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Geschichten zur Dunkelzeit - Druckversion

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RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Slaskia - 24.12.12011

Zitat:Gemeinsam zelebrierten sie nun das heilige Fest, entzündeten das Feuer, welches symbolisch für die Kraft der Sonne und die ewige Kraft der Urflamme steht. Sie waren Freunde unter Freunden, gleichberechtigte Ritter – denn Rang und Titel hatten in dieser Runde keine Bedeutung. Der Schädel des Baphomet sprach zu ihnen die heiligen Worte, erinnerte sie an ihre Herkunft und gab ihnen Kraft für den weiteren Weg. Sie alle erneuerten ihre Schwüre, und nach alter heidnischer Sitte vollzogen sie ihre Rituale und vergaßen auch ihre persönlichen Wünsche nicht, die ihnen das Leben in der Welt da draußen vereinfachen sollten. Als sie alle ihre Schwerter zogen, um die Spitzen der Schwerter über dem Feuer zu vereinigen, rief Jaques: „Möge das Feuer der Sonnenwende unsere Schwerter und Herzen zusammenschmieden, auf daß allen stets die gemeinsamen Kräfte unseres geheimen Ordens der schwarzen Göttin zur Verfügung stehen, und möge unsere gemeinsame Kraft mit geballter Wucht alle unsere Feinde vernichten!“

Einfach nur schöööön! Vielen Dank!


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Aglaia - 27.12.12011

Das fand ich im Internet: symbolische Hexenverbrennung zur Sonnenwende:


Brauchtum Sonnenwende

Die Sonne als Lebensspenderin hat natürlich eine ganz außerordentliche Bedeutung und Aufgabe im Brauchleben. Sonnenwenden sind so verständlicherweise Hochfeste besonderer Art.

In mehreren Orten unserer Gemeinde fanden sich Belege für jene Glaubensvorstellung, dass man am Sonnwendtag bereits vor Sonnenaufgang die Kühe melken muss, dass „die Hex' net dazu kommt“. Abends wiederholt sich dieser Analog, man muss vor Sonnenuntergang die Kühe melken.

Zusätzlich verabreicht man dem Vieh am Sonnwendtag eine „Maulgabe“. Jedes Rind erhält eine Handvoll grünen Hafer. Das soll Schutz vor Viehkrankheiten gewähren. Diese Maulgabe muss freilich auch vor Sonnenaufgang verabreicht werden sonst bleibt sie ohne segensvolle Wirkung.

Aus dem Wald bringt man Dürrlinge, hebt für das Sonnwendfeuer alte Stallbesen auf und immer wieder ist üblich, eine Puppe zu bauen, in der Art einer „Krautscheucher“.

Das ist die „Sonnwendhexe“, die auf einer hohen Stange mitten im Sonnwendfeuer thront und natürlich dann auch den Flammen zum Opfer fällt.




RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Hælvard - 28.12.12011

Zitat:und möge unsere gemeinsame Kraft mit geballter Wucht alle unsere Feinde vernichten!“



RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Paganlord - 20.12.12013

Immer wieder gern gelesen:

Wo Nordlands weiße Schwäne ziehn,
in Schnee und Eis ein ewig Grün,
wo klar der Tag, nach langer Nacht,
im Sonnenlichte hell erwacht,
wo einst der Ahnen Wiege stand,
dort ist des Glückes Unterpfand.

Ein erfolgreiches, harmonisches und kraftvolles neues Sonnenjahr für uns alle!


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Knight - 20.12.12013

Auch ich wünsche uns allen ein schönes, harmonisches und erfolgreiches neues Sonnenjahr Winken


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Paganlord - 19.01.12014

Weihnachtsbesuch aus Querfurt

Die Preußen, die zu Beginn des 11. Jahrhunderts im Gebiet zwischen der Weichsel und der Memel leben, sind ein besonderes Volk. Sie sind – anders als die meisten ihrer Nachbarn – keine Slawen, sondern Germanen. Schon von ihrem äußeren Erscheinungsbild unterscheiden sie sich von ihren Nachbarvölkern. Die Preußen sind hochgewachsen mit hellen, schneeweißen Haaren, während ihre Nachbarn etwas gedrungen erscheinen und braunes Haar besitzen.

