Unter-Gang - Druckversion +- Tal der weisen Narren (https://www.pagan-forum.de) +-- Forum: Gedichte, Gedanken, Bilder (https://www.pagan-forum.de/forum-13.html) +--- Forum: Selbstgeschriebenes (https://www.pagan-forum.de/forum-45.html) +--- Thema: Unter-Gang (/thread-2270.html) |
- Abnoba - 26.06.12005 <span style='color:green'>Unter-Gang</span> <span style='color:green'>Unter Tage, ohne Morgen Feuersprühnd kristallnes Funkeln Sonnen bleiben oft verborgen Heimlich glühnd im Dunkeln. Schiffe, die an Eisbergen zerschellen Bersten nicht an deren Spitzen Die Geheimnisse des Ozeans sitzen Unter und nicht auf den Wellen. Schau, die hochgewachsnen Linden Blicke tiefer, du wirst finden Nicht dort, wo die Vögel wohnen, Nicht die weiten Blätterkronen Sind`s, was Wachstum schafft In der Wurzel liegt die Kraft. Und des Klanges sanften Reigen Versteht nur, wer einst in Stille eingetaucht Manche Antwort liegt im Schweigen Viel zu viele Worte werden oft gebraucht. Oberflächenbeiwerk, Schmuck, Gewand Gleich der Schale um die Nuß Ist nur Hülle, nichts als Tand Der vergehn, verfallen muß. So sind Menschen, so sind wir Mehr, ganz anders, glaube mir Als nur das, was leicht erkennbar, Sind nicht einzeln, sind untrennbar Müssen, woll`n wir wirklich leben Nicht nur aufwärts, auch nach unten streben. Tiefe birgt die wahrhaft großen Schätze Stille, Meer und Mensch und Wald Suchend lausche, schweig, erkenne bald Gut versteckt ruhen die schönsten Plätze. Morpheus` Reich in finstrer Nacht Todes Bruders Traumestiefen War`n uns Wahrheit, als wir schliefen Demaskiert, nachdem wir aufgewacht. Schließ die Augen und dann sehe Wesensinnerstes verstehe Mensch liegt unter Haut und Knochen, Zeigt sich, wenn erst aufgebrochen Die Geode spielt nur Stein Das, was sichtbar - meist nur Schein. Unter Tage, ohne Morgen Feuersprühnd kristallnes Funkeln Sonnen bleiben oft verborgen Heimlich glühnd im Dunkeln...</span> - Violetta - 27.06.12005 Hey das ist gut, Abnoba! Selbstgeschrieben? Alle Achtung! Es hört sich vom Stil her wie ein Körner Gedicht an, das ich seit Jahren sehr schätze. Dein Gedicht ist zwar noch etwas geheimnissvoller, und hört sich wohl eher nach Zwergen (als nach Bergleuten) an - aber irgendwo ist es ja dasselbe. Hier hör' mal! Bergmannsleben In das ew´ge Dunkel nieder Steigt der Knappe, der Gebieter Einer unterird´schen Welt. Er, der stillen Nacht Gefährte, Atmet tief im Schoß der Erde, Den kein Himmelslicht erhellt. Neu erzeugt mit jedem Morgen Geht die Sonne ihren Lauf. Ungestört ertönt der Berge Uralt Zauberwort: »Glück auf!« Da umschwebt uns heil´ges Schweigen, Und aus blauen Flammen steigen Geister in die grause Nacht. Doch ihr eignes Tun verschwindet; Fester sind sie uns verbündet, Bauen uns den düstern Schacht. Nimmer können sie uns zwingen, Und sie hält ein ew´ger Bann: Wir bekämpfen alle Mächte Durch der Mutter Talisman. Auch die lieblichen Najaden, Die im reinen Quell sich baden, Stürzen hilfreich in die Gruft, Mit den zauberischen Händen Das gewalt´ge Rad zu wenden, Und es rauscht in ferner Kluft. Selbst Vulkan, der Eisenbänd´ger, Reicht uns seine Götterhand, Und durch seines Armes Stärke Zwingen wir das Mutterland. Auch mit Proserpinens Gatten, Mit dem schwarzen Fürst der Schatten, Flechten wir den ew´gen Bund, Und er läßt auf schwankem Steige Eingehn uns in seine Reiche, In des Todes grausen Schlund. Doch der Weg ist uns geöffnet Wieder auf zum goldnen Licht, Und wir steigen aus der Tiefe, Denn der G*tt behält uns nicht. Durch des Stollen weite Länge, Durch das Labyrinth der Gänge Wandern wir den sichern Weg. Über nie erforschte Gründe, Über dunkle Höllenschlünde Leitet schwankend uns der Steg. Ohne Grauen, ohne Zaudern Dringen wir in´s düstre Reich, Führen auf metallne Wände Jauchzend den gewalt´gen Streich. Unter unsers Hammers Schlägen Quillt der Erde reicher Segen Aus der Felsenkluft hervor. Was wir in dem Schacht gewonnen, Steigt zum reinen Glanz der Sonnen Zu des Tages Licht empor. Herrlich lohnt sich unser Streben, Bringet eine goldne Welt Und des Demants Pracht zu Tage, Die in finstrer Tiefe schwellt. In der Erde dunklem Schoße Blühen uns die schönsten Lose, Strahlet uns ein göttlich Licht. Einst durch düstre Felsenspalten Wird es seinen Sitz entfalten; Aber wir erblinden nicht. Wie wir treu der Mutter bleiben, Lebend in dem düstern Schacht, Hüllt uns in der Mutter Schleier Einst die ewig lange Nacht. Theodor Körner (ein echter Dresdner) - Abnoba - 27.06.12005 Oho, das ist wirklich wunderschön und war mir bisher gänzlich unbekannt. Inhaltlich war mir lediglich der Aufenthalt in der Natur Inspiration. Was die Versform anbelangt, der gute Baudelaire. - Gatanya - 29.06.12005 ich bin nach langer zeit mal wieder anwesend.die beiden gedichte sind sehr sehr schön und es lässt sich gut darüber nachdenken. (ich hoffe, in nächster zeit wieder öfter hier zu sein, denn ich war aus persönlichen gründen ja doch etwas länger nicht hier. munin und hugin werden vielleicht wissen was gemeint ist.) Gatanya |