- Novalis - 15.04.12005
Zitat:Totalüberwachung von Autofahrern in den Vereinigten Arabischen Emiraten
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben dem Computer- und IT-Dienstleistungskonzern IBM den Auftrag zum Aufbau eines landesweiten Verkehrsleit- und Sicherheitssystems erteilt. Ein entsprechender Vertrag im Wert von 125 Millionen US-Dollar sei inzwischen unterzeichnet worden, teilte IBM am heutigen Freitag mit. Im Rahmen des zunächst auf vier Jahre ausgelegten Projekts, das offiziell als Vorhaben zur Senkung der Unfallraten im Land deklariert ist, soll langfristig jedes Fahrzeug in den Emiraten mit Telematiksystemen ausgestattet werden, die über GPS-, GSM-, GPRS-, Bluetooth- und optional auch über RFID-Funktionen verfügen. Die installierten Bordcomputer sollen sich zudem auf IBMs Sprachsteuerungstechnik ViaVoice verstehen und enthalten Java-basierte WebSphere-Komponenten.
"Mit diesem Projekt übernehmen die Vereinigten Arabischen Emirate eine Führungsrolle bei der Einführung und Weiterentwicklung moderner Telematiksysteme", erklärt Dr. Tayeb Kamali, Leiter des Centre of Excellence for Applied Research and Training (CERT) in Dubai, das gemeinsam mit IBM für die Einführung des Verkehrsleit- und Sicherheitssystems verantwortlich ist. Innerhalb der kommenden fünf Jahre will sein Land, das rund drei Millionen Einwohner zählt, die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr um 50 Prozent reduzieren. Derzeit kommen in den Emiraten im Schnitt 38 Personen pro 10.000 Einwohner und Jahr ums Leben. In den USA liegt diese Rate bei 15, in Schweden bei 6 Todesopfern pro 10.000 Einwohner.
Während in den meisten Ländern versucht wird, Unfallrisiken vorrangig durch den Einsatz intelligenter Fahrerassistenzsysteme sowie durch Aufklärung, Schulung und Training zu senken, muss der Ansatz in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Totalüberwachung der Fahrzeuge und deren Führer begriffen werden: Schon beim Einsteigen wird sich der Fahrer in entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen über einen mit RFID-Chip versehenen Card-Führerschein am Bordcomputer identifizieren müssen. Über die Datendienste der lokalen Mobilfunknetze lassen sich diese Informationen dann ebenso an zentrale Datenbanken übermitteln wie die permanent aufgezeichneten Geschwindigkeiten der Fahrzeuge sowie deren Standorte.
Letztere werden mit digitalisiertem Kartenmaterial der Straßennetze der Emirate sowie kodierten Informationen zu den Geschwindigkeitsbegrenzungen einzelner Streckenabschnitte verglichen. Übertritt der Fahrer eine Geschwindigkeitsbegrenzung, soll die ViaVoice-Software ihn darüber informieren und zur Mäßigung anhalten. Die Vereinigten Arabischen Emirate -- die im Übrigen auch bei biometrischen Kontrollsystemen weltweit eine Vorreiterrolle einnehmen und das erste auf Iris-Erkennung basierende biometrische Grenzkontrollsystem flächendeckend einsetzen -- und IBM machen keinen Hehl daraus, dass die Daten aus den Telematic Control Units (TCU) der Fahrzeuge kontinuierlich von Regierungsbehörden gesammelt und ausgewertet werden. Zunächst sollen bis Ende des Jahres mehrere zehntausend Fahrzeuge aus öffentlichen Fuhrparks im Rahmen eines Feldtests mit den IBM-TCUs ausgestattet werden, anschließend steht die Ausdehnung auf alle Fahrzeuge im Land an.
IBM konzentriert sich immer stärker auf IT-Anwendungen im Automotive-Bereich. Zuletzt hatte das Unternehmen ein neues Servicekonzept zur automatisierten Fahrzeugdiagnose für Automobilhersteller und Betreiber großer Fuhrparks vorgestellt. Schwerpunkt des Parametric Analysis Center for Automotive Service ist die Diagnose elektrischer und elektronischer Systeme im Auto, die auf Grund zunehmender Komplexität immer fehleranfälliger werden. IBM bietet an, diese Fahrzeugdaten mittels spezifischer Data-Mining-Techniken und Analysemethoden zu sammeln und aufzubereiten. Die benötigten Informationen werden von den Fahrzeug-TCUs erfasst und von dort entweder autonom per Funk an eine Empfangsstation gesendet oder bei einem Werkstattbesuch ausgelesen. (pmz/c't)
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Novalis
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