   
Die preußischen Stämme um 1000

Eine große Freiheitsliebe, Friedfertigkeit und Schöngeistigkeit wird den Preußen von ihren Anrainern bescheinigt, und jeder lebt gern mit diesen Stämmen in guter Nachbarschaft. Denn trotz ihrer Friedfertigkeit sind die Preußen ein wehrhaftes Volk. Schon oft haben sie „Seite an Seite“ mit den litauischen und slawischen Nachbarn gegen feindliche Invasoren gekämpft, die ein Auge auf den schönen Landstrich geworfen hatten.

Selbst der Kiewer Herrscher Wladimir I. (der schon viele Kriege geführt und siegreich bestanden hat) ist im Zweifel darüber, ob er die Preußen besiegen könnte. Bisher hat er sich jedenfalls nicht getraut, militärisch gegen die heidnischen Völker an der kurischen Nehrung vorzugehen. Zu gefährlich erscheint dem Chr*sten ein solches Vorhaben.

Trotzdem kann er sein Begehren, auch das Preußenland (oder zumindest einen Teil davon) beherrschen zu wollen, kaum zügeln. Gemeinsam mit seinen schwedischen Verbündeten (Chr*stlich-missionierte Wikingerstämme) und mit Unterstützung der Kirche, könnte das Vorhaben jedoch gelingen.

Wladimir verfolgt hierbei einen hinterhältigen Plan: Vor einigen Jahren hatte ihm ein Missionar aus Querfurt gute Dienste geleistet. Der Missionar hatte durch seine Tätigkeit die Schlagkraft der sibirischen Petschenegen gespalten und die meisten von ihnen zum Chr*stentum bekehrt. So war es für Wladimir I. Knjas (Fürst) von Kiew ein leichtes Spiel, den religiös zerstrittenen sibirischen Erzfeind zu besiegen.

   
Ukrainischer 1 Hrywnja-Geldschein
Auf den Banknoten der heutigen Ukraine ist Fürst Wladimir abgebildet. Die Chr*stlich geprägte Ukraine nennt ihn dabei: „Wladimir den Großen“.
Wladimir zu Ehren wird von der Zarin Katharina II. der Wladimir-Orden (Der Kaiserliche Orden des Heiligen und Apostelgleichen Großfürsten Wladimir) als russischer Zivil- und Militärverdienstorden 1782 gestiftet und bis heute als Sankt Wladimir Orden verliehen.


Zitat:Das wichtigste Ereignis der Regierungszeit Wladimirs war die Chr*stianisierung der Kiewer Rus im Jahre 988 anläßlich seiner Vermählung mit Prinzessin Anna von Byzanz, Tochter des byzantinischen Kaisers Romanos II. Dafür erhielt Wladimir den Beinamen „der Heilige“ und wurde nach seinem Tod in den Stand eines „Heiligen“ der orthodoxen Kirche erhoben.

Nun war Bruno (so der Name des Missionars) gerade aus Ungarn zurückgekehrt und hatte von Papst Sylvester II. für seine erfolgreiche Missionarsarbeit in Siebenbürgen und Ungarn den Titel „Apostolische Majestät“ verliehen bekommen. Daß Bruno bei seiner Chr*stianisierung mit verbrecherischen Methoden vorgeht, stört weder den Papst noch den Patriarchen in Byzanz und schon gar nicht Fürst Wladimir.

Seit ca. zehn Jahren ist Wladimir mit der Schwester des jetzigen byzantinischen Kaisers verheiratet und hatte damit als erster europäischer Herrscher eine „Purpurgeborene“ zur Frau erhalten. Natürlich wollte der byzantinische Kaiser mit dieser Ehe vor allem das Bündnis zwischen Konstantinopel und Kiew festigen, jedoch war es noch niemals vorgekommen, daß eine echte Angehörige des sehr alten oströmischen Kaiserhauses an einen europäischen Herrscher gegeben wurde. Für Wladimir war das Arrangement dieser Ehe ein Schritt auf die ganz große politische Bühne – und ein Beleg seiner internationalen Anerkennung gleichermaßen.

Wladimir hat entgegen der Chr*stlichen Lehre zwar schon sieben weitere Frauen und etliche hundert Mätressen, jedoch waren alle diese Frauen ein Nichts im Vergleich zu Anna. Kaisertochter Anna entstammt nämlich einer uralten Adelsfamilie, die schon vor vielen Jahrhunderten (zu Zeiten der Römer) die Welt beherrscht hatte. Daß Anna ihn nicht liebte und nur widerwillig zu dem gerade erst bekehrten Chr*sten Wladimir nach Kiew ging, störte ihn nicht weiter. Sie war eine Trophäe, ein Schmuckstück an seinem Herrschermantel, welches seine große Macht und seinen Einfluß symbolisierte.

Ein ebensolches Schmuckstück sollte nun Preußen werden. Daß seine „Apostolische Majestät Bruno aus Querfurt“ seinem Ruf folgte und deshalb nun in Kiew weilt, paßt hervorragend in Wladimirs Pläne. So sitzen zum Spätsommer des Jahres eintausendundacht Wladimir, sein Sohn Jaroslaw und der Querfurter Missionar zusammen und besprechen ihren hinterhältigen Plan. Bruno soll mit seinen Mönchen das Preußengebiet durchwandern, die Friedfertigkeit und Gastfreundschaft der dortigen Stämme ausnutzen und offiziell „Werbung für die Chr*stliche Religion verbreiten“. Heimlich soll Bruno jedoch die heiligen Stätten der Heiden ausspionieren und diese ungesehen schänden. Bruno will die Götzenbilder der Heiden zerstören, und wo das aufgrund der Größe oder Bewachung der Anlage unmöglich erscheint, will er Skizzen von den örtlichen Gegebenheiten anfertigen. Das später folgende Chr*stenheer könne diese Stätten dann leichter finden und effektiver vernichten. Außerdem führt Bruno einen ganzen Sack Chr*stlicher Gebetsketten und anderer sakraler Gegenstände mit sich, die er vor Ort (und anstelle der Götzenbilder) hinterlassen möchte. Falls die Mission nur wenig erfolgreich sein sollte, werden die Chr*stlichen Kultmaterialien in die Hände einheimischer Anhänger gegeben. Sie werden die Gegenstände dann im Laufe der Zeit ins Volk einbringen, um die heidnischen Götzenbilder somit Schritt für Schritt auszutauschen und Zug um Zug zu ersetzen: „Bis keines der Heidenbilder mehr übrig ist“, sprach Bruno den beiden Kiewern aus dem Herzen.

Der Papst in Rom und auch der orthodoxe Patriarch in Konstantinopel haben dieses Vorhaben gesegnet und die speziell für Preußen präparierten Gebetsketten und sakralen Mitbringsel hergestellt und jeweils an den Querfurter übergeben. Die Kirchenführer hoffen, daß hierdurch die heidnischen Götternetzwerke blockiert und gestört würden. Auch die von Wladimir so gefürchteten heidnischen Priesterinnen würden spirituell nichts bewirken können, wenn deren heilige Stätten von den Chr*sten solcherart konterminiert würden.

Bruno ist bei seinen Plänen mit Tatendrang und Chr*stlichem Eifer erfüllt, weiß jedoch genau, worauf er sich hier einläßt. Erst vor sieben Jahren war ein anderer Missionar, Adalbert von Prag, von preußischen Priestern dabei ertappt worden, wie er sich widerrechtlich in einen heiligen Hain der Heiden schlich, um dort sein böses Werk zu vollrichten. Noch ehe Adalbert seine Gebetsketten im Heiligtum etablierten konnte, wurde er von einem herbeieilenden Weidelotten (so nennt man die Priester in Preußen) mit einem Ruder erschlagen. Der polnische Herrscher Boleslaw, in dessen Auftrag Adalbert als Spion und Zersetzer unterwegs gewesen war, mußte das Gewicht des Leichnams in Gold aufwiegen, um den toten Körper des Missionars von den Heiden zurückzuerhalten. Bruno sah Wladimir in die Augen und sagte: „Versprecht mir, daß ihr Gleiches für mich tun werdet, sollte ich von den Heiden getötet werden!“ Wladimir gab ihm das Versprechen mit den Worten: „Ich würde nicht wollen, daß Eure Seele der bösen heidnischen Hexe Pogezana in die Hände fiele und gebe Euch das Versprechen, daß in diesem Fall euer Körper ein Chr*stliches Begräbnis erhielte; koste es was es wolle!“

