verteidigung der wölfe gegen die lämmer - Druckversion +- Tal der weisen Narren (https://www.pagan-forum.de) +-- Forum: Gedichte, Gedanken, Bilder (https://www.pagan-forum.de/forum-13.html) +--- Forum: Fremdgeschriebenes (https://www.pagan-forum.de/forum-39.html) +--- Thema: verteidigung der wölfe gegen die lämmer (/thread-3259.html) |
verteidigung der wölfe gegen die lämmer - Sothis - 06.09.12002 Hans Magnus Enzensberger
soll der geier vergissmeinicht fressen?
was verlangt ihr vom schakal, dass er sich häute, vom wolf? soll er sich selber ziehen die zähne? was gefällt euch nicht an politruks und an päpsten, was guckt ihr blöd aus der wäsche auf den verlogenen bildschirm? wer näht denn dem general den blutstreif an seine hose? wer zerlegt vor dem wucherer den kapaun? wer hängt sich stolz das blechkreuz vor den knurrenden nabel? wer nimmt das trinkgeld, den silberling, den schweigepfennig? es gibt viel bestohlene, wenig diebe; wer applaudiert ihnen denn, wer steckt die abzeichen an, wer lechzt nach der lüge? seht in den spiegel: feig, scheuend die mühsal der wahrheit, dem lernen abgeneigt, das denken überantwortend den wölfen, der nasenring euer teuerster schmuck, keine täuschung zu dumm, kein trost zu billig, jede erpressung ist für euch noch zu milde. ihr lämmer, schwestern sind, mit euch verglichen, die krähen: ihr blendet einer den anderen. brüderlichkeit herrscht unter den wölfen: sie gehen in rudeln. gelobt sein die räuber: ihr, einladend zur vergewaltigung, werft euch aufs faule bett des gehorsams. winselnd noch lügt ihr, zerrissen wollt ihr werden. ihr ändert die welt nicht. An sich - Sothis - 06.09.12002 Paul Fleming Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren! Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid, vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid, hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen. Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren; nimm dein Verhängnis an. Laß alles unbereut. Tu, was getan muß sein, und eh man dir s gebeut. Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren. Was klagt, was lobt man noch? Sein Unglück und sein Glücke ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an: dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn, und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke. Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, dem ist die weite Welt und alles untertan. Re: verteidigung der wölfe gegen die lämmer - Hælvard - 06.09.12002 Was soll man sagen außer, für wahr, für wahr! Bragi Re: verteidigung der wölfe gegen die lämmer - Sothis - 06.09.12002 genau Bragi, daher lies ich sie unkommentiert.... Re: verteidigung der wölfe gegen die lämmer - Sothis - 07.09.12002 Im Grase Wer sich ins Gras legt, Wer lang liegt, für den ist Zeit und Mühn nichts. Wer liegt, der vergißt. Was sich um ihn bewegt, Wenn er liegt, Bewegt ihn sanft mit. Er wird gewiegt. Ihn verläßt, ihn flieht Zahl und Zeit. Er entrinnt, ihm verrinnt Lust und Leid. Weise wird er, still Wie das Gras, das grüne Moos. Er bettet sich tief In der Himmlischen Schoß. Der Wind kommt und geht. Die Wolke zieht. Der Falter schwebt. Der Bach Murmelt sein Lied. Halm und Laub Zittern und flüstern leis. Wasser und Wind Gehen im Kreis. Was kommt, geht. Was geht, kommt In der Wiederkehr Gang. In der Himmlischen Bahn Wird die Welt Tanz, wird Gesang. Friedrich Georg Jünger Der verwundete Baum - Sothis - 07.09.12002 Der verwundete Baum Sie haben mit dem Beile dich zerschnitten, Die Frevler - hast du viel dabei gelitten? Ich selber habe sorglich dich verbunden Und traue: Junger Baum, du wirst gesunden! Auch ich erlitt zu schier derselben Stunde Von schärferm Messer eine tiefre Wunde. Zu untersuchen komm ich deine täglich, Und meine fühl ich brennen unerträglich. Du saugest gierig ein die Kraft der Erde, Mir ist, als ob auch ich durchrieselt werde! Der frische Saft quillt aus zerschnittner Rinde Heilsam. Mir ist, als ob auch ichs empfinde! Indem ich deine sich erfrischen fühle, Ist mir, als ob sich meine Wunde kühle! Natur beginnt zu wirken und zu weben, Ich traue: Beiden geht es nicht ans Leben! Wie viele, so verwundet, welkten, starben! Wir beide prahlen noch mit unsern Narben! C.F. Meyer Re: verteidigung der wölfe gegen die lämmer - Hælvard - 09.09.12002 Zitat:Der verwundete Baum In diesen Zeilen habe ich erkannt, was mich einst fast verbannt. Verbannt von euch und dem Erdenleben, konnte ich dem Übel mit Kraft und Willen widerstehen! Bragi |