Alexander und Bukephalos
#1
Ein Thessalier namens Philoneikos bot Philipp den Bukephalos (Bukephalos bedeutet Rinderkopf, nach dem thessalischen Brandzeichen, das das Pferd trug) für 13 Talente
(1 Talent = 60 Minen zu 100 Drachmen = etwa 4.000 Goldmark) zum Kauf an.
Man ging hinaus ins freie Gelände, um das Pferd auszuprobieren, und da zeigte es sich, dass es schwierig und ganz unbrauchbar war, da es niemanden aufsitzen und sich nicht einmal von Philipps Gefolge ansprechen ließ, sondern sich immer aufbäumte, wenn ihm jemand in die Nähe kam.
Philipp verlor die Geduld und befahl, es wegzuführen, es sei völlig wild und nicht zu zähmen. Da sagte Alexander, der dabeistand: „Was für ein Pferd geht da verloren, bloß weil sie aus Unverstand und Weichlichkeit nicht mit ihm umzugehen wissen.“
Zunächst schwieg Philipp dazu, als Alexander aber weiter darüber sprach und große Erregung zeigte, sagte Philipp: „Du willst Älteren Vorwürfe machen, also ob du besser Bescheid wüßtest als sie und besser mit einem Pferd umgehen könntest?“
„Mit diesem da würde ich jedenfalls besser zurechtkommen als irgend jemand sonst.“
„Wenn du es aber nicht schaffst, welche Strafe willst du dann hinnehmen für deinen Vorwitz?“
„Wahrhaftig, dann will ich den Preis für das Pferd bezahlen!“
Alles lachte, und als man sich über den Preis geeinigt hatte, lief Alexander sogleich auf das Pferd zu, nahm es am Zügel und drehte es gegen die Sonne. Offenbar hatte er bemerkt, dass es scheute, wenn es seinen Schatten vor sich fallen und sich hin und her bewegen sah. Dann lief er ein paar Schritte neben ihm her, streichelte es, und als er sah, dass es wieder feurig und temperamentvoll wurde, ließ er behutsam seinen Mantel fallen, sprang aufs Pferd und setzte sich zurecht.
Zunächst hielt er es ohne Schlagen und Zerren noch eine kurze Zeit zurück, indem er mit den Zügeln die Gebißstange leicht anzog. Als er aber sah, dass das Pferd seinen Widerstand aufgegeben hatte und jetzt heftig vorwärtsdrängte, gab er ihm die Zügel und lief es laufen, indem er es durch lauteren Zuruf und Schenkeldruck noch vorwärtstrieb.
Philipp und seine Begleiter waren zunächst stumm und voller Angst. Als er aber in einer dressurmäßigen Wendung stolz und froh zurückgeritten kam, jubelten ihm alle zu, sein Vater aber soll Freudentränen vergossen haben. Beim Absitzen küsste er seinen Sohn und sagte zu ihm: „Mein Sohn, such dir ein Reich, das deiner würdig ist; denn Makedonien ist zu klein für dich.“

Quelle: Plutarch, Alexander

[Bild: battle.jpg]

Ein Mosaikteilchen aus der Schlacht von Issus 333 v.d.Z., welches Alexander und womöglich Bokephalus zeigt.
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#2
Vielen Dank für diese schöne Geschichte.
Zu Bucephalus fällt mir auch immer unser Freund der ehrenwerte Gaius Julius Caesar ein. Er nannte sein erstes Pferd ebenfalls Bucephalus.
Leider durfte er es in seiner Jungend nur heimlich reiten, da es ihm als Jupiterpriester untersagt war auf Pferden zu reiten, Waffen zu tragen und sich in der Kunst des Krieges zu unterrichten.

Erst Lucuis Cornelius Sulla löste ihn während seiner Diktatur aus diesem Amt (Caesar war gerade 18), in das ihn Caesars Onkel Gaius Marius schon als Kind bewußt verstrickte.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#3
(06.05.12008, 17:24)Hælvard schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-32595.html#pid32595Vielen Dank für diese schöne Geschichte.
Zu Bucephalus fällt mir auch immer unser Freund der ehrenwerte Gaius Julius Caesar ein. Er nannte sein erstes Pferd ebenfalls Bucephalus.
Leider durfte er es in seiner Jungend nur heimlich reiten, da es ihm als Jupiterpriester untersagt war auf Pferden zu reiten, Waffen zu tragen und sich in der Kunst des Krieges zu unterrichten.

Erst Lucuis Cornelius Sulla löste ihn während seiner Diktatur aus diesem Amt (Caesar war gerade 18), in das ihn Caesars Onkel Gaius Marius schon als Kind bewußt verstrickte.

Warum Gaius Marius Caesar in das Amt des Jupiterpriesters stecken ließ, hat nur einen Grund.
Gaius Marius wußte, daß der junge Caesar das Zeug dazu hatte, ihn in Ruhm und Ansehen zu übertreffen, obwohl ihm prophezeit wurde, daß er selbst siebenmal römischer Konsul werden würde.
Das geschah auch, doch kurz nach Amtsantritt zum 7. Konsulat erkrankte Gaius Marius schwer ...

Daß Caesar sein erstes Pferd, das er heimlich ritt, Bucephalus nannte, und auch, daß er am Grab Alexanders war, zeigt seine Ehrerbietung!
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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