Zusammen mit achtzehn Mönchen brach Brun von Querfurt im Herbst des Jahres 1008 in Kiew auf, um seine Chr*stliche Weihnachtsbotschaft bei den heidnischen Stämmen der Preußen zu verkünden. Den achtzehn Männern kam gar nicht erst der Gedanke, daß sie und ihre Botschaft dort unerwünscht waren, daß die Preußen lieber so leben wollten, wie sie schon seit Jahrtausenden lebten und dabei vom Chr*stentum nichts wissen möchten. Zu fanatisch waren Bruno und seine achtzehn Begleiter, daß sie einem anderen Menschen, geschweige denn einem ganzen Volk, dieses Recht zugestanden hätten.

In weiser Voraussicht hatte Bruno auch den schwedischen König für sich und das Chr*stentum gewonnen, und hoffte im Falle eines Erfolges auf das militärische Eingreifen der Schweden. Ihm war klar, daß sich nicht alle Preußen von ihm bekehren lassen würden. Der Einsatz militärischer Gewalt zur religiösen Unterwerfung der Preußen war also von vornherein unvermeidbar. Der Kiewer Wladimir und der Schwede Olaf standen dafür bereit und würden die Preußen von beiden Seiten angreifen, sie in die Zange nehmen und anschließend das Land unter sich aufteilen. Ihm Bruno blieb der Ruhm der Chr*stianisierung und der Unterwerfung eines widerspenstigen Heidenvolkes. Dafür zog er nun mit seinen drei mal sechs Männern in das von undurchdringlichen Wäldern beherrschte Land.

Das Vorhaben der Missionare und ihrer Hintermänner blieb jedoch nicht unbemerkt, denn nach dem versuchten Frevel des Adalbert waren die Preußen aufmerksam geworden. Ihre Hohepriesterin Pogezana überwacht mit ihrem allsehenden Auge die Tätigkeiten der Chr*stlichen Nachbarstaaten. Als Bruno nun die Landesgrenze der Heiden überschreitet und die hier aus Pferdeschädel hingestellten Warnzeichen erblickt, weist er seine Mönche an, diese „Symbole der Heiden“ auf der Stelle zu entfernen.

Trotzdem beschlich den abgebrühten Missionar ein sehr mulmiges Gefühl, welches ihn nachts lange Zeit nicht in den Schlaf kommen ließ. Kurz vor Morgengrauen, als er endlich eingeschlafen war, erschien ihm im Traum eine riesenhafte Frau mit Schlangenzunge. Diese Frau saß auf einem Thron, und vor diesem Thron war eine jener Stangen gestellt, die Brunos Mönche am Vortag ignoriert und beiseite geräumt hatten.

Bruno wollte auf seinem Pferd schnell an dieser Frau vorbeireiten, doch sie versperrte ihm den Weg und sprach mit ihrer zischelnden Schlangenzunge:

   
Pogezana wird durch Nidstangen vor dem heranreitenden Missionar Bruno geschützt

„Kehre um und setze keinen Schritt weiter in das von mir behütete Land, und dein Leben bleibt dir erhalten. Gehst du jedoch weiter, werde ich nicht nur deinen Leib verschlingen, sondern auch deinen Geist gefangennehmen. Ich werde nicht erlauben, daß dein Geist den toten Körper verlassen kann, bis dieser verfault – und auch danach wirst du für immer im Feuer gefangen sein! Höre auf meinen Rat, kehre um bevor es zu spät für dich ist!“

Bruno schreckte sofort hellwach aus dem Traume hoch und wußte sofort, daß Pogezana, die schreckliche preußische Hexe, ihn aufgespürt hatte.

