Honshin no Uta - Druckversion +- Tal der weisen Narren (https://www.pagan-forum.de) +-- Forum: Gedichte, Gedanken, Bilder (https://www.pagan-forum.de/forum-13.html) +--- Forum: Fremdgeschriebenes (https://www.pagan-forum.de/forum-39.html) +--- Thema: Honshin no Uta (/thread-1152.html) |
- nguyen - 24.07.12007 Ich sehe hierin eine Art Anleitung zur Neutralität von einem Angehörigen der Zen-Philosophie - und halte einiges darin für sehr hilfreich. Wichtige Emotionale Stolperfallen werden genannt, mit buddhistischer Religion wird aufgeräumt und insbesondere das dualistische Denken abgelehnt - aber auch deutlich gemacht, dass Neutralität nicht die verneinung des Lebens bedeutet. Das Lied vom Wurzelgeist Ungeboren und unvergänglich ist der Geist der Quelle. Erde, Feuer, Wasser und Wind nur eine Absteige über Nacht. Angekettet an dieses vergängliche brennende Haus, entzündest du selbst das Feuer, nährst die Flammen, die dich verzehren. Kehre suchend um zu jener Zeit, als du zur Welt kamst: du hast alles vergessen! Bewahre deinen Geist so wie er bei deiner Geburt war, und sogleich wird dieses dein Selbst zum Lebenden Tathâgatâ. Ideen und Gedanken, was gut ist, was schlecht - sind alles nur Spuren deines eigenen Ich. Ein brennendes Feuer im Winter verbreitet Wohlgefühl; wenn der Sommer kommt - nur lästige Hitze. Und die liebliche Sommerbrise - noch vor dem Herbst wird sie zur Plage. Bist du zu Geld gekommen, verachtest du die Armen. Weißt du nicht mehr wie es war, als du nichts zu beißen hattest? Das Geld, dein Leben lang gesammelt, aufgehäuft mit besessenem Geist, siehst du mit Abscheu und Schrecken von Hungergeistern umdrängt. Dein Leben nicht achtend, hast du es dem Goldhunger geopfert. Da du dein Leben verrinnen siehst, jetzt ist all dein Geld nutzlos. Eitles Streben, krampfhaftes Halten - ich hab' nichts mehr damit im Sinn. Darum kann ich jetzt behaupten: Die ganze Welt ist wahrhaft mein! Deine Sehnsucht nach der Geliebten ist nur jetzt aktuell, sie kommt aus der Zeit, bevor du sie kanntest. Sich jemand ins Gedächtnis rufen heißt: nicht vergessen können. Niemand zu rufen heißt niemand vergessen haben. Blickst du in die Vergangenheit - sie ist nur ein Abendtraum. Hast du das erkannt, ist alles was du siehst nur Lüge. Wer sich erbittern läßt vom Leben dieser Welt der treibenden Sorgen, quält sich selbst, verstört seinen Geist und brütet dumpf über leeren Träumen. Da dieser treibenden Welt letztlich keine Wirklichkeit zukommt - statt deinen Geist an Dinge zu hängen, lass' los, lass' los! Wenn du an Dingen nicht hängst, wird die treibende Welt vergehen. Nichts bleibt übrig, leeres Nichts - das heißt: ein lebender Buddha. Den besessenen Geist bringst du selbst hervor, wenn er dich gnadenlos plagt - schilt dich selbst und sonst niemand! Tust du das Böse: Dein Geist ist der Dämon. Keine Hölle ist zu finden außer in dir selbst. Die Hölle verabscheuen, den Himmel ersehnen - so machst du dir Leiden in einer fröhlichen Welt. Du denkst: Gut heißt das Böse hassen. Böse ist nur der hassende Geist. Du sagst: Gut ist das Gute tun. Böse ist nur der redende Geist. Gut und Böse zusammen rolle zu einer Kugel. Wickle sie in Papier und fort damit und vergessen! Geheimnisse und Wunder hat es nie gegeben. Nur wenn du nicht verstehst, siehst du seltsame Dinge. Das ist das Trugbild, das dich narrt, das die Trugwelt uns als wahr unterschiebt. Ruf, Geld, Bauch, Schlaf und Sex - hast du die fünf Begierden erlernt, werden sie für dich Wegweiser des Lebens. Regeln des richtigen Handelns hat es nie gegeben. Der Kampf zwischen Gut und Böse ist nur eine Falle des Ich. Hast du die Lehre der Buddhas erfaßt, wirst du erkennen: Du hast nichts gelernt! Erleuchtung und Verblendung gibt es von Anbeginn nicht. Sie sind nur gefundene Ideen, von deinen Eltern nie vererbt. Wenn du denkst, der Geist, der Erleuchtung erlangt, sei dein, kämpfen nur Gedanken in dir miteinander. Ich kümm're mich nicht mehr um Erleuchtung den ganzen Tag, und daher kommt es: Am Morgen wach' ich ausgeschlafen auf! Beten um Heil in kommenden Welten, beten für deine egoistischen Ziele, heißt nur häufen und türmen Anmaßung auf Ichsucht. Müde bin ich jetzt des Gebets nach Erlösung, gehe ruhig meinen Weg und lasse den Atem gehen. Stirb - und dann lebe Tag und Nacht inmitten der Welt. Hast du das vollendet, hältst du den Globus in der Hand. Die Buddhas tun mir leid: mit all ihrem Schmuck, wie müssen sie geblendet sein von diesem Glanz! Zu früh für dich, Buddha im Schrein zu sein, lieber ein Wächterdämon draußen vor dem Tor! Suchst du im Reinen Land nur deinen Lohn, schämst du dich nicht vor dem Buddha dann? Niemand hat Feinde, nicht bei der Geburt. Du schaffst sie dir selbst im Streit um Gut und Schlecht. Ursache und Wirkung sind klar erkennbar. Verblendet wirst du und weißt doch nicht: Du allein hast dir selbst das angetan - Das nennt man Ichbezogenheit. Großgeworden in der Welt der Bedingtheit, großgeworden in der Welt der Vergänglichkeit; mit solcher Verblendung bist du nur der Verlierer! Der nicht-bedingte Geist ist ursprünglich ungeboren. Das Bedingte hat kein Sein, darum gibt es keine Verblendung. Mögen die Jahre vergehen, der Geist wird nicht älter: der Geist, der sich selbst immer gleich bleibt. Beispiellos, wunderbar! Du hast gesucht und gefunden den, der nie alt wird: Ich allein! Das Reine Land, wo man friedlich zu Rate geht, ist hier und jetzt, nicht entfernt Millionen von Meilen. Wer dir eine Teeschale zuwirft - fang' sie! Fang sie flink mit weichem Tuch, dem Stoff deines wachen Geistes! Quelle: Zen - ein Lesebuch |