, der die ostgermanischen Stämme beschützen sollte. Hier hatte Svarožić auch einen anderen Namen, nämlich Radegast. Deswegen wird heute davon ausgegangen, daß Radegast ein Kriegsgott ist. Das ist jedoch falsch und wird auch im Erlebnispark Teichland falsch dargestellt.

Erstmals erwähnt wurde Radegast zum Beginn des 11. Jahrhunderts. Den Chronisten zufolge war das zentrale Heiligtum des Radegast die Götterburg Rethra in Mecklenburg.

Die Entwicklung des Svarožić zum Radegast lässt sich durch den Beibehalt der Symboltiere des alten Sonnenkultes, Pferd und Eber nachvollziehen. Die bildliche Darstellung der wendischen Gottheit zeigt ihn als jugendlichen Krieger mit krausem Haar, auf dem Kopf einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. In einer Hand trug er eine Lanze, in der anderen einen Schild, den ein Kuhkopf zierte.

Anmerkung: In Bezug auf Radegast wird auch ein Pferd und ein Eber erwähnt, die von den Chronisten des 19. Jahrhunderts mit Krieg bzw. Kriegsgefahr in Verbindung gebracht werden. Das ist jedoch falsch, da wir das Pferd und den Eber auch in der nordischen Mythologie in Verbindung mit der Sonne wiederfinden.


Weitere Darstellung des Radegast, die mit Perun vergleichbar sind.

   

   


RE: Radegast - Waldläufer - 02.07.12018

In Neuendorf, einem kleinen Ort nördlich von Cottbus, gibt es einen Erlebnispark, der neben den ganzen Spaßplätzen einen ostgermanischen Götterhain vorzuweisen hat. Wir waren ganz erfreut über diese Nachricht und sind so schnell wie möglich hingefahren.

Der Hain (dort als slawischer Götterhain betitelt) war schön in Szene gesetzt. Nur die verschiedenen Attribute der dargestellten Götter haben Verwirrung gestiftet. So wird Radegast, wie so oft, als Kriegsgott und Liuba mit einem Spinnrocken (welchen wir in erster Linie mit Frigg in Verbindung bringen) dargestellt.

Die Idee für die Darstellung der Götter hatte der Kurator des wendisch/sorbischen Museums Werner Maschkank. Die Sorben selbst waren seit der Reformation zum größten Teil ev*****isch, daher hat er sich auf eine Darstellung der Göttin Liuba aus einer tschechischen Bibi aus dem 14. Jahrhundert berufen. In dieser wurde sie mit einem Spinnrocken abgebildet.

Die Idee für den Götterhain hatte übrigens der Historiker Siegfried Kohlschmidt, welcher unter anderem eine private Kunstsammlung zum Thema „Elvis' Leidensweg“ hat, wo man bereits eine diesbezügliche Tendenz erkennen kann.