Er ließ die Männer zusammenrufen und stellte seine achtzehn Mönche in drei Reihen zu je sechs Personen vor sich hin, um einen Chr*stlichen Gegenzauber zu etablieren. Er malte allen Männern drei Kreuze auf ihre rechte Hand oder an ihre Stirn: „Diese Kreuze werden machen, daß alle unsere Seelen zu G*tt gehen, sollte uns im Heidenland ein Übel widerfahren“, sprach er zu seinen Männern und ließ das Lager abbrechen, um die preußische Grenze endgültig zu überschreiten.

Zur Zeit der Wintersonnenwende kam der Missionar aus Querfurt zu den ersten Siedlungen ins Land der preußischen Sudauen. Die Mönche klopften an die Türen und baten um die Gastfreundschaft der Heiden. Die gastfreundlichen Preußen gewährten den Chr*stlichen Missionaren eine Nacht auf ihrem Hof, ehe sie dann am nächsten Morgen weiterziehen sollten.

Als Bruno und seine Männer sich am Mitwintertag wiederum um ein Nachtquartier bemühten und die gastgebende Familie gerade nach den geheimen Stätten der Götzendiener ausfragen und ausspionieren wollten, konnten sie beobachten, wie die Frau des Hauses mit einer Schale Milch das Haus verließ. Sie ging zu einer alten Eiche, welche in der Nähe des Backofens wuchs und schon einen hohlen Stamm besaß. Bruno schlich ihr hinterher und konnte beobachten, wie die Frau die Milchschale in den hohlen Eichenstamm stellte. Dabei murmelte die Frau nicht verständliche Worte, die wie eine Art Singsang klangen. Dabei ging sie mit ihrem Mund ganz nah an die Baumöffnung heran, streckte lallend ihre Zunge heraus und wiegte dabei mit ihrem Oberkörper vor und zurück.

Zitat:Wie die Germanen in ihrer Veleda, Vurina und Ganna prophetische Verkünderinnen der Zukunft verehrten, so suchten auch die Preußen den weiblich-priesterlichen Rat bei ihren heilig gehaltenen, weissagenden Frauen, die in den Landschaften hier und da verstreut lebten. Als eine solche nennt schon die alte Sage die Priesterin Pogezana im Pogesanischen Lande. Weiterhin haben wir Kenntnis von einer anderen, die im Galinderlande lebte, dort im ungemeinen Ansehen stand und durch ihre Aussprüche alles lenkte und leitete. Es gab außerdem aber auch Priesterinnen, welche nicht mit so bedeutender Gewalt versehen waren. Sie wurden in großer Zahl in die Schwesternschaft der Weidelottinnen aufgenommen und pflegten den Götterdienst und die Weissagung. Es scheint, daß die verschiedenen Göttinnen der Preußen nur durch diese weiblichen Priester mit Opfer und Weihgaben verehrt werden konnten.

Gewiß ist, daß es überall im Lande heilige Wälder und heilige Haine gab, in denen kein Baum gefällt, kein abgestorbenes Holz hinweggetragen, kein Zweig versehrt und kein Tier erlegt werden durfte. Denn jeder Baum, jeder Zweig und alles was darin lebte, ward für heilig geachtet. Auch einzelne Bäume wurden für heilig gehalten, weil man in ihnen ein höheres Wesen ahnte und sie für Wohnsitze der Götter hielt, wo diesen wiederum geopfert wurde. Besonders die Eiche, an deren Stamm dem Gotte Eurche geopfert wurde, stand bei den Preußen im hohen Ansehen. Das heiligste und verehrungswürdigste Tier war dem Preußen jedoch die Schlange. Man hielt die Schlange für unsterblich, meinend, daß sie bei jedem Wechsel ihrer Haut verjüngende Kraft annehme. Mit großer Sorgfalt ward sie als Schutzgeist in alten ausgehöhlten Eichenbäumen, in Ställen und Wohnhäusern gepflegt und verehrt. Frauen brachten ihr Milch als Nahrung und baten dabei um Segen der Göttin Laima. Auf Sorglosigkeit in ihrer Pflege oder auf Verletzung ihres Körpers folgte im Hause Schaden und Unheil aller Art.

Die Frau ging hiernach jedoch nicht zum Haus zurück, sondern verschwand unbekannten Weges im dichten preußischen Wald. Bruno wartet bis sie verschwunden war, band sich sein Gebetskettchen um die rechte Hand und langte in den hohlen Baum, um die Milchschale wieder herauszuholen und um zu schauen, was sich dort im Baum wohl für ein heidnisches Götzenbild befinde?

Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er die Hand zurück. Eine Schlange wohnte in dem Baum und hatte den Missionar gebissen. „Verfluchte Schlangenbrut,“ entfuhr es dem Querfurter, „dafür sollt ihr mir büßen!“
Wütend eilte Bruno ins Haus zurück und berichtete seinen achtzehn Mönchen von dem teuflischen Vorfall und daß ihre Gastgeberin wohl eine Hexe sein müsse.

Im Glauben, daß der Teufel selbst diesen Hof beherrschen müsse, zogen die Missionare ihre Schwerter und ermordeten in rasender Wut ihren Gastgeber und dessen gesamte Familie. Danach legten sie sich auf die Lauer, um die Frau des Hauses zurück zu erwarten, damit sie sie ebenfalls für ihr unChr*stliches Verhalten bestrafen und ermorden konnten. Nach drei Tagen des Wartens gaben sie jedoch auf und zogen am 24.12. des Jahres 1008 weiter, um ihre Missionarstätigkeit fortzusetzen. So kehrten sie noch auf einigen Höfen ein und wurden von nichtsahnenden Gastgebern empfangen und bewirtet.

In einer der Rauhnächte träumte Bruno jedoch erneut von jener Hexe und von der Schlange, die aus der Eiche fuhr, um ihn in beide Hände zu beißen. Als Brun vor der Schlange weglaufen wollte, bohrte ihm die Schlange ihre Zähne auch in die Füße und lähmte ihn auf diese Weise. Er wollte fliehen, konnte es jedoch nicht. Im Traume lag er bewegungslos auf dem Boden und die Schlange schlängelte sich um seinen Leib, so daß er im Schlafe laut vor Angst schreien mußte.

Schweißgebadet erwachte Bruno und überdachte seine Mission. Die Missionarstätigkeit hatte leider nicht den gewünschten Erfolg. Viele Preußen wollten nichts vom Chr*stentum wissen, sie waren unbelehrbare Heiden. Also rief Bruno seine Männer zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Einer der Mönche machte den Vorschlag, die Missionarstätigkeit zu beenden und zielstrebig heidnische Götzenstätten aufzusuchen, um diese im Chr*stlichen Sinn zu entweihen und für die Heiden unbrauchbar zu machen.

   
Benediktinermönch Brun von Querfurt

Also zogen Bruno und seine achtzehn Männer los, um bei Lötzen die heiligen Weiden zu fällen, die den dortigen Tempel umsäumten.
Es war um die Zeit des Birgit-Festes, als die Chr*sten den Weidentempel in Lötzen erreichten und freundlich um Aufnahme beim ansässigen Weidelotten ersuchten. Der heidnische Tempel war ganz aus Weidenholz geflochten und hatte die Form eines siebenzackigen Sternes. Bruno fragte den heidnischen Priester, was es mit der besonderen Form auf sich hätte? Doch der Weidelotte antwortet ihm nur ausweichend. Brunos Plan war es, in der Neumondnacht, wenn die Heiden das Birgit-Fest feiern würden, den Tempel zu verbrennen und die ketzerischen Priester und Hexen zu ermorden. Deshalb trugen die Missionare bereits Schwerter unter ihren Kutten. Bruno versuchte den Weidelotten in ein Gespräch zu verwickeln, um den Eindruck zu erwecken, daß er an den heidnischen Bräuchen und Riten interessiert sei, die er in Wirklichkeit jedoch verachtete. Der Weidelotte hielt ihn immer wieder hin, es schien Bruno so, als wenn dieser auf etwas warten würde. Dem Querfurter wurde es zu mulmig, und er überlegte seinen Plan vorzuziehen.

In diesem Moment trat ein Bote zum heidnischen Priester und sagte so, daß es alle im Raum vernehmen konnten: „Sie ist eingetroffen.“ Hierauf führten zwei Tempelwächter eine Frau in den Raum, in welcher der Querfurter die Frau erkannte, deren Familie sie zum Sonnenwendfest ermordet hatten und auf deren Hof er von der Schlange gebissen wurde.

„Sind das jene Männer?“ fragte der Weidelotte. Die Frau nickte und wies mit dem Finger auf Bruno und erzählte: „Mein Mann ließ entgegen meines Rates die Fremden ein, damit sie bei uns über die Nacht Quartier finden würden. Zum Morgengrauen des Sonnenwendtages bin ich zum Baume des Gottes Eurche gegangen, der auf unserem Grundstück steht. Im Baume wohnt Potrimpos Liebling, die Segensspenderin für Haus und Hof – die unsterbliche Schlange, der ich Milch und Gaben bringe; damit sie unser Haus beschütze. Ich habe Laima, Saule und Zemes angerufen, damit unser Haus keinen Schaden durch den Besuch der Fremden erhalte. Doch die Göttinnen waren bereits erzürnt, weil wir den Chr*sten Obdach gegeben haben. Sie sandte mir die Botschaft, daß ich mich retten könne, wenn ich in den Wald laufe, da ich die einzige im Haus gewesen war, die sich dem Besuch verwehrte. Für meine Familie würde jedoch keine Rettung vorgesehen sein, da sie das Unheil aus freien Stücken zu sich ins Haus gelassen und aufgenommen hätten. „Sie können den Folgen ihres Tuns nicht mehr entweichen!“, sprach die Göttin zu mir. Ich habe mich im Wald versteckt und glückseligerweise ist mir dort der Gau-Kriwe begegnet, welchem ich berichtet habe, was sich zugetragen hat. Der Kriwe hat mit mir zusammen die Gebetsketten der Chr*sten eingesammelt, wir haben zusammen meine von den Chr*sten ermordete Familie bestattet, Grabmale für sie errichtet; und nach einer kurzen Zeit der Trauer hat mich der Kriwe dann zu dir gesandt, damit ich die Fremden zu Birgit anklage und ihnen hier der Prozeß gemacht würde.

       
Heidnisch preußische Grabmale in Krötenform (links) und heidnisch preußisches Grabmal für eine geliebte Frau (rechts).

Noch ehe die achtzehn Männer des Querfurters ihre Schwerter ziehen konnten, hatten sie die Speere der Heiden an ihren Rücken und wurden abgeführt. Je nach Schwere ihrer Verbrechen wurden sie dem Moor übergeben oder in die Wolfsgrube geworfen.

Bruno aber wurde vor das Standbild der Schlangengöttin geführt und sollte dort enthauptet werden, als eine Frauenstimme laut rief: „Haltet ein! Er soll auf eine Weise getötet werden, die es seiner Seele nicht erlaubt aus dem Leib zu weichen! Die Seele möge in dem verfaulenden Leib wohnen und hiernach ins Feuer gehen, auf daß sie für diesen Frevel ewig darin gefangen bleibt!"

Pogezana trat hervor und zischte in Richtung des Querfurters: „Ich hatte dich gewarnt!“ Mit ihren Händen malte sie dem Chr*sten ein rotes Kreuz auf die Stirn, eins auf das Haupt und ein drittes Kreuz auf die entblößte Brust. Hiernach ließ Pogezana, die Hohepriesterin der Preußen sich ein Schwert bringen, welches sie ins Feuer hielt und dabei die schrecklichsten Verfluchungen murmelte. Sie reichte das Schwert an den Weidelotten, welcher dem Querfurter mit dem Schwert die Füße und Hände vom Körper trennte. Der noch lebende Körper wurde kopfüber in ein Sumpfloch gesteckt, welches danach mit Erde verfüllt wurde.

Hier sprach Pogezana: „Auch deine Auftraggeber in Kiew sollen verflucht sein. Wladimir, der noch vor kurzem zu den alten Göttern betete und sich nun dem Chr*stengott zugewandt hat, soll sich mit seinem Geschlecht streiten; und Vater und Sohn sollen sich gegenseitig bekriegen, bis der Vater stürbe! Nicht mehr als sieben Jahre sollen bis dahin vergehen!“

So endet das Leben des Bruno von Querfurt im fünfunddreißigsten Jahr nach seiner Geburt. Der böse Geist des Mönches blieb auch nach der Verwesung des Leichnams für alle Zeiten gebannt, so daß er nie wieder Unheil anrichten könne. Das Land Preußen indes blieb weiterhin heidnisch – und das sollte sich auch für die nächsten zweihundert Jahre nicht ändern. Der Name der Priesterin Pogezana ist bis heute überliefert; und auch die Chr*sten erinnern mit einem Gedenkstein an den Tod ihres Missionars in Lötzen, dem heutigen Gizycko in der Nähe der jetzigen russisch-litauischen Grenze.

Tapferkeit, Friedenswillen und Schöngeistigkeit sind auch weiterhin die bestimmenden Charakterzüge der heidnischen Preußen, die sich todesmutig den Missionaren und später den Kreuzfahrern des Deutschen Ritterordens entgegenstellen. Nach Pogezanas Tat und Ritual bleiben die undurchdringlichen Wälder rund um die kurische Nehrung für weitere zweihundert Jahre Lebens- und Siedlungsraum der naturreligiösen preußischen Stämme. Die Preußen betreiben den Ackerbau mit einer Dreifelderwirtschaft, verehren mit ihrer lebendigen natürlichen Religion die Göttin und Donnergott Perkunas, der ihnen von den Göttern am wichtigsten ist. In ihren Eichen, Ställen und Höfen wohnen bis heute heilige Schlangen, die von den Einheimischen noch in unseren Tagen mit Milch und Eiern bedacht werden, damit sie Haus, Hof, Sippe und Freunde beschützen.

© Paganlord


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Violetta - 19.01.12014

Zwar soll man (aus Höflichkeit und auch gemäß der chr**tlichen Lehre) einem Fremden die Tür öffnen und diesen auch entsprechend bewirten, wenn er darum begehrt. Doch zeigt sich nicht nur in diesem Beispiel, daß "Berühren immer auch Infizieren" heißt. Hier also die Mörder freiwillig eingeladen und bewirtet.

Chr**ten kennen keine Hemmungen, wenn es darum geht, ihre Irrlehre mit Blut und Massenmord zu erzwingen. Daher ist es häufig besser, gewisse Höflichkeitsregeln außer Acht zu lassen und sich nicht freiwillig mit diesem tödlichen Virus zu beschmutzen. Das verhält sich heutzutage nicht anders, als zur damaligen Zeit.

Der Baum symbolisiert in diesem Beispiel sowohl die Natur, als auch Frau Erde. Daß Chr**ten keine Hemmungen haben, die Erde zu zerstören, sieht man auf Tagesbasis. Die Schlange und ihre Priesterin symbolisieren universale Weisheit, Neutralität und die Uressenz. Daß Chr**ten hiervon keine Ahnung haben, ist schon durch den fehlenden Respekt dieser Mördersekte erkennbar. Auch heute noch gilt: Wer sich "freiwillig infiziert", setzt sich auch freiwillig der Gefahr "ausgetauscht zu werden“ aus.


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Gast aro - 20.01.12014

Danke für diese schöne Geschichte, erinnert sie doch daran, woher wir kommen und was wir zu tun haben Vikfrau


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Gast aro - 22.01.12014

Doch die Göttinnen waren bereits erzürnt, weil wir den Chr*sten Obdach gegeben haben. Sie sandte mir die Botschaft, daß ich mich retten könne, wenn ich in den Wald laufe, da ich die einzige im Haus gewesen war, die sich dem Besuch verwehrte. Für meine Familie würde jedoch keine Rettung vorgesehen sein, da sie das Unheil aus freien Stücken zu sich ins Haus gelassen und aufgenommen hätten.

Wenn ich da an die heutige "Toleranz" denke ... O_OHmm


RE: Geschichten zur Dunkelzeit - Violetta - 07.08.12015

   
Pogezana zu Pferde bzw. Pferdegöttin: Ratainicza/Rhiannon/